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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Kompetenzen und zum Teil auch seinen (zeitlichen)
Ressourcen
ein. Daneben hat er bestimmte Interessen (zum Beispiel viel Geld zu verdienen), die sich zu erheblichen Anteilen auf sein Selbsterhaltungs- und Reproduktionsinteresse zurückführen lassen.
    Die meisten Unternehmen haben gleich mehrere Selektionsmechanismen implementiert, um Mitarbeiterinteressen zu genügen, und in der Regel sind diese den Mitarbeitern auch mehr oder weniger bekannt. Zu nennen wären etwa:
Gehaltserhöhungen (und sonstige geldwerte Vorteile/Vergünstigungen)
Beförderungen (innerhalb der Unternehmenshierarchie)
Eigenes Budget
Übernahme von Projektleitungen
    Wie entsprechende Selektionen erfolgen, kann von Fall zu Fall sehr unterschiedlich geregelt sein. So könnte in einem Unternehmen die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Netzwerk (zum Beispiel einem „Männerbündnis“) eine wesentliche Rolle spielen, während in einem anderen Fall grundsätzlich erst einmal eine Quotenregelung zur Anwendung kommt.
    In den meisten Unternehmen wird ein nennenswerter Anteil der Mitarbeiter darum bemüht sein, immer wieder „selektiert“ zu werden, das heißt, mehr Geld zu verdienen, in der Hierarchie aufzusteigen, die Position zu festigen, mit herausfordernden Aufgaben betraut zu werden, mehr Stimme zu erhalten oder mehr Verantwortung zu bekommen. Auf diese Weise entfalten die Mitarbeiter ihren Ehrgeiz und ihre Kreativität im Dienste des Unternehmens. In reinen Computersystemen gibt es so etwas dagegen nicht.
    Möglicherweise wird ein Mitarbeiter erst in einem bestimmten Alter erkennen, dass er im Unternehmen nun nicht mehr weiter aufsteigen kann und sich folglich auf eine Absicherung der bislang erreichten Position konzentrieren. Ein anderer Mitarbeiter wird dagegen sein Gehalt oder seine Position als nicht seiner Leistung entsprechend empfinden und sich dann nach alternativen Tätigkeiten innerhalb und außerhalb des Unternehmens umschauen. Dabei stehen in der Regel die jeweils eigenen Interessen im Vordergrund,das heißt, die ganz privaten Selbsterhaltungs- und Reproduktionsinteressen, nämlich viel Geld zu verdienen und sich damit seine Bedürfnisse befriedigen und sich eventuell fortpflanzen zu können. Auch können Macht und Einfluss selbst zu den wesentlichen persönlichen Zielen zählen. In den allermeisten Fällen aber sind selbst solche Bedürfnisse keineswegs an das jeweilige Unternehmen gebunden, denn gerade in leitenden Positionen ist die Mitarbeiterfluktuation in der Regel recht groß.
    Wissensarbeiter wiederum sind häufig weniger an Managementpositionen, sondern primär an fachlich herausfordernden Aufgaben interessiert, denn hierdurch qualifizieren sie sich weiter. Dies macht sie innerhalb und außerhalb des Unternehmens für ähnlich komplexe Problemstellungen interessant. Auch diese Strategie dient also in erster Linie dem persönlichen Selbsterhaltungs- und Reproduktionsinteresse.
    Eliminierte man in einem Unternehmen alle Möglichkeiten zur Entfaltung persönlicher Interessen, entfernte man damit letztlich auch den eigentlichen Antrieb des Unternehmens, denn dessen Selbsterhaltungsinteresse entwickelt sich ja erst auf Basis der Interessen seiner Akteure.
    Im Abschnitt
Tragik der Allmende
auf Seite → wird ein solcher negativer Fall beschrieben. Bewirtschaftet etwa eine größere Gruppe gemeinsam ein Feld (eine sogenannte Allmende), und vereinbart sie, dass allen Individuen der gleiche Anteil am Gesamtertrag zusteht, so dürfte es dabei auf lange Sicht zur sogenannten
Tragik der Allmende
kommen, da nun besonders „faule“ Ackerbauern den größten Nutzen aus dem von allen erwirtschafteten Ertrag haben: Faulheit generiert zum wirtschaftlichen Vorteil und setzt sich folglich immer stärker durch. Man könnte es auch so sagen: Aus Sicht eines egoistischen Selbsterhaltungsinteresses ist im
sozialen System der Allmende
die Faulheit die beste Strategie.
    Wie bereits erwähnt wurde, fallen Selbsterhalt und Reproduktion in sozialen Systemen zusammen. Aber auch für ganz normale Lebewesen gilt: Zunächst muss die eigene Seinsentwicklung abgeschlossen sein und der Lebensraum ausreichend beherrscht werden, dann kann an das Abenteuer der Fortpflanzung gedacht werden. Erst die erfolgreiche Ontogenese ermöglicht einen eigenen Beitrag zur Phylogenese, und damit zur fortlaufenden Ontogenese der Population.
    Einem Mitarbeiter – beziehungsweise einer Mitarbeiterin – eines Unternehmens geht es aber bei der Realisierung von persönlichen

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