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Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Evolution, Zivilisation und Verschwendung

Titel: Evolution, Zivilisation und Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mersch
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Individuen über eine gute, mittlere oder ausreichende Adaption an die Umwelt verfügen. Mengenmäßige Bestandserhaltung wird bei beiden Spezies bei einer durchschnittlichen Fertilitätsrate von 1,0 erreicht.
    Es sei einfachheitshalber angenommen, dass alle Nachkommen die gleichen Lebensraumadaptionen (gut, mittel, ausreichend) wie ihre Eltern besitzen.
    Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Spezies besteht in ihrer sozialen Organisation: Während bei der ersten Spezies Individuen mit guter Adaption noch zusätzliche soziale Aufgaben übernehmen (zum Beispiel Schutz – wodurch sich ihr Reproduktionsinteresse reduziert), kennt die zweite Spezies etwas Vergleichbares nicht. In der Folge haben bei der ersten Spezies Individuen mit guter Anpassung durchschnittlich lediglich 1,0 Nachkommen, mit mittlerer 1,1 und mit ausreichender Adaption 1,0. Bei der zweiten Spezies haben dagegen Individuen mit guter Adaption durchschnittlich 1,2 Nachkommen, während sich die restlichen Individuen mengenmäßig entsprechend der ersten Spezies fortpflanzen.
    Liegen im Lebensraum keinerlei Ressourcenbeschränkungen vor, dann würde die erste Population nach 50 Generationen auf ca. 120.000 Individuen anwachsen, die zweite Population sogar auf mehr als 9 Millionen. Über 98 Prozent der Summe aller Individuen aus beiden Populationen gehörten dann der zweiten Spezies an.
    Noch bedenklicher sähe die Situation für die erste Spezies aus, wenn der Lebensraum beschränkt wäre und beispielsweise nur Ressourcen für maximal 6.000 Individuen böte. Denn dann würde die Population der ersten Spezies nach 50 Generationen auf 77 Individuen schrumpfen, während die zweite Population gleichzeitig auf 5.923 Individuen und damit auf fast 99 Prozent der Summe aller Individuen aus beiden Populationen angewachsen wäre. Anders als bei einer fehlenden Beschränkungdes Lebensraums stünde die erste Spezies in diesem Szenario unmittelbar vor dem Aussterben.
    Eine zurückhaltende Reproduktionsweise kann deshalb langfristig keine evolutionär stabile Strategie sein, weil die Population nämlich sonst schon bald von sich anders verhaltenden Konkurrenten verdrängt werden dürfte.
    Allerdings könnte sich die erste Spezies für eine der beiden folgenden Alternativen entscheiden:
Sie könnte einen Krieg gegen die zweite Spezies anzetteln, mit dem Ziel, deren Populationszahlen zu reduzieren. Dies dürfte jedoch im obigen Beispiel wenig erfolgversprechend sein, da die zweite Spezies schon nach wenigen Generationen sowohl von den Kopfzahlen her als auch anteilsmäßig über sehr viel mehr Individuen mit einer guten Anpassung an den Lebensraum verfügte. Es ist deshalb wenig wahrscheinlich, dass die erste Spezies einen solchen Krieg für sich entscheiden wird.
Sie könnte in ihrer Reproduktionsstrategie bewusst auf
Qualität
statt
Quantität
setzen. Entsprechende „Ziele“ verfolgen getrenntgeschlechtliche Populationen (siehe die Abschnitte
Paarungsverhalten als evolutionärer Vorteil
auf Seite → und
Die Vorteile der Sexualität
auf Seite → ). Am Ende verfügte die erste Spezies dann zwar vielleicht über weniger Individuen als die zweite Spezies, allerdings wären diese durchschnittlich besser an den Lebensraum angepasst, so dass sie von der zweiten Population nicht einfach verdrängt werden könnten. Jedoch würde auch hier gelten: Das Reproduktionspotenzial der Spezies muss ausgenutzt werden, sonst werden dies konkurrierende Arten mit ähnlichen Fortpflanzungsweisen tun. Eine denkbare Ausnahme stellt hier der Mensch dar, der unter den biologischen Spezies mittlerweile keinen direkten Konkurrenten mehr besitzt, so dass er sich selbst bei gewollt schrumpfenden Bevölkerungszahlen fortlaufend an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen könnte (siehe dazu die Ausführungen im Kapitel
Demographischer Wandel
auf Seite → und im Abschnitt
Die Vorteile der Sexualität
auf Seite → ).
4.8 Vererbungssysteme und Replikatoren
    In vielen populären Abhandlungen zur Evolutionstheorie stehen sogenannte Replikatoren im Zentrum der Betrachtungen, und zwar insbesondere dann, wenn es nicht nur um die biologische Evolution, sondern auch um nichtbiologische Entwicklungsprozesse geht. Im Abschnitt
Meme
auf Seite → wurde bereits dargelegt, dass für Richard Dawkins das Gen der für die biologische Evolution verantwortliche Replikator ist, für die kulturelle Evolution dagegen das Mem. Ich hatte an dieser Stelle bereits angemerkt, dass ein solches theoretisches

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