Evolution, Zivilisation und Verschwendung
Individuen reelle Chancen einräumen sollen. Im Unternehmensbereich gehören dazu etwa diverse Finanzierungsmöglichkeiten über Banken und Börsen oder die Bereitstellung von Venture Capital. Auch stehen meist zahlreiche Berater unterstützend zur Verfügung.
Grundsätzlich können wir gemäß den bisherigen Ausführungen die beiden folgenden Situationen unterscheiden:
Lebewesen haben nur eine begrenzte Lebenszeit. Sie müssen sich deshalb regelmäßig fortpflanzen, um ihre Strukturen und Kompetenzen weiterzugeben und für die Population zu erhalten. Im Rahmen der Fortpflanzung entstehen Kopien ihrer Person (Nachwuchs), die sich aber aufgrund von Mutationen und genetischen Rekombinationen auch von ihnen unterscheiden. Im Sinne der Systemischen Evolutionstheorie (siehe Abschnitt
Systemische Evolutionstheorie
auf Seite → ) besitzen Populationen aus lauter Lebewesen folglich einen variationserhaltenden Reproduktionsprozess, nämlich die Fortpflanzung ihrer Individuen.
Alternativ dazu können solche Populationen auch Individuen mit anderen Populationen tauschen, was in der Literatur unter den Begriff der Zuund Abwanderung fällt.
Insgesamt kann man festhalten: In Populationen aus lauter Lebewesen entsteht neue Variation durch Fortpflanzung und Zuwanderung.
Populationen aus lauter selbsterhaltenden Systemen, die sich im Grunde über einen beliebig langen Zeitraum intern selbst erneuern können (zum Beispiel Populationen aus Sportvereinen oder Unternehmen), kennen in der Regel so etwas wie die Fortpflanzung (Replikation) nicht. Stattdessen erhalten sie ihre Variation meist durch Erzeugung gänzlich neuer Individuen. Im Sinne der Systemischen Evolutionstheorie (siehe Abschnitt
Systemische Evolutionstheorie
auf Seite → ) besitzen sie folglicheinen variationserhaltenden Reproduktionsprozess, nämlich die interne Erneuerung ihrer Individuen und die Erzeugung neuer Populationsmitglieder.
Alternativ dazu können solche Populationen auch Individuen mit anderen Populationen tauschen. Beispielsweise könnte ein ausländisches Unternehmen nun auch seine Produkte auf dem deutschen Markt, auf dem es bislang noch nicht tätig war, anbieten.
Insgesamt kann man festhalten: In Populationen aus lauter selbsterhaltenden Systemen, die sich über einen beliebig langen Zeitraum intern selbst erneuern können, entsteht neue Variation durch Erzeugung neuer Individuen und „Zuwanderung“.
Möglicherweise werden Sie sich jetzt fragen, warum sich Organismen nicht wie Populationen oder soziale Systeme (praktisch) zeitlich unbegrenzt innerlich reproduzieren können, schließlich verfügen Sie ja über das Mittel der Zellerneuerung. Der Grund dafür ist ein ganz einfacher: In Organismen haben alle Zellen den gleichen Chromosomensatz, das heißt, sie basieren auf den gleichen Genen. Eine zelluläre Funktionsverbesserung – im Sinne einer besseren Adaption an den Lebensraum – ist im Grunde nur über die Fortpflanzung möglich, bei der jeder Nachkomme einen vollständig neuen Chromosomensatz erhält, der dann für alle Zellen gilt. Ein Unternehmen kann dagegen bei Bedarf neue Mitarbeiter (mit neuen Chromosomensätzen) einstellen, deren Qualifikationen und Berufserfahrungen den sich wandelnden Anforderungen der Märkte in optimaler Weise genügen. Das setzt allerdings voraus, dass auch stets eine ausreichende Zahl an Menschen mit den benötigten Qualifikationen nachkommt, was zwar Unternehmen (und Fußballbundesligavereine) üblicherweise implizit annehmen, wovon jedoch in modernen Gesellschaften zurzeit nicht mehr unbedingt ausgegangen werden kann (siehe dazu den Abschnitt
Central theoretical problem of human sociobiology
auf Seite → und das Kapitel
Demographischer Wandel
auf Seite → ). All das unterstreicht die enorme Bedeutung der Humanressourcen für Unternehmen und des Humanvermögens für Gesellschaften.
Wir halten fest: Organismen müssen sterben und sich fortpflanzen, um sich genetisch erneuern zu können, bei Organisationssystemen reicht dafür bereits die regelmäßige Erneuerung der Humanressourcen.
Auf den letzten Seiten erfolgte bedauerlicher ein häufiger Vorgriff auf die noch darzustellende Systemische Evolutionstheorie (siehe Abschnitt
Systemische Evolutionstheorie
auf Seite → ). Dies dürfte nicht gerade zumVerständnis der Ausführungen beigetragen haben. Der Vorteil dabei ist allerdings, dass die bei den verschiedenen nichtbiologischen Evolutionen (siehe Abschnitt
Nichtbiologische Evolutionen
auf Seite → ) zum
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