Ewig bist du mein (German Edition)
ausgegraben. Aber es ist schon sehr merkwürdig, Casey. Es existieren überhaupt keine Akten von Felicity. Nicht von ihrer Aufnahme in der Notfallambulanz, nicht von den Folgeuntersuchungen – absolut nichts. Allerdings gibt es Dokumente von einem Mädchen, dessen Beschreibung auf Felicity zutrifft, das am selben Tag mit einem gebrochenen Arm eingeliefert wurde. Sämtliche Daten und Untersuchungen stimmen mit denen überein, die Vera Akerman uns zu Felicity zur Verfügung gestellt hat.“
„Das Krankenhaus hat also Mist gebaut?“
„Das würde ich so nicht sagen.“ Ryan hatte erneut diesen Tonfall in der Stimme, mit dem er stets eine Bombe platzen ließ. „Laut den Krankenakten war das Mädchen mit dem gebrochenen Arm Anna Turner.“
„Um Himmels willen.“ Casey war erschüttert.
„Es ist so, als ob Felicitys Existenz ausgelöscht und durch Lindas Tochter ersetzt worden sei.“
In Lindas Haus gab es keinen Hinweis mehr auf seine Bewohnerin. Ihre Kleidung und Toilettenartikel waren verschwunden. Der Kühlschrank war leer. Alles hatte den Anschein, als habe sie schon eine ganze Weile nicht mehr hier gelebt. Das ließ darauf schließen, dass sie sich an jenem Ort aufhielt, den sie für Krissy eingerichtet hatte.
Sie mussten Linda unbedingt finden. Sie war der Schlüssel zu allem.
Der Schlüssel, der sie zu Krissy führte.
Die Ermittler des FBI zogen in der Nachbarschaft Erkundigungen ein. Sie zeigten Lindas Foto, das Ryan bearbeitet hatte, Nachbarn, Ladenbesitzern und jedem, der ihnen über den Weg lief. Diese Frau hatte wie eine Einsiedlerin gelebt. Einige der Leute, die schon lange in der Gegend wohnten, erkannten sie, aber keiner konnte sich erinnern, sie kürzlich gesehen zu haben. In der örtlichen Apotheke war sie nie gewesen. Ebenso wenig hatte sie in den Läden eingekauft. Falls sie zu Ärzten ging, hatten sie ihre Praxis nicht in der Nähe.
Ein harter Kern, zu dem auch Peg und Don gehörten, fuhr fort, das Haus nach Hinweisen zu durchkämmen. Casey und Marc blieben bei ihnen, ebenso Patrick und Claire. Und Hero natürlich. Marc lief mit ihm durchs ganze Haus, ließ ihn jede Ecke und jeden Winkel erschnüffeln und hielt ihm zusätzlich die Geruchsproben, die das Spezialteam der Spurenermittler gesammelt hatte, unter die Nase. Jahrelang hatte Linda hier gelebt. Und nun waren all ihre persönlichen Dinge verschwunden. Nur ihr Geruch war zurückgeblieben.
„Sie wollte unbehelligt bleiben“, fasste Peg zusammen, was den anderen ebenfalls längst klar geworden war. „Die Supermärkte und Drugstores, in denen sie eingekauft hat, die Ärzte, zu denen sie gegangen ist – alle liegen oder praktizieren woanders.“
„Was ist mit einer Arbeit?“, fragte Casey. „Sie brauchte Geld – angenommen, sie war nicht diejenige, die von Hope das Lösegeld verlangt hat. Müssen wir die Suche ausweiten?“
„Ja.“ Don nickte. „Wir müssen in die Nachbarorte gehen. Weite Strecken hat sie vermutlich nicht zurückgelegt. Dafür lebte sie zu zurückgezogen. Und wir müssen uns beeilen.“
„Ich werde um Verstärkung bitten.“ Peg zog ihr Handy aus der Tasche. „Wir erweitern den Radius. Und wir durchkämmen noch einmal das Haus. Irgendwas müssen wir doch finden – ein Rezept, ein Stück von einem Scheck. Irgendetwas, das uns verrät, was sie getan und wo sie eingekauft hat, wohin sie gegangen ist …“
Claire stand an der Treppe, die in den Keller führte. „Ich muss da noch mal runter“, murmelte sie. „Ich weiß, dass Sie alles auf den Kopf gestellt und nichts gefunden haben. Trotzdem will ich mich noch einmal umsehen. Ich weiß nicht, warum – noch nicht.“
Kaum hatte sie ihren Satz beendet, stieg sie auch schon die Treppe hinunter.
„Ich wette, da unten hat Linda das Mädchen gefangen gehalten“, sagte Casey. „Menschen handeln immer nach dem Muster, das ihnen am angenehmsten ist, und Claire redet andauernd von einem Keller. Falls Linda Krissy in irgendeinem Keller festhält, muss sie das Gleiche hier mit Felicity getan haben.“ Sie drehte sich um. „Kann ich zu Claire hinuntergehen?“ Sie richtete die Frage an Peg und Sergeant Bennett.
Keiner hatte etwas dagegen.
Eilig lief Casey die Stufen hinunter.
Claire stand in der Mitte des Raumes und schaute sich um, als könnte sie mehr sehen als einen leeren Keller mit einem Zementboden und Waschbetonwänden. Ihrem Blick nach zu urteilen, der in eine unbestimmte Ferne gerichtet war, nahm sie Caseys Anwesenheit überhaupt nicht
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