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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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des römischen Reiches.«
    »Keines Menschen Auge wird je wieder so etwas schauen«,
sagte Snowy.
    »Das ist wohl wahr.«
    »Und was dann?«, fragte Snowy zögernd. »Ich
meine, wenn wir älter werden. Und schwächer.«
    »Ich glaube nicht, dass das ein Problem sein wird«,
sagte Sidewise lakonisch. »Die einzige Herausforderung wird
darin bestehen, sich auszusuchen, wie man abtreten will. Es gilt
sicherzustellen, dass man wenigstens das unter Kontrolle
hat.«
    »Nachdem man alles gesehen hat, was man sehen will.«
    »Was auch immer das ist.« Er lächelte.
»Vielleicht gibt es in Paris noch ein paar Fensterscheiben, die
ich einwerfen kann. Und ich würde auch gern mal tausend Jahre
alten Cognac süffeln. Das würde mir gefallen.«
    »Nur dass es niemanden mehr gibt, dem man etwas davon
erzählen kann«, gab Snowy zu bedenken.
    »Das haben wir doch schon die ganze Zeit gewusst«, sagte
Sidewise scharf. »Seit dem Moment, als wir aus der Grube in diesen alten Eichenwald gegangen sind. Es war damals schon
offensichtlich.«
    »Für dich vielleicht«, sagte Snowy.
    Sidewise fasste sich an die Schläfe, wo sich nach Bonners
Schlag ein Bluterguss gebildet hatte. »Mein Gehirn arbeitet ohne
Unterlass. Und produziert eine sinnlose Schlussfolgerung nach der
anderen. Und keine macht einen verdammten Unterschied, keine
einzige.
    Hör zu. Lass uns einen Pakt schließen. Wir werden einen
Treffpunkt ausmachen, an dem wir uns jedes Jahr zu treffen versuchen.
Wir werden es vielleicht nicht jedes Mal schaffen, aber dann
können wir zumindest eine Botschaft oder so etwas
hinterlassen.«
    Sie einigten sich auf Stonehenge im Hochland der Salisbury Piain,
ein Ort, der sicher noch unverändert war. Als Zeitpunkt legten
sie die Sommersonnenwende fest, der mit dem präzisen
Zeitgefühl, das Ahmed ihnen vermittelt hatte, leicht einzuhalten
war. Das war eine gute Idee. Irgendwie war es eine tröstliche
Vorstellung für Snowy, dass seine Zukunft wenigstens ein
bisschen strukturiert wäre.
    Als sie mit dem Essen fertig waren, war es dunkel. Es war nicht
kalt, doch Snowy holte sich trotzdem eine Decke aus geflochtener
Rinde und legte sie sich um die Schultern.
    »Hey, Side. Ob er nicht doch Recht hatte?«
    »Wer denn?«
    »Bonner. Hast du Moon wirklich gevögelt?«
    »Aber sicher habe ich sie gevögelt.«
    »Du Schmecklecker. Ich hatte ja keine Ahnung. Aber wieso
gerade du?«
    »Atavistische Triebe, Kumpel. Ich glaube, sie war für
meine überdurchschnittliche Intelligenz
empfänglich.«
    »Dann ist unser großes Gehirn wenigstens für etwas
gut«, sinnierte Snowy.
    »O ja. Dafür war es immer gut. Wahrscheinlich war es von
vornherein nur dafür gedacht. Alles andere war nur
Beiwerk.«
    »Du alter Schmecklecker.«

 
IV
     
     
    Snowy folgte den Affenmenschen.
    Er lebte nicht so, wie sie lebten. Er benutzte weiterhin seine
Schlingen, um Tiere bis zur Größe von Schweinen und
kleinen Hirschen zu fangen, und er benutzte Messer und Feuer und
Unterstände zum Schutz und zur Jagd. Aber er ging dorthin, wohin
sie auch gingen.
    Sie unternahmen erstaunlich ausgedehnte Wanderungen durch die
großen Wälder, die Südengland bedeckten, Wälder,
die die Ruinen von Städten und Kathedralen überwucherten,
von Palästen und Parks. Er macht sich Sorgen, wenn er Weena aus
den Augen verlor und war froh, wenn er sie wieder fand.
Allmählich lernte er alle Mitglieder der kleinen Gruppe kennen.
Er gab ihnen Namen, wie Grandpa und Shorty und Doc, und er verfolgte
ihr Leben mit allen Höhen und Tiefen, als ob es sich um eine
kleine Seifenoper handelte.
    Sie fürchten sich vor den Ratten, den großen Viechern,
den Ratten-Wölfen, die in Rudeln zu jagen schienen. Das fand er
schnell heraus.
    Er fragte sich, wie er wohl auf sie wirkte. Sie waren sich seiner
offensichtlich bewusst, aber er gesellte sich nicht zu ihnen oder
machte ihnen die Nahrung streitig, die sie sammelten. Deshalb
beachteten sie ihn auch nicht weiter. Er war wie ein Geist, sagte er
sich, ein Geist aus einer verschwundenen Vergangenheit, der diese
neuen Leute verfolgte.
    Nach ein paar Monaten, als der lange Sommer dieser Zeit
schließlich zu Ende ging, kamen sie an einen Strand. Snowy
wähnte sich irgendwo an der Küste von Sussex in
Südengland.
    Die Haarigen suchten am Waldrand nach Nahrung und ignorierten
Snowy wie gewöhnlich.
    Snowy wanderte am Strand entlang. Der Wald erstreckte sich bis
hinunter zur Küste, als ob er sich auf einer tropischen Insel
befände und nicht in England. Dann setzte er

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