Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
um ihren Zustand
zu prüfen. Sie sah, dass die Eier sich gut entwickelten. Und nun
waren die Eier ausgebrütet – die Jungen waren
geschlüpft –, aber es war nichts mehr von ihnen übrig
außer roten Fleischfetzen und abgenagten Knochen. Und hier,
mitten im verwüsteten Nest, war ein Säugetier, dessen
Gesicht mit Blut, Eigelb und Schmutz verschmiert war.
    Deshalb griff Verletzlicher Zahn an.
     
    Panisch entleerte Purga den Darm und hinterließ eine
Geruchs-Warnung: Vorsicht! Säugetier-Jäger! Dann
rannte sie aus dem Wald zurück zur Lichtung der
Ankylosaurier.
    Am Rand der Lichtung hielt Purga inne. Sie musste eine Wahl
treffen: gleichsam die Wahl zwischen Pest und Cholera. Zunächst
einmal musste sie sich vor dem Troodon in Sicherheit bringen, das sie
verfolgte. Sie kehrte zum Bau zurück, wo die Jungen warteten.
Indem sie die Lichtung aber erneut überquerte, verzichtete sie
auf den Schutz der Bäume. Die unbewusste Kalkulation führte
schnell zu einem Ergebnis. Sie wagte das Spiel und raste über
die Lichtung.
    Ein schläfriges Riesenbaby öffnete ein knochiges
Augenlid.
    Das Licht schien nun heller als je zuvor und enttarnte sie. Aber
es war nicht die Morgendämmerung, sondern der Komet. Der
große verschwommene Kern strahlte hell, und die Gasströme,
die er ausstieß, waren in der diesigen Luft klar zu erkennen.
Es war ein ebenso unheimlicher wie außergewöhnlicher
Anblick, der – obwohl sie auf der Flucht war – einen Anflug
von Neugier in ihrem regen Bewusstsein weckte.
    Ein Schatten schoss durch den Rand des Blickfelds.
    Instinktiv sprang sie zur Seite, und im nächsten Moment
schlug eine Dinosaurier-Kralle auf die Stelle, wo sie eben noch
gestanden hatte. Sie rannte Haken schlagend in die
Ankylosaurier-Herde zurück und suchte Schutz im Schatten der
lethargischen Dinosaurier.
    Das Troodon jagte sie im Slalom um säulenartige Beine herum.
Doch selbst der wütende Saurierjäger war darauf bedacht,
diese riesigen gepanzerten Kreaturen nicht zu stören, die ihm
mit einem Schwanzhieb den Garaus gemacht hätten. Purga
schlüpfte sogar verwegen unter den erhobenen Fuß eines
Ankylosaurus, der wie ein fallender Mond über ihr dräute,
während Verletzlicher Zahn frustriert zischte und im Boden
scharrte.
    Schließlich erreichte Purga die gegenüberliegende Seite
der Lichtung. Vom Geruchssinn und Instinkt geleitet rannte sie ins
Unterholz.
    Der Bau war pechschwarz. Mit dieser Dunkelheit waren sogar ihre
großen Augen überfordert. Es war, als ob sie in einen
Schlund in der Erde eingedrungen wäre. Aber der Bau war vom
vertrauten Geruch ihrer Familie durchdrungen, und sie hörte das
Schnüffeln der zwei Jungen, die blind im Dunklen umherwuselten.
Bald knabberten sie mit winzigen warmen Schnauzen an ihrem Bauch und
suchten die Zitzen. Ihr Gefährte war nicht da – er war
selbst auf der Jagd in dieser klaren Kreidezeit-Nacht.
    Verletzlicher Zahn musste jedoch in der Nähe sein; der Geruch
des warmen Fleisches, der Pelze und der Milch, der Purga nach Hause
geführt hatte, würde den Jäger auch hierher
locken.
    Die Prioritäten in ihrem Kopf verschoben sich erneut. Sie
schob die Jungen hinter sich und bugsierte sie vom Eingang in den
hinteren Bereich der Höhle. Im Gegensatz zum Troodon war Purga
noch jung – erst ein paar Monate alt –, und das war ihr
erster Wurf. Und im Gegensatz zu den schnell sich vermehrenden
Dinosauriern bekam Purgas Art nur wenige Junge. Sie konnte es sich
nicht leisten, ihren Nachwuchs zu verlieren. Und nun bereitete sie
sich darauf vor, ihn zu verteidigen.
    Es krachte hinter ihr.
    Das Dach aus festgestampfter Erde stürzte ein, und ein Hagel
aus Schmutz ging auf Purga und ihre Jungen nieder. Der Bau wurde mit
Kometenlicht geflutet, das sie nach den paar Sekunden der Dunkelheit
blendete. Es war, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Eine
große Hand fuhr aus dem Himmel in den Bau herab. Die Jungen
krümmten sich quiekend, und dann wurde eins mit einer blutigen
Klaue aufgespießt. Im nächsten Moment hatte es sein Leben
ausgehaucht. Das nackte, leblose Stück Fleisch wurde nach oben
aus dem Bau herausgehoben und verschwand aus Purgas Leben.
    Purga zischte traurig und rannte zum Eingang des Baus, nur weg von
der Klaue. Sie spürte, dass das andere Junge unbeholfen hinter
ihr her tapste. Aber das schlaue Troodon hatte das vorausgesehen. Es
schob die Klaue in den Eingang und riss die Erdwände ein.
Reptilienfinger schlossen sich und pressten das Leben aus dem zweiten
Jungen. Der

Weitere Kostenlose Bücher