Ewig bist du mein (German Edition)

ein Trottel benehmen, der nicht fähig war, einen Monitor zusammenzusetzen. Die Minuten strichen vorbei, und seine Chancen schwanden zusehends.
    Da. Wie gebannt starrte Ryan auf den Bildschirm. In ihrem Rollstuhl wurde Linda Turner gerade in den östlichen Teil des Parks geschoben. Sie unterhielt sich angeregt mit der Pflegerin, die sie hinausrollte.
    An Lindas Finger war ein roter Bindfaden befestigt. „Na, diese Patientin sieht aber glücklich aus“, kommentierte Ryan laut. „Wenn alle Ihre Bewohnerinnen den Tag so gut gelaunt beginnen, kriege ich richtig Lust, selber hier einzuziehen.“
    Die Schwesternschülerin blickte über seine Schulter. „Das ist Lorna Werner. Sie liebt diese Stelle und besteht darauf, jeden Tag dort zu sitzen. Normalerweise wirkt sie eher bedrückt. Heute allerdings ist sie aufgekratzt, weil sie am Nachmittag Besuch erwartet.“ Die Schülerin zeigte auf den Bildschirm. „Sehen Sie den roten Bindfaden? Der erinnert sie daran, dass ihre Tochter kommt. Sie erzählt es allen hier, wenn es wieder mal so weit ist.“
    Tochter? Ryans Gedanken überschlugen sich. So nennt man also heutzutage Komplizinnen bei Kindesentführungen. Er musste zugeben, dass das ein geschickter Schachzug der Mittäterin war. Wenn sie sich Lindas sehnlichsten Wunsch nach einem Kind zunutze machte, konnte sie womöglich noch größeren Einfluss auf sie ausüben.
    Er prägte sich die Stelle, an der die Pflegerin Lindas Rollstuhl abstellte, genau ein. Als die Schwester verschwand, um sich um andere Patientinnen zu kümmern, brachte er seine Arbeit rasch zu Ende.
    Mit einer wesentlichen Veränderung: Er hatte seinen Tongenerator in das Gerät eingebaut – ein ausgezeichneter Grund für ihn, dem Heim so bald wie möglich einen weiteren Besuch abzustatten.
    Er verabschiedete sich von den Schwestern, versprach ihnen, in ein paar Tagen mit dem notwendigen Ersatzteil wiederzukommen, und verschwand. Sofort ging er zu seinem Lieferwagen, stieg ein und schloss die Tür. Dann zog er seinen BlackBerry hervor und rief Casey an.
    „Wir sitzen hier auf heißen Kohlen“, begrüßte sie ihn. „Was ist denn los?“
    „Ab sofort kannst du die Bilder der Videoanlage in Sunny Gardens in unserem Büro betrachten“, antwortete er. „Schau doch einfach mal rein.“ Er sagte Casey, was sie tun musste. „Linda Turner sitzt im Ostteil des Parks“, fuhr er fort. „Ich möchte Gecko in ihrer Nähe platzieren. Sie bekommt nämlich heute Nachmittag Besuch, wie ich erfahren habe. Deshalb hat sie sich auch den roten Faden um den Finger gebunden – damit sie es nicht vergisst.“
    „Der gleiche Bindfaden, den wir in ihrem Haus gefunden haben?“
    „Genau. Und rate mal, wer sie besuchen kommt … Ihre Tochter .“
    „Tochter?“, echote Casey verblüfft. „Willst du damit etwa sagen, dass Lindas Komplizin sich als ihre Tochter ausgibt?“
    „Das macht doch Sinn, oder? Wenn diese Frau überzeugend die Rolle von Lindas Tochter spielt, kann sie alles machen – Linda ins Heim einweisen lassen, sich um all ihre Angelegenheiten kümmern – was auch immer.“
    „Sie bestimmt nicht nur über ihre Angelegenheiten. Sie bestimmt auch über Linda selbst.“ Caseys analytischer Verstand hatte rasch über ihre Verblüffung gesiegt. „Sie beeinflusst sie, füttert sie mit Informationen und setzt das alles zu ihrem eigenen Vorteil ein. Vergiss nicht, eine Tochter zu haben war schließlich Lindas größter Wunsch. Sie kann in dieser Person die erwachsene Anna sehen – und in Krissy Anna, als sie ein kleines Mädchen war. Es gibt eine Menge möglicher psychologischer Faktoren – wir könnten den ganzen Tag darüber diskutieren. Aber das heben wir uns für später auf. Was hast du jetzt vor?“
    „Wie ich schon sagte, ich will Gecko in Lindas Nähe platzieren. Wenn ihre Besucherin kommt, kann er alles aufzeichnen – in Ton und Bild. Bis zu meinem Wagen ist es nicht weit; auf diese Entfernung ist die Übertragung recht ordentlich. Ich werde alles mitbekommen. Wir erfahren, wer ihre Komplizin ist. Dann wird uns schon etwas einfallen, um Peg und den Ermittlern einen Hinweis zu geben, damit sie die falsche Tochter festnehmen können. Und wir finden heraus, wo Krissy ist.“
    „Das tust du nicht allein“, erwiderte Casey mit Nachdruck. „Marc und ich kommen zu dir. Wir bringen Hero mit. Da diese Tochter erst heute Nachmittag kommt, bleibt uns genügend Zeit, um rechtzeitig zur Vorstellung zu erscheinen.“
    „Damit habe ich gerechnet.“ Ryan