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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gestein
zurück, wobei es zwanzig Kilometer angehoben wurde und durch den
riesigen ›Schmelztiegel‹ an die Oberfläche brach. Das
erweichte Urgestein breitete sich schnell in einem großen
kreisförmigen Gebiet aus und wurde in Sekunden zu einer vierzig
Kilometer breiten Bergkette aufgefaltet. Gleichzeitig strömte
Wasser in das Loch, das in den Meeresboden geschlagen worden war. Und
schon fiel Auswurfschutt als ein glühender Gesteinsschauer auf
den sich verschiebenden Kraterboden zurück. Die Temperaturen
stiegen auf ein paar tausend Grad an. Die Hitze war so groß,
dass selbst die Luft sich entzündete. Stickstoff verband sich
mit Sauerstoff zu Giften, die noch jahrelang wirken würden. Es
war ein Hexenkessel aus Feuer, Dampf und Schlackeregen.
    An der Einschlagstelle wurde hoch erhitzte Luft mit
interplanetarischer Geschwindigkeit verdrängt. Eine große
kreisförmige Sturmfront breitete sich von Yucatan über
Südamerika und den Golf von Mexiko aus. Die Druckwelle war noch
immer überschallschnell, als sie zehn Minuten später die
Küste von Texas erreichte.
    Im Süden des Strands hatte die dünne Lichtsäule
sich aufgefächert. Sie wurde diffuser, und die Farbe wechselte
zu einem dunkleren Orange-Weiß. Winzige orangefarbene Tupfer
stiegen an der Basis auf. Und nun legte ein dunkles Band sich
über den südlichen Horizont. Noch immer lief das alles
lautlos ab. Was da nahte, war nämlich viel schneller als der
Schall. Die Dinosaurierherden waren ahnungslos, und die jungen
Pachycephalosaurier vollführten noch immer ihren Tanz um die
Beute.
    Die Vögel und Pterosaurier kannten den Himmel aber. Eine
Gruppe Pterosaurier war im Tiefflug übers Meer geflogen, um mit
den hydrodynamisch geformten Schnäbeln Fische zu fangen. Nun
machten sie kehrt und flogen wieder landeinwärts, wobei sie mit
kräftigem Flügelschlag beschleunigten. Eine Schar kleiner
möwenartiger Vögel folgte ihnen. Sie schwangen sich auf
grau-weißen Flügeln empor, die im glühenden
Kometenlicht zu pulsieren schienen.
    Von den tausenden Dinosauriern reagierte nur Suchomimus auf die
Lichtshow. Er wandte den Kopf Richtung Süden, und die
geschlitzten Pupillen verengten sich beim Anblick dessen, was er sah.
Einem Instinkt folgend kam er aus dem Wasser und lief die Küste
hinauf. Der warme weiche Sand unter den Füßen erschwerte
das Fortkommen. Aber Suchomimus rannte weiter.
    Die jungen Raptoren hatten mit dem Panzer einer gestrandeten
Schildkröte gespielt und hoben interessiert den Kopf, als
Suchomimus an ihnen vorbeikam. In einem Winkel seines Bewusstseins
ertönten Alarmsignale. Er verstieß gegen viele
vorprogrammierte Regeln und wurde dadurch verwundbar. Aber ein
tieferer Instinkt sagte ihm, dass die Dunkelheit, die sich am
Horizont ausbreitete, gefährlicher war als jeder Raptor.
    Er erreichte eine niedrige Dünenkette. Ein Fellknäuel
wand sich unter einem Fuß hervor und floh so schnell, dass es
vor den Augen verschwamm.
    Über der Küstenebene erlosch das Licht.
    Schließlich wurden die Dinosaurier doch unruhig. Die
grasenden Pflanzenfresser-Herden, die Entenschnäbel und
Ankylosaurier hoben den Kopf und richteten den Blick gen Süden.
Der Schweif des abstürzenden Kometen war nicht mehr zu sehen und
hinter einer Wand aus Dunkelheit verborgen, die den Horizont
überspannte. Aber es war eine wandernde Wand, die brodelte und
kochte. Blitze zuckten über die sich bewegende Fläche und
ließen sie in einem purpur-weißen Licht erscheinen.
    Nicht einmal diese letzten Sekunden vermittelten den Eindruck
einer nahenden Katastrophe. Es war nur wie ein unheimliches
Zwielicht. Die Dinosaurier wurden zum Teil sogar schläfrig, als
das Nervensystem auf die reduzierte Helligkeit reagierte.
    Und dann erreichte sie von Süden her die Druckwelle. Die
lastende Stille wurde jäh von einem infernalischen Knall
zerrissen wie von einer Explosion. Die Welle brandete mit voller
Wucht gegen die Tierherden an. Entenschnäbel wurden in die Luft
geschleudert. Die mächtigen Erwachsenen krümmten sich, und
ihr Trompeten ging im plötzlichen Inferno unter. Der Kampf
zwischen den dickköpfigen Stegoceras wurde unentschieden
abgebrochen und nie wieder fortgeführt. Ein paar Ankylosaurier
hielten sich auf den Beinen, drehten sich in den Wind und kauerten
sich auf den Boden wie rundliche Bunker. Aber der Boden wurde um sie
herum umgepflügt, die Vegetation ausgerissen und verstreut, und
sogar die Seen wurden leergefegt. Die flachen Dünen explodierten
über Suchomimus

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