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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Dutzend sind, aber sie vermehren sich gut. ›Wozu brauchen Sie sie?‹, frag ich. Und er sagt: ›Ich bin auf das Fleisch spezialisiert, aber ich habe auch Verbindungen, was die sonstige Verwertung angeht. Pelz, Ausstellungen, Hasenfüße, Leder, Naturdarm und Knochenmehl, was Sie wollen.‹ Er sagt: ›Wir lassen kein Stück vom Hasen verkommen.‹ Und bei Gott, die lassen echt nix übrig. Bei Gott nicht. Wir kriegen bis zu vierundzwanzig Wochen lang drei Dollar die Woche pro Tier, Zucht- und Ausstellungstiere bringen mehr. Viel mehr. Die Hasen haben mein neues Auto da bezahlt und die Hypothek ein für alle Mal getilgt. Es lohnt sich, Sir!«
    Gerald hielt ihnen die Tür auf, und Stacey erstarrte. James legte ihr die Hand ins Kreuz, und sie ging widerstrebend weiter. Er folgte ihr, und die Tür schloss sich hinter ihnen. James musste an eine Pflanzenschule denken, neblig weiß und halb so lang wie ein Fußballfeld. Aber statt Pflanzen und Sprühneblern befanden sich in Geralds Zuchtstation Reihen von aufeinandergestapelten Holzkäfigen, ein dreistöckiges Alcatraz mit Zellen in der Größe von Schuhkartons und bis zu zweieinhalb Meter langen Zuchtpferchen. Die Käfige hatten Gitterböden, und die Futterpellets fielen in stählerne Tröge, die viel sauberer waren, als James erwartet hätte. Etwa alle drei Meter befand sich ein riesiger Lüfter hinter den Käfigen. Es fühlte sich an, als ginge man durch einen Windkanal, war aber so leise, dass man das Schnuppern der Hasen und ihr Herumgehoppel hören konnte.
    Es gab weiße, schwarze, schwarz-weiße, braune, hellbraune, zimtfarbene, gefleckte und gestreifte Hasen, einfach alle Farben und Muster, die James sich vorstellen konnte. Reihen über Reihen rotäugiger Albinos. Manche der Käfige enthielten ganze Würfe, andere Zuchtpärchen, und wieder andere waren die Residenzen der preiswürdigen Exemplare, von denen manche so bizarr aussahen, dass man sie kaum noch als Hasen erkannte.
    »O Mann«, sagte James. »Das ist ja ein richtiger Industriebetrieb.«
    Stacey ließ James’ Hand los und marschierte zum anderen Ende weiter. Er war so verzaubert von den Schlappohren und den fremdartigen, hin und her zuckenden, rollenden Augen, die jeder seiner Bewegungen folgten, dass er sie einen Moment lang ganz vergaß.
    »Elfhundertsiebenundsiebzig bei der letzten Zählung«, meinte Gerald. »Aber das war heute Morgen.« Er lachte. James fiel in sein Lachen ein.
    Stacey lachte auch, immer lauter, und ihr Lachen hallte von den Wänden wider und hörte nicht auf. Sie lachte und lachte und lachte, bis Gerald verstummte und sie nur noch anstarrte. James sah sie im Profil, den Käfigen zugewandt, als Kyle mit Bronco, dem flämischen Riesen, auf dem Arm um die Ecke gerannt kam. Aber da war aus ihrem Gelächter schon längst ein hysterisches Kreischen geworden.

34
    Ich erwachte von ihrem Kreischen.
    Mein erstes Gefühl war, in Sicherheit zu sein, eine Zuflucht vor den Monstern gefunden zu haben, die in der Wüste lauerten. Ich hatte geträumt, und der Traum war die Fortsetzung von etwas, das Stacey und ich geteilt hatten, eine einzelne Perle aus einer Kette von Erinnerungen, die bis zum Haus am See zurückreichte – und darüber hinaus etwas, das Stacey mir zeigen wollte. Etwas, das mit Hasen zu tun hatte. Aber ich konnte mich nicht erinnern, was geschehen war – weder im Traum noch in der Realität –, und das machte mich verrückt. Ich bekam es einfach nicht zu fassen, und das trieb mich aus dem Schlaf in eine kraftlose Panik hinein.
    Die Welt, in der ich erwachte, war grau, ein düsterer Raum, unscharf und verwischt, doch nach einigen Minuten nahm er Konturen an, verdichtete sich. Einen Moment lang – bevor ich die Holztäfelung und die Bar zu meiner Linken bemerkte – dachte ich, ich läge wieder im Krankenhaus. Ich war sehr schwach, als hätte ich tagelang geschlafen, ohne etwas zu essen. Ich lag auf dem Rücken, überhitzt, durstig.
    Nein, kein Krankenhaus. Ich lag auf der Tigercouch. Im Rick Room .
    Ich fühlte keinen Schmerz, und mein Panikzustand irgendwo zwischen Träumen und Wachen ließ bald nach. Sicher würde jede Minute Detective Bergen auftauchen, um mir Mut zuzusprechen und mich nach Hause zu bringen.
    Er hat mich unter Drogen gesetzt. Und zwar gründlich. Na, wenigstens hat er mich nicht umgebracht.
    Ich blickte an mir herab und sah, dass ich unter einer leuchtend roten Decke lag, Baumwollsamt. Ich wand mich, um wieder ein Gefühl für meinen Körper zu

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