Ewig bist du mein (German Edition)
wahr.
Langsam ging sie zur Stirnwand, drückte die Handflächen dagegen und bewegte sie am Beton entlang.
„Ein Bett“, sagte sie mit leiser Stimme, die wie aus weiter Ferne zu kommen schien. „Mit einem Baldachin. Die Bettdecke ist mit Rosen bedruckt. Rosen wie im Märchen. Prinzessin Aurora. Das Bett ist für sie. Und der Baldachin ist mit Bildern von Flora, Fauna und Sonnenschein bestickt.“
Dornröschen, dachte Casey. Claire spricht von Dornröschen.
„Sie fühlt sich nicht wie eine Prinzessin“, fuhr Claire in träumerischem Tonfall fort. „Sie hat Angst. Sie möchte ihre Mommy, ihren Daddy und ihre Schwester. Sie versteht nicht, warum sie hier ist. Und sie versteht ihren neuen Namen nicht. Es ist nicht ihrer. Sie ist nicht die, die sie sein soll. Sie möchte einfach nur weglaufen. Sie möchte einfach nur nach Hause.“
Casey blieb wie angewurzelt stehen. Sie wollte Claires Erinnerungen nicht stören. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie von Felicity sprach. Dies war der Raum, in dem sie gefangen gehalten wurde.
Claires Worte klangen gequält. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Sie drängt sich gegen die Wand. So weit weg von allem wie möglich. Aber sie weiß, dass es nicht weit genug ist. Sie hat die Beine unter ihren Körper gezogen. Sie hat Angst vor der Dunkelheit. Und hier unten ist es immer dunkel – bis auf das Nachtlicht und die kleine Lampe auf ihrem Beistelltisch.“ Claire presste die Handfläche gegen die Wand. „Es ist kein Märchen. Es ist ein Albtraum. Warum ist ihr so etwas passiert? Sie versteht es nicht. Sie will es nicht verstehen.“
Ein seltsamer Ausdruck machte sich auf Claires Gesicht bemerkbar. „Schmerz. Resignation. Akzeptanz.“ Sie riss die Augen auf. „Sie ist gegangen“, flüsterte sie. „Für immer.“ Eine lange Zeit starrte sie auf ihre Hand, ehe sie den Arm sinken ließ. Sie wirkte erschöpft und wie am Boden zerstört.
„Claire?“ Casey sprach behutsam.
Claire schaute zu ihr hinüber. „Felicity war hier.“
„Ich weiß. Ich habe es Ihren Worten entnommen.“
„Diese Wand“, murmelte Claire. „Stundenlang hat sie sich gegen diese Wand gepresst und sich vorgestellt, zu entkommen. Deshalb konnte ich ihre Anwesenheit auch nach all den Jahren noch spüren. Ein Teil ihrer Energie ist zurückgeblieben. Und jetzt ist sie ganz verschwunden.“ Sie stieß einen unsicheren Seufzer aus. „Jetzt wissen wir also, dass Linda Turner die Entführerin war. Oder wenigstens eine von den Entführern. Sie hat Felicity in diesem Keller gefangen gehalten. Deshalb wiederholt sie das Ganze noch einmal mit Krissy. Ein anderer Keller, ein anderes Prinzessinnenzimmer.“
„Spüren Sie hier auch Krissys Energie?“, fragte Casey rasch.
„Nein.“ Claire schüttelte den Kopf. „Krissy ist niemals hier gewesen. Entweder ist Linda vorher umgezogen, oder sie hat sich einen anderen Ort ausgesucht, um sicherzugehen, nicht entdeckt zu werden. Jedenfalls hat sie Krissy nie in dieses Haus gebracht.“
Casey ging zu Claire hinüber und legte ihr ihren Arm um die Schulter. Die bedauernswerte Frau zitterte am ganzen Körper. Ihre Visionen hatten ihr ziemlich zu schaffen gemacht.
„Gehen wir hinauf“, forderte Casey sie mit sanfter Stimme auf. „Wir erzählen den Ermittlern, was Sie gefühlt und gesehen haben.“
„Wenn sie mir das glauben“, erwiderte Claire resignierend.
Dem wusste Casey nichts entgegenzusetzen. „Hoffen wir, dass die Spurenermittler irgendeinen Hinweis in diesem Raum entdecken.“
Zum ersten Mal konnte Casey verstehen, wie groß Claires Frustration in Situationen wie diesen sein musste. Es war schlimm genug, den zweifelnden Ausdruck auf den Gesichtern der Ermittler zu sehen. Schlimmer jedoch war die Hilflosigkeit, die Claire empfand, weil die Polizisten keine Ahnung hatten, was sie mit den Informationen anfangen sollten. Casey freilich kümmerte sich nicht darum, dass Claires Gefühle und Visionen vor Gericht keinen Bestand hätten. Unbelastet von den Grenzen, die den Beamten gesetzt waren, waren Claires Worte und Visionen für sie nicht wertlos. Zu schaffen machte ihr lediglich, dass es keine konkrete Spur gab, die sie zu Linda Turner führte.
Fest stand nur, dass sie nach der richtigen Person suchten. „Haben Sie irgendetwas im Haus gefunden?“, wollte Casey von Peg wissen.
„Nichts von Bedeutung.“ Peg sah genauso frustriert aus, wie Casey sich fühlte. „Ein paar Fast-Food-Gerichte. Ein zerbrochener Teller im Müll. Und eine Rolle
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