Ewig bist du mein (German Edition)
von Ashleys Handy klang unbeirrt weiter. Die muntere Melodie stand in krassem Gegensatz zu Hopes düsterer Stimmung, die Krissys Kinderzimmer erfüllte.
„Das ist Ihr Handy“, sagte Hope überflüssigerweise. „Wer immer es ist, wird noch mal anrufen.“
Wie um Ashleys Worte zu bestätigen, verstummte das Klingeln.
Sie kniete sich vor Hope. „Ich mache mir auch Vorwürfe“, gestand sie leise. „Hätte ich gestern die Kinder nach Hause gefahren, wäre ich früher dort gewesen. Und ich hätte sofort gemerkt, dass Krissy nicht da war. Vielleicht wäre ich sogar rechtzeitig genug gekommen, um all das zu verhindern.“
„Das hätten Sie nicht gekonnt. Wahrscheinlich hätte es keiner von uns gekonnt. Es spielt ja auch keine Rolle. Ich fühle mich trotzdem innerlich vollkommen tot.“
„Ich weiß.“ Ashleys Stimme klang tränenerstickt. Sie griff nach Hopes Hand.
„Ich glaube nicht, dass ich das überleben werde, Ashley“, stieß Hope hervor. „Krissy ist mein Ein und Alles. Ohne sie … ist nichts mehr wichtig.“
„Ich weiß“, wiederholte sie. „Aber ich muss einfach glauben …“
Ehe Ashley den Satz beenden konnte, begann ihr Handy erneut zu singen.
„Verflucht.“ Sie sprang auf. „Ich werde den Anrufer abwimmeln, egal, wer es ist.“
„Kein Problem. Gehen Sie ruhig ran.“
„Ich will aber nicht. Ich möchte bei Ihnen bleiben. Ich stelle das Handy ab.“
Sie eilte hinunter in die Halle.
Eine Minute verging. Und eine weitere.
Hope blieb regungslos an ihrem Fleck sitzen, geplagt von Schmerz, Schuldgefühlen und Angst. Es kam ihr vor, als würde alles Leben aus ihrem Körper verschwinden. Das Gefühlschaos umgab sie wie ein dichter Nebel, durch den sie Ashley zurückkommen hörte.
„Mrs Willis?“, flüsterte Ashley an der Tür.
Etwas in ihrer Stimme ließ Hope aufhorchen. Sie sprang hoch. „Gibt es Neuigkeiten?“
Ashley war bleich. Ihr Handy hielt sie so fest umklammert, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Verstohlen schaute sie hinter sich, ehe sie ins Zimmer kam und die Tür schloss.
„Auf meinem Handy“, stieß sie hervor. Sie streckte die Hand aus, um Hope das Telefon zu geben. „Die Stimme klingt unheimlich. Er sagt, er sei der Entführer und er habe meine Nummer in Krissys Schulranzen gefunden. Er ruft auf meinem Handy an, damit die Polizei ihn nicht aufspüren kann, und Sie sollen ihr auch nichts sagen. Er möchte mit Ihnen sprechen. Er stellt … Forderungen.“
Hope griff nach dem Telefon und drückte es ans Ohr. „Hier spricht Richterin Willis.“
„Ich habe Ihre Tochter.“ Die Stimme klang merkwürdig blechern. Offenbar benutzte der Entführer einen Stimmenverzerrer. „Wenn Sie die Kleine zurückhaben möchten, müssen Sie meine Anweisungen genau befolgen. Und reden Sie mit niemandem darüber! Erzählen Sie keinem, dass ich angerufen habe. Ihrem Ehemann nicht. Der Polizei nicht. Und auch nicht dem FBI. Wenn Sie es trotzdem tun, wird Ihre Tochter sterben.“
„Ich tue, was Sie verlangen“, antwortete Hope sofort. „Bitte, bitte tun Sie Krissy nicht weh.“
„Das liegt an Ihnen.“
„Geht es ihr gut? Kann ich mit ihr reden?“
„Es geht ihr gut. Aber Sie können nicht mit ihr reden. Sie ist woanders.“
„Woher soll ich dann wissen, dass es ihr gut geht? Woher soll ich wissen, ob Sie Krissy überhaupt in Ihrer Gewalt haben?“
„Hören Sie.“ Eine kurze Pause entstand, ein Knistern war zu hören, ein Knopf wurde gedrückt.
„Ich bin nicht hungrig.“ Es war Krissys Stimme. Sie klang tränenerstickt und war offenbar aufgezeichnet worden. „Oreo auch nicht. Ich möchte meine Mommy. Ich möchte …“
Wieder ein Knopfdruck, und Krissys Stimme verstummte.
Hope schloss die Augen. „Warum klingt sie so verängstigt? Was tun Sie ihr an?“
„Tragen Sie Ihren braunen Trenchcoat“, befahl die Stimme. „Ich will nicht, dass jemand Sie bemerkt. Bringen Sie zweihundertfünfzigtausend Dollar mit – in bar. In Krissys schwarzem Adidas-Rucksack. Morgen. Um fünf Uhr. In der Mid-County-Einkaufspassage. Erster Stock, Lebensmittelabteilung. Neben dem Brezelstand. Dort befindet sich ein Abfallkorb. Werfen Sie den Rucksack hinein. Und dann gehen Sie wieder. Bleiben Sie nicht stehen. Schauen Sie nicht zurück. Gehen Sie einfach.“
Gütiger Himmel, er hatte gerade Krissys Rucksack minuziös beschrieben. Das bedeutete, dass er sie beobachtet hatte, als sie mit den Pfadfindern auf einem Tagesausflug gewesen war. Wer weiß, bei welcher Gelegenheit er
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