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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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kosten und würden die Erwärmung des Planeten
noch verstärken…«
    »… Unsre Zivilisation hat keine gemeinsame Agenda.
Welche Lösung würden Sie für die politischen,
rechtlichen, kulturellen und finanziellen Aspekte denn anbieten, die
sich aus Ihren Vorschlägen ergeben…?«
    »… Diesen technokratischen Mist höre ich schon seit
Jahrzehnten! Was ist das hier, eine NASA-Kollekte?«
    »… Ich sage, scheiß aufs Ökosystem. Wer
braucht denn noch Frösche und Kröten? Ich plädiere
für eine drastische Vereinfachung. Man müsste nur
CO 2 absorbieren, Sauerstoff produzieren und die Wärme
regulieren. Das kann doch nicht so schwer sein.«
    »… Meine Dame, wollen Sie wirklich in einer Blade
Runner-Welt leben?«
    Joan musste erneut um die Aufmerksamkeit der Gruppe bitten.
»Wir brauchen eine gemeinsame Willensanstrengung und müssen
in einem nie gekannten Maß alle Kräfte mobilisieren.
    Aber vielleicht müssen wir die richtige Lösung erst noch
finden.«
    »Genau«, sagte Alison Scott und erhob sich wieder. Sie
legte ihren beiden Töchtern die Hände auf das
glänzende türkisfarbene Haar. »Engineering ist ein
ausgeträumter Traum des zwanzigsten Jahrhunderts. Die
Lösung liegt nicht da draußen, sondern wir müssen sie in uns finden.«
    Diese Äußerungen stießen auf offene Ablehnung.
»… Sie meint damit, Babys zu klonen, wie ihre beiden
kleinen Freaks…«
    »Ich spreche von Evolution«, sagte Scott barsch.
»Das geschieht nämlich mit einer Spezies, wenn ihre Umwelt
sich verändert. Im Lauf unsrer Geschichte haben wir uns als eine
erstaunlich anpassungsfähige Spezies erwiesen.«
    Eine schwarze Frau in den Sechzigern stand auf. Joan kannte sie:
Sie hieß Evelyn Smith und war eine der prominentesten
Evolutionsbiologinnen ihrer Zeit. »Bei menschlichen Populationen
ist schon seit ein paar Dutzend Jahrtausenden keine natürliche
Auslese mehr erfolgt«, sagte sie kalt. »Anderslautende
Behauptungen sind ein Beleg dafür, dass der zugrunde liegende
Mechanismus nicht verstanden wurde. Wir unterdrücken
nämlich die Prozesse, die die Selektion vorantreiben: Unsre
Waffen haben Räuber eliminiert, der landwirtschaftliche
Fortschritt hat den Hunger eingedämmt und so weiter. Aber das
wird sich ändern, wenn der bevorstehende Kollaps eintritt. Und
dann wird auch die Selektion wieder in Gang gesetzt. Davon handelt
zufällig auch mein Vortrag im Seminar Drei.«
    Das rief Protest hervor.
    »… was soll das heißen, ›bevorstehender
Kollaps‹?«
    »… Trotz des oberflächlichen Glanzes weist unsre
Gesellschaft Symptome des Niedergangs auf: zunehmende soziale
Ungleichheit, abnehmender Grenzertrag des Wirtschaftswachstums,
Niedergang des Bildungswesens und der geistigen
Leistungen…«
    »… Ja, und der Tod des Spirituellen. Selbst wir
Amerikaner legen nur Lippenbekenntnisse gegenüber Werten ab
– der Flagge, der Verfassung und der Demokratie. Stattdessen
lassen wir es zu, dass die Konzerne Macht über unser Leben
erlangen und trösten uns mit Mystizismus und esoterischem
Firlefanz. Das ist aber kein einmaliger Vorgang. Die Parallelen zum
alten Rom sind unübersehbar…«
    »… Nur dass wir nun durch die Globalisierung weltweit in
einem Boot sitzen. Falls der Zusammenbruch kommt, wird vielleicht
nicht mehr viel Asche da sein, aus der wir wie Phönix wieder
aufsteigen könnten…«
    »… Eine absurd pessimistische Annahme – wir haben
früher schon ähnliche Situationen
bewältigt…«
    »… Wir haben alle leicht zugänglichen
Bodenschätze ausgebeutet und verheizt; falls wir abstürzen,
hätten wir nichts mehr, auf dem wir wieder aufbauen
könnten…«
    »Worauf ich hinaus will«, sagte Smith, »ist, dass
wir nicht mehr viel Zeit haben.«
    Diese leise gesprochenen Worte brachten zunächst alle zum
Schweigen, und Joan sah ihre Gelegenheit gekommen.
    »Wenn wir also nicht in die alten Zeiten zurückfallen
wollen, als wir nur ein Tier unter vielen in der Ökologie waren,
müssen wir einen Ausweg aus diesem Schlamassel finden. Und ich
glaube auch, dass es einen solchen Ausweg gibt.«
    Sie strich sich abwesend über den Bauch und lächelte.
»Einen neuen Weg. Und zugleich ein Weg, den wir längst
kennen. Der Weg der Primaten.«
    Und sie skizzierte ihre Vision.
    Die menschliche Kultur, sagte Joan, sei eine Adaption gewesen, um
den Menschen während der Klimakapriolen des Pleistozäns das
Überleben zu ermöglichen. Doch nun führte diese Kultur
durch Rückkopplung in einer epochalen Ironie zu einer noch
größeren

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