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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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die zum Teil viel jünger waren
– wie die richtigen Fische. In diesem langen Zeitraum hatte der
Körperbau der Haie sich kaum verändert, weil es einfach
nicht notwendig war.
    Der Hai war erbarmungslos. Er ließ sich auch nicht mit List
ablenken und setzte den Angriff fort, solang die Sinne entsprechend
stimuliert wurden. Er war eine aufs Töten spezialisierte
Maschine.
    Der Hai spürte die große Masse toten Fleischs, die in
der Mitte des Floßes driftete. Und er hörte die Bewegungen
lebendiger Tiere an der Oberseite. Das tote Ding konnte warten.
    Der Zeitpunkt zum Angriff war gekommen. Der Hai griff frontal und
mit aufgerissenem Maul an. Er hatte keine Augenlider. Um die Augen zu
schützen, verdrehte er sie, sodass sie im letzten Moment vor dem
Angriff weiß wurden.
    Fleck war die erste, die die nahende Flosse bemerkte, den
Körper wie ein Torpedo aufs Floß zu gleiten sah und in die
weißen Augen schaute. Sie hatte ein solches Ding noch nie zuvor
gesehen, doch der Instinkt sagte ihr, dass von dieser schlanken
Gestalt Gefahr drohte. Sie rannte über die losen Blätter
zur entgegen gesetzten Seite des Floßes.
    Die Anthros gerieten in Panik. Die zwei Rostroten zirpten wie
Vögel und huschten ziellos umher. Nur der Dickbauch blieb
ungerührt auf seinem Ast hocken und schob sich wieder eine
Handvoll Laub rein.
    Die von der Mutter getrennte Knäuel reagierte nicht.
    Fleck war entsetzt. Sie hatte eigentlich erwartet, dass ihr Kind
ihr zur anderen Seite des Floßes folgen würde. Doch das
Junge hatte die drohende Gefahr nicht erkannt. Eine Menschen-Mutter
wäre in der Lage gewesen, sich in ihr Kind hineinzuversetzen und
hätte gewusst, dass das Kind nicht alles wahrzunehmen vermochte,
was sie wahrnahm. Zu einem Perspektivenwechsel dieser Art war Fleck
aber nicht in der Lage. In dieser Hinsicht glich sie Noth und war
selbst wie ein kleines Menschenkind; sie stellte sich vor, dass alle
Geschöpfe in der Welt sahen, was sie sah und den gleichen
Maximen folgten.
    Der Hai brach mit der stumpfen Schnauze durch das lose Blattwerk.
Für Streuner war dieses klaffende Maul, das unter der Welt
hervorbrach, ein albtraumhafter Anblick. Sie stieß einen Schrei
aus und rannte ziellos umher, ohne jedoch in der Lage zu sein, aus
dem engen Raum des Floßes auszubrechen.
    Das Kind hatte Glück. Als das Floß unter dem Angriff
des Hais erbebte, flüchtete es sich in die Lücke zwischen
einem Ast und dem Baumstamm. Seine Mutter sprang über das
rotierende Floß, machte einen Satz über das Loch, das der
Hai geschlagen hatte und schnappte sich das Kind.
    Aber der Hai kehrte noch einmal zurück. Diesmal rammte er die
keilförmige Schnauze zwischen zwei Baumstämme, die das
Grundgerüst des Floßes bildeten. Einer der Rostroten fiel
quiekend in die klaffende Lücke.
    Das Maul des Hais tat sich wie eine Höhle vor ihm auf. Das
Fünkchen Bewusstsein des Crowders wurde ausgelöscht. Der
Hai war sich des kleinen Happens kaum bewusst, den er verschluckte.
Er hatte gerade erst angefangen.
    Weißblut sah den fetten, selbstgefälligen Dickbauch auf
seinem laubbehängten Ast thronen. Diese lächerliche rote
Schwellung prangte noch immer an ihrer Brust, obwohl sie durch das
Wüten des Hais plötzlich direkt am Wasser saß. In
diesem Moment unmittelbarer Gefahr schlossen sich neue Schaltkreise
in Weißbluts einfallsreichem Gehirn. Es war eine logische
Kette, durch die ihm ein Spitzenplatz in seiner Art gebührte.
Jedoch war jede Anthro-Generation im Durchschnitt ohnehin etwas
intelligenter als die letzte.
    Weißblut machte einen Satz wie ein Kampfsportler und
stieß Dickbauch die Füße in den Rücken. Sie
fiel kopfüber ins Meer.
    Auf dieses fette, zappelnde Geschöpf hatte der Hai gerade
gewartet. Er packte die Beute genau in der Mitte. Der ganze
Körper des Hais erzitterte, als er den Dickbauch
durchschüttelte und mit den spitzen Zähnen einen Brocken
aus der unglücklichen Kreatur herausriss. Dann wartete er in
einer auseinanderdriftenden Wolke aus Blut, dass sein Opfer
verblutete.
    Der Dickbauch fasste es nicht, dass er plötzlich im Wasser
lag und wurde im selben Moment von einem quälenden Schmerz
überwältigt. Doch dann wurde ihr Gehirn mit Chemikalien
geflutet, und die Zentren des funktionalen Bewusstseins wurden
abgeschaltet. Sie verspürte eine Art Frieden in dieser blutigen
Dunkelheit.
    Weißblut saß keuchend über dem Schauplatz dieser
Attacke. Vom Dickbauch war nichts mehr übrig außer einem
Haufen dünnen, übel riechenden Kots und

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