Ewig bist du mein (German Edition)
teilen“, antwortete Patrick trocken. „Ich gehe da nicht hoch, um mich ausfragen zu lassen.“
„Seien Sie nicht böse, aber genau das hatte ich vor“, entgegnete Casey freimütig. „Ich habe sogar eine Menge Fragen an Sie. Ich gebe Ihnen allerdings genügend Gelegenheit, das Gleiche zu tun.“
Er lachte rau. „Bei Ihnen muss mal wohl auf alles gefasst sein, Casey Woods.“
„Sie sagen es. Aber es geht hier nicht darum, dass ich Ihnen voraus bin. Die Zeit wird knapp. Darüber sind wir uns doch wohl alle im Klaren. Wenn wir uns nämlich nicht zusammensetzen und ein paar Antworten finden – und zwar sofort –, wird es für uns immer schwerer, Krissy Willis aufzuspüren.“ Caseys Miene wurde grimmig. „Und wenn wir sie finden … dann bete ich, dass sie noch lebt.“
12. KAPITEL
Der dritte Tag
Das Pflegeheim lag in einem ländlichen Bezirk nördlich von Westchester County. Das Gelände war nicht groß, aber sehr gepflegt und umgeben von prächtig blühenden Gärten. Die Gebäude waren sauber, auch wenn sie ein wenig spartanisch und anstaltsmäßig wirkten.
Die Einrichtung hieß Sunny Gardens, und sie gehörte zum Besten, das man sich mit einem mittleren Einkommen leisten konnte.
Die Frau saß in einem der hübschen Gärten, von dem man den ganzen Park im Blick hatte. Sie betrachtete die Grünanlagen, ohne sie wirklich wahrzunehmen. In Gedanken war sie an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit. Manchmal waren ihre Erinnerungen lebhaft und klar und so real, als passierten die Ereignisse genau in diesem Augenblick. Zu anderen Zeiten verschwammen Gegenwart und Vergangenheit untrennbar ineinander, und sosehr sie sich auch bemühte – es gelang ihr nicht, das eine vom anderen zu trennen. An solchen Tagen war sie vollkommen verwirrt und froh, dass sie ihre Medizin hatte, und die Pflegerinnen mussten ihr helfen, sich zurechtzufinden. Manchmal erzählten sie ihr auch unsinnige Sachen. Das wusste sie ganz genau. Aber mitunter hatten sie auch recht. Sie war sich nur nicht sicher, wann das eine und wann das andere der Fall war.
Heute war ein recht guter Tag. Sie wusste, wo sie war. Sie wusste sogar, warum sie an diesem Ort war. Und sie war sich sicher, dass heute Mittwoch war, was bedeutete, dass sie Besuch bekommen würde. Ihren Lieblingsbesuch.
Ihr kleines Mädchen.
Sie machte sich Sorgen. Ob das Kind Angst vor seiner Mama hatte, wenn es sie in diesem Zustand antraf? Zwar hatte sie nie Anzeichen von Furcht gezeigt. Das bedeutete jedoch nicht, dass sie keine empfand. Denn ihre Gefühle hatte sie schon immer sehr gut zu verbergen gewusst.
Tat sie das in diesem Augenblick etwa auch?
Mit einem breiten Lächeln im Gesicht kam die Krankenschwester auf sie zu. Auf dem Namensschild an ihrer Uniform stand Marla Greene. Marla Greene – kannte die Frau sie etwa? Bestimmt. Denn die Schwester sah sie an wie eine alte Freundin.
„Zeit fürs Mittagessen“, verkündete sie fröhlich.
„Zeit fürs Mittagessen?“ Energisch schüttelte die Frau den Kopf. „Das kann nicht sein. Mein Baby ist noch nicht hier.“
„Vielleicht kommt sie heute später“, erwiderte Marla beschwichtigend. „Sie wissen, wie viele Schularbeiten sie immer zu erledigen hat.“
„Ja.“ Die Frau strahlte. „Sie ist wirklich klug. Deshalb habe ich ihr ein paar zusätzliche Hausaufgaben aufgegeben.“
„Sehen Sie! Da haben wir ja schon den Grund, warum sie sich verspätet. Gehen wir ins Haus und essen ein wenig. Sie müssen bei Kräften bleiben – für sie.“
„Natürlich. Sie haben recht.“ Die Frau gestattete Marla Greene, ihr auf die Füße zu helfen und sie ins Hauptgebäude zurückzuführen. „Ich muss einen klaren Kopf bewahren, damit ich sie unterrichten kann. Ich bin doch die Einzige, die das kann.“
Patrick raste über den Highway. Ithaca lag nur vier Autostunden entfernt. Da er direkt nach dem Frühstück losgefahren war, würde er gegen Mittag in der Plainview-Grundschule eintreffen.
Ryan McKay machte offensichtlich einen verdammt guten Job. Ein Jahr nach Felicitys Entführung – und manchmal auch noch später – hatte Patrick vergeblich versucht, irgendetwas über Sidney Akermans Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. Mit der heutigen Technik boten sich natürlich ganz andere Möglichkeiten. Daher war Patrick verhalten optimistisch, dem Vater von Hope und Felicity bald gegenüberzustehen.
Und dann? Wusste der Mann etwas, oder erwies er sich erneut als eine Sackgasse?
Patrick dachte an den ersten
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