Ewig bist du mein (German Edition)
haben in Henrys Firma investiert. Das war ein gut gehütetes Geheimnis. Nur ein paar Mitglieder der ‚Familie‘ waren eingeweiht. Was auch ganz in ihrem Sinne war, denn so ist das FBI nicht auf sie aufmerksam geworden. Und es hat geklappt. In Ihren Ermittlungen war davon niemals die Rede.“
„Wir reden also über Geldwäsche“, fasste Patrick zusammen.
„Genau.“ Sidneys Stimme bebte. „Ich wollte damit nichts zu tun haben. Aber Henry steckte tief im Schlamassel. Ich konnte ihn doch nicht im Stich lassen! Also tat ich, was zu tun war. Ich habe so lange wie möglich geschwiegen. Irgendwann habe ich Henry gesagt, dass ich nicht mehr mitmache. Er hat das weitererzählt. Ein paar Tage später wurde Felicity entführt. Ich bin fast durchgedreht. Bei Ihren Ermittlungen hatten Sie mich auf dem Kieker. Ich habe gebetet, dass ich mich irrte. Dann haben mich diese Mistkerle angerufen und mir gesagt, dass sie mein Kind töten würden und keiner außer mir dafür verantwortlich sei. Sie haben gedroht, Hope wäre die Nächste, und Vera würden sie auch entführen, wenn ich den Mund aufmachte.“
Patrick stieß einen Pfiff aus. „Deshalb sind Sie Alkoholiker geworden und von der Bildfläche verschwunden.“
„Darauf können Sie Gift nehmen. Für mich war das die einzige Möglichkeit, meine Familie nicht weiter zu gefährden.“ Er lachte bitter. „Zum Wohl der Allgemeinheit, sozusagen. Jetzt sitze ich hier, dreißig Jahre später, und die vom FBI wühlen in den alten Akten und kramen diese verdammten Geschichten aus den Siebzigerjahren aus – inklusive der Fakten über Henrys Firma. Henry ist seit fünfzehn Jahren tot, deshalb kam der FBI-Agent zu mir, um sich das bestätigen zu lassen. Ich habe alles abgestritten und ihm gesagt, ich wüsste nicht, wovon er redet, und falls Henry irgendetwas Illegales getan hätte, wüsste ich darüber auch nichts.“
„Um Ihre Familie oder Ihren eigenen Arsch zu retten?“
„Zu diesem Zeitpunkt? Sowohl als auch.“ Auf Sidneys Stirn standen Schweißtropfen. „Die Mafia muss geglaubt haben, dass ich den Beamten irgendwas erzählt habe. Also haben sie eine zweite Entführung angezettelt – dieses Mal mit meiner Enkelin.“ Er fasste Patrick am Hemd. „Sie müssen sie finden, ehe sie ihr etwas antun. Bitte! Tun Sie etwas!“
„Das habe ich vor.“ Patrick zog sein Handy hervor. „Ich rufe die Ermittler an, die Krissys Fall bearbeiten, und werde ihnen alles berichten. Ich brauche den Namen des Beamten, der mit Ihnen gesprochen hat, und alle Einzelheiten über die Mafia-Typen, mit denen Sie zu tun hatten – Namen, Personenbeschreibungen, alles. Wenn ich das weitergeleitet habe, setze ich mich in mein Auto, folge Ihnen zu Ihrer Wohnung und warte, bis Sie ein paar Sachen eingepackt haben. Sie kommen mit mir nach Armonk.“
Die Neuigkeiten über ihren Vater erreichten Hope in dem Moment, als sie Krissys Rucksack packen und für die Übergabe an den Entführer präparieren wollte.
Ihr Entsetzen und ihre Wut über die unerwartete Entwicklung des Falles und die Rolle, die ihr Vater dabei gespielt hatte, traten allerdings zurück hinter der nackten Angst um Krissy. Die Erkenntnis, dass die Mafia an ihrer Entführung beteiligt sein könnte, bestärkte Hope nur darin, ihre Absicht weiterzuverfolgen. Sie musste sich unbedingt an den Zeitplan halten. Die Aktion musste genau so verlaufen wie vereinbart.
Sie konnte jetzt nicht über den Verrat ihres Vaters nachgrübeln. Sie durfte sich keinesfalls von dem Gedanken verrückt machen lassen, dass ihr Baby, falls die Geschichte sich wiederholte, bereits tot sein könnte. Sie durfte im Moment nur daran denken – intensiv und mit voller Hingabe –, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun musste, um Krissy wohlbehalten nach Hause zu holen.
Als der vereinbarte Zeitpunkt näher kam, schleppte Hope den mit Bargeld vollgestopften Rucksack in die Garage, warf ihn in den Kofferraum ihres Geländewagens und fuhr los. Sie hatte Glück: Sämtliche Ermittler waren damit beschäftigt, Mitglieder des organisierten Verbrechens ausfindig zu machen, Polizeizeichner für ein Phantombild zu bestellen und sich mit anderen FBI-Kollegen in Verbindung zu setzen, während sie auf Sidney Akermans Ankunft warteten.
Niemand hatte Hope bemerkt.
Niemand – außer Casey.
14. KAPITEL
Den ganzen Nachmittag über war Casey in Hopes Nähe geblieben und hatte sich in Ryans Recherche-Ergebnisse vertieft. Sie wollte das Haus nicht verlassen, weil sie nach wie vor
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