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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf der
warmblütige Arten keine Zukunft hatten.
    Alle Warmblütigen mussten eine hohe Körpertemperatur
aufrechterhalten. Doch es gab eine Grenze, bis zu der man sich eine
isolierende Behaarung und Fett zulegen konnte, ohne dass man zu einem
bewegungsunfähigen Fettklops wurde. Und die Pulsfrequenz
ließ sich auch nicht beliebig erhöhen. Die letzten der
schrumpfenden Maulwurf-Leute waren bis zu einer Größe von
einem Zentimeter geschrumpft und hatten eine Herzfrequenz wie ein
hochtouriger Wankel-Motor entwickelt. Jedoch gab es unterhalb dieser
Dimension immer noch genug Raum und Lebensmöglichkeiten.
    Nur dass diese Nischen schon von Insekten, Reptilien und Amphibien
besetzt waren. Die kleinen Kaltblütler verbargen sich vor der
Hitze der Sonne und der Kälte der Nacht unter Steinen und im
Schatten von Bäumen und Kakteen. Selbst in einer Handvoll
Erdreich fand man heute winzige, perfekt modellierte Abkömmlinge
von Fröschen, Lurchen und Schlangen – und sogar die
unverwüstlichen Krokodile. Es gab winzige Lungenfische, silbrige
kleine Kreaturen, die sich ans Landleben angepasst hatten, als die
Binnengewässer austrockneten. Dieser größte Kontinent
aller Zeiten wurde von den kleinsten Tieren aller Zeiten bewohnt.
    Ohne die Unterstützung des Baums hätten so
große, warmblütige Säugetiere wie Ultimas Leute nie
so lang zu überleben vermocht. Sie waren wie Relikte aus
früheren Zeiten und waren in dieser kargen Umwelt fehl am Platz.
Als die Erde sich immer mehr erwärmte und austrocknete,
schrumpften auch die Baum basierten Gemeinschaften und starben
eine nach der anderen ab. Aber sie hielten noch immer die Stellung
– genauso wie Ultima, das letzte Glied in einer Kette, die sich
nun über hundert Millionen Generationen bis zu Purga selbst
zurückerstreckte und in die noch tiefere Vergangenheit hinter
ihr.
    Ultima und Kaktus beobachteten die winzigen, im Schmutz
krabbelnden Wesen. Dann fielen sie mit Geschrei über die
Eidechsen her. Die meisten waren so klein, dass sie ihnen durch die
Finger schlüpften – wenn man die Hand um sie schloss, sah
man sie auf der anderen Seite gleich wieder entweichen –, und
selbst wenn Ultima sich einen in den Mund zu stecken vermochte, war
das eher etwas für den ›hohlen Zahn‹.
    Die Eidechsen waren aber nicht nur zum Essen gut. Sie spielten.
Selbst heute vermochte man noch Spaß zu haben. In der Stille
von Neu-Pangäa hallten ihre Rufe und Schreie jedoch von den
kahlen Felsen wider, und sie waren die einzigen Lebewesen weit und
breit.
     
    Der Sonnenuntergang kam schnell.
    Durch den Regen war der Staub aus der Luft gewaschen worden. Als
die Sonne den Horizont berührte, fiel Dunkelheit übers
flache Land. Kleine Erhebungen, Dünen und Felsbrocken warfen
meterlange Schatten. Das Licht am Himmel wechselte von Blau zu Purpur
und färbte sich im Zenit schnell schwarz. Es war wie ein
Sonnenuntergang auf einem luftlosen Mond.
    Ultima und Kaktus nahmen das Baby in die Mitte und kuschelten sich
aneinander. Jede Nacht ihres Lebens hatte Ultima in der pflanzlichen
Umarmung des Baums verbracht. Nun griffen die Schatten wie
Finger von Raptoren nach ihr.
    Als die Temperatur sank, kam jedoch Ultimas Adaption an die
Wüste zum Tragen.
    Ihr Körper war noch immer warm. Tagsüber speicherte er
Wärme in den Fettschichten und im Gewebe. In der Kälte der
Nacht vermochte der Körper dann einen Großteil der
Wärme an die Umgebung abzustrahlen. Ohne diesen
Kühlungs-Trick hätte sie die Wärme durch Schwitzen
abgeben müssen und hätte dadurch wiederum Wasser
verbraucht, das zu vergeuden sie sich nicht leisten konnte. Kaktus
und Ultima atmeten tief und langsam. So wurde bei jedem Atemzug der
Sauerstoff voll ausgenutzt und der Wasserverlust minimiert. Ultimas
Körper synthetisierte bereits Wasser aus den Kohlehydraten in
der Nahrung, die sie gegessen hatte. Am nächsten Morgen
würde sie mehr Wasser in den körpereigenen Reservoirs haben
als an diesem Abend.
    Trotz dieser erstaunlichen physiologischen Fähigkeiten blieb
den beiden aber nichts anderes übrig, als an Ort und Stelle die
Nacht auszusitzen, langsam zu atmen und in eine Art Trance zu fallen,
während die Körperfunktionen in den Ruhezustand
heruntergefahren wurden.
    Derweil entfaltete sich über ihnen ein spektakulärer
Himmel.
    Ultima sah die Galaxis aus einer Perspektive, die einem Logenplatz
gleichkam. Die großen, mit stecknadelkopfgroßen
saphirblauen Jungsternen und rubinroten Nebeln verzierten Spiralarme
umspannten den

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