Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
Vom Netzwerk:
riesigen antiken Safes. Er wirbelte die Messingskala nach links, dann nach rechts, wieder links, bis er die Kombination durch hatte. Die Safetür schwang knarrend auf. Er griff hinein und holte eine unbeschriftete CD in einer durchsichtigen Plastikhülle heraus. Sein Rücken versperrte mir den Blick auf den Inhalt des Safes. Ich fragte mich, was er sonst noch darin aufbewahrte. Er schloss die Tür, verstellte das Rad und ging zu seinem Multimediaschrank in der Ecke. Es klickte und zischte, als er die CD einlegte. Der große Plasmabildschirm gegenüber der Couch erwachte summend zum Leben, war aber noch einheitlich grau.
    »Die Fenster sind abgeschlossen«, sagte Rick. »Und die Gitter über den Lichtschächten sind verschweißt. Die Tür ist mit einem Stahlriegel und zwei Schlössern gesichert. Ihre Wirbelsäule ist vermutlich angeknackst. Sie haben Schnittwunden am ganzen Körper. Ich habe im Gefängnis ein paar angestochenen Knastbrüdern das Leben gerettet. Aber ich bin kein Arzt, und ich nähe auch keine Wunden. Fluchtversuch, weglaufen, alles wenig empfehlenswert. Ich sage Ihnen das zu Ihrem eigenen Besten. Ich werde Sie jetzt hier einschließen, und bis ich zurückkomme, können Sie hier nicht weg. Sie würden sich nur weh tun, wenn Sie’s probieren, und ich kann Ihnen nicht helfen. Ich will Ihnen nicht helfen. Denken Sie drüber nach, bevor Sie hier einen auf Ausbrecherkönig machen.«
    Er reichte mir die Fernbedienung und ging zur Treppe.
    »Und später?«, fragte ich. »Wenn Sie sie gefunden haben, kann ich dann nach Hause?«
    Er betrachtete mich einen Moment lang. »Ich weiß, wer Sie sind, und Sie werden es auch bald wissen. Also schlage ich vor, Sie vergessen das mit dem nach Hause gehen. Sie können nirgendwo mehr hin.«
    Rick schloss die Kellertür hinter sich. Der Knauf drehte sich, das Schloss rastete ein, dann donnerte etwas Schweres gegen die Tür, verkeilte sie, wie ich annahm. Ich hörte seine dumpfen Schritte auf der Treppe verhallen, und ich war allein. Panik breitete sich in mir aus, bis ich dachte, ich müsste schreien, und dann blähte sie sich noch ein bisschen weiter auf.
    Ich hatte mich kaum in sitzende Position aufgerichtet, als meine Rückenmuskeln sich verkrampften und ein fürchterlicher Schmerz mir durch alle Glieder schoss. Kein Entkommen. Na gut. Ich würde mir das Scheiß-Video ansehen.
    Und wenn sich etwas Schreckliches darauf befindet?, fragte mich Stacey aus dem Zwielicht des Kellers. Was, wenn es dir weh tut, mein Geliebter?
    »Wie viel schlimmer könnte es schon werden?«
    Stacey gab keine Antwort. Ich lehnte mich vorsichtig in die Kissen zurück, bis der Schmerz nachließ. Ich musterte die Fernbedienung. Ich sah auf den leeren Bildschirm und drückte auf Play.
    Sie können nirgendwo mehr hin.
    Der Bildschirm füllte sich mit tanzenden Lichtern und einer vertrauten Musik.

35
    Es ist ein vierundzwanzigminütiger Zusammenschnitt.
    Er beginnt in einem Club, wie es ihn in jeder größeren Stadt gibt, so einer, in dem Weltstars sich dazu herablassen, drei ausverkaufte Nächte lang vor zweitausend privilegierten Fans aufzutreten. Art déco an den Wänden, rote Samtvorhänge zu beiden Seiten der Bühne, Verstärker- und Lautsprechertürme, jubelnde Menschenmassen, eine Bühne mit schwachem, orangefarbenem Licht, die in der digitalen Handkamera so sehr schwankt, dass einem schwindlig wird. Grüne Laserstrahlen durchschneiden den Raum. Eine Spiegelkugel blinkt silbern und rot. Die Bildqualität ist nicht viel besser als bei einem durchschnittlichen YouTube-Video, und durch den großen Bildschirm wirkt sie noch schlechter. Die Geräuschkulisse ist eine Kakophonie aus Beifallsrufen, Schlagzeugsynthesizer und natürlich dem Schnellfeuerrap des Mannes selbst. Ich weiß, dass wir bei einer Ghost-Show sind, lange bevor das Kameraobjektiv ihn findet.
    Wir tauchen auf Hüfthöhe in die Menge ein, schieben uns zwischen Plastikbechern, verschwitzten T-Shirts, schwingenden Hintern und fliegenden Ellbogen hindurch. Das Mikrophon rauscht und knackst, während der Kameramann hin und her geschubst wird. Aber seine Hartnäckigkeit zahlt sich aus, und endlich kommt das Bild zum Stillstand.
    Das Mikro befindet sich zu nah an der Bühne; Ghosts Auftritt klingt übersteuert und unverständlich, und ich versuche zu erkennen, um was für einen Song es sich handelt. Es ist keine seiner Tanznummern wie ›Bikini Lines‹. Eher ›Chloroform Dayz‹, vielleicht. Die Mörderballaden sind immer düster und

Weitere Kostenlose Bücher