Ewig bist du mein (German Edition)

Casey verspürte keine Lust, über ihr Privatleben zu reden, und wechselte das Thema. „Die Verhaltenspsychologen haben ihre Täterprofile im Licht der Verbindungen zum Vizzini-Clan noch einmal durchgecheckt. Und was hast du für mich?“
    Ryan erkannte den Wink mit dem Zaunpfahl und kehrte zum Geschäftlichen zurück. „Ich habe die Bilder der Kinder, die du mir gegeben hast, künstlich altern lassen – Felicitys Freunde, ihre Spielkameraden aus der Nachbarschaft, die Mädchen, mit denen sie im Fußballlager war. Ich versuche gerade, sie ausfindig zu machen. Bis jetzt habe ich allerdings noch nichts Nennenswertes entdeckt. Nirgendwo Eltern mit Mafia-Verbindungen. Keine zwielichtigen Hintergründe. Alles ganz normale Familien aus der Mittelklasse. Und die Kinder, die inzwischen Männer und Frauen sind, leben im ganzen Land verstreut – unterschiedliche Karrieren, unterschiedliche Familienstände, unterschiedliche Lebensweisen.“
    Er reichte Casey ein paar ausgedruckte Seiten. „Das sind die Bilder der Erwachsenen. Auf jedem Bild findest du in der Ecke ein kleines Foto, das zeigt, wie sie als Kinder ausgesehen haben. Es soll der Erinnerung von Vera Akerman und Hope Willis auf die Sprünge helfen, wenn sie die Bilder durchsehen. Vielleicht erkennt eine von ihnen ja ein vertrautes Gesicht. Vor allem Hope. Sie soll sich mal den Kopf zerbrechen und überlegen, ob ihr irgendjemand von diesen Personen in letzter Zeit über den Weg gelaufen ist. Vielleicht hat sich einer bei ihr als Handwerker ausgegeben, für irgendeine religiöse Organisation getrommelt oder sich als Politiker vorgestellt, der für seine Wahlkampftour Klinken putzt. Das würde den Betreffenden am leichtesten Zugang zum Haus und den Willis’ verschaffen – vielleicht sogar zu Krissy. Falls Hope tatsächlich irgendjemanden wiedererkennt oder Vera sich an sie als Kinder erinnert, haben wir vielleicht eine Spur.“
    Caseys Blick wanderte in die Mitte des Raumes, wo der Kopierer stand. „Sieht ganz so aus, als hättest du an mehr als nur einer Spur gearbeitet.“
    „Ja. Wir haben nichts Belastendes auf Joe Deales Computer gefunden. Und ich weiß, dass der Typ für den Vizzini-Clan nur ein ganz kleines Licht ist. Deshalb schlage ich vor, wir bringen unsere Ermittlungen auf das nächsthöhere Level – Bennato Construction.“
    Ryan ging zum Kopiergerät und tätschelte es liebevoll. „Seit heute Morgen um vier Uhr ist das Baby einsatzfähig.“ In seinem Büro bei Forensic Instincts bereitete Marc sich auf den Besuch vor, den er zusammen mit Ryan machen wollte, als sein BlackBerry läutete. Nach dem kurzen Gespräch war er wie vor den Kopf gestoßen.
    Sofort ging er hinüber in Caseys Büro. Unterwegs rief er Ryan an und bat ihn, ebenfalls zu kommen.
    „Haltet euch fest“, begann er, sobald sie zusammen waren. „Claudia Mitchell ist tot. Vor ein paar Stunden ist ihr Wagen vierzig Kilometer nördlich von hier von einer Bergkuppe gestürzt. Am Tatort wurden zwei unterschiedliche Reifenspuren entdeckt. Das war definitiv kein Unfall.“
    „Wow!“ Casey atmete tief durch und lehnte sich gegen die Kante ihres Schreibtischs. „Wer hat dir das erzählt – Hutch?“
    „Ja. Fairerweise hat er mich sofort angerufen, damit wir auf dem Laufenden sind. Das erhärtet natürlich die Mafia-Theorie. Und es deutet darauf hin, dass entweder Claudia etwas wusste oder aber dass man Joe damit unmissverständlich zu verstehen geben will, den Mund zu halten. Was wiederum bedeutet, dass er etwas weiß – ob es ihm nun bewusst ist oder nicht.“
    „Umso wichtiger ist das, was wir heute vorhaben.“ Ryan war bereits fertig zum Aufbruch. „Casey, du fährst am besten sofort zu den Willis’. Schau mal, wie sie auf diese Nachricht reagieren. Marc und ich ziehen unser Ding durch.“
    Casey wählte bereits eine Nummer auf ihrem Handy. „Ich rufe Patrick an. Vielleicht weiß er es schon. Wenn nicht vom FBI, dann jetzt von mir. Es ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Sidney Akermans illegale Geschäfte irgendwie mit Krissys Entführung zusammenhängen – und mit der von Felicity.“
    Eine Stunde später klopfte Marc an die Tür der Bennato Construction Company. Er trug eine graue Uniform, und auf seinem Hemd stand in großen Buchstaben „Superior-Kopierer“.
    Das Empfangsbüro war vollgestopft mit Baumaterialien. Der Putz blätterte von den Wänden, der Boden war staubig, und hinter einem stählernen Schreibtisch saß eine junge attraktive Sekretärin. Sie hatte einen