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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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oder zu weinen anfing oder wenigstens irgendetwas spürte, irgendetwas, statt nur tote Leere. Nichts geschah.
    Ich fuhr in die Garage, hängte mir die Tüte mit dem Waffeleisen über den Arm und wankte in Schlangenlinien ins Haus. Ich brauchte fast eine halbe Stunde, um das Waffeleisen anzuschließen und die Bedienungsanleitung zu lesen. Dann merkte ich, dass ich die Erdbeeren vergessen hatte, und überlegte, noch welche zu kaufen. Aber ich war zu betrunken, um das Wort ›Erdbeeren‹ auch nur auszusprechen, geschweige denn, die Lebensmittelabteilung bei Ralph’s zu finden.
    Ich machte mir nicht die Mühe, den Anrufbeantworter abzuhören. Es konnte höchstens eine Nachricht von Lucy drauf sein, die wissen wollte, ob unsere Verabredung zum Abendessen bei C&O’s noch galt.
    Ich schnappte mir ein kaltes Bier, sackte auf die Couch und war augenblicklich weggetreten, während das Dos Equis über den Fußboden gluckerte. Nach etwas mehr als fünf Stunden kam ich wieder zu mir, weil sich etwas in der Luft veränderte. Das Gefühl war immer das gleiche. Es kam mir so vor, als stünde jemand am Fußende der Couch und legte mir eine kühle Fleecedecke über die bloßen Füße.
    Ich stand auf und stellte fest, dass es stockfinster war, alle Lichter gelöscht. Meine Trunkenheit war einem Zerrbild von Nüchternheit gewichen, ausgelöst durch nackte, unverdünnte Angst.

6
    Wenn jedes Haus ein spezielles Merkmal hat – ein Türmchen, in das die Sonne in einem bestimmten Winkel hereinfällt, eine Bank, in die Verliebte ihre Initialen geschnitten haben –, jenes besondere Extra eben, das eine Frau davon überzeugt, dass sie nirgendwo anders leben kann, dann war das in Staceys Fall der Ballsaal gewesen. Natürlich war er nicht vergleichbar mit dem Ballsaal eines Hotels, aber für uns reichte es. Es war toll gewesen, ihn zu entdecken, mit den zwei raumhohen Türen am Ende der Diele im ersten Stock. Architektonisch und metaphorisch bildete er das Herz des Hauses. Ich schätze, dann war Stacey dessen Seele.
    Bei der ersten Besichtigung meinte sie, es sei ein wunderbarer Ort, um Partys zu schmeißen, und die gaben wir auch reichlich. Kino-Dienstage, Halloween-Kostümbälle und ausgesprochen förmliche, schwarz-weiße Silvesterveranstaltungen, die meistens zu etwas ausarteten, das dem Saufexzess einer Garagenband ähnelte.
    Der Ballsaal war zehn Meter lang und fünf breit, mit einer hohen, offenen Decke. Bis zum Dachgiebel waren es gut vier Meter. Als wir den Kauf abschlossen, lag alles in Trümmern. Der Putz an den Wänden bröckelte, die Bar hatte Löcher, und das Kranzprofil kräuselte sich wie Streifen abblätternder Haut. Ein vulgärer Bewohner hatte 1976 einen schauderhaften Vinylboden über dem ursprünglichen Parkett verlegt. Ich riss den Blasen werfenden Belag heraus, schliff das Holz und versiegelte es frisch; Stacey verlegte die Fliesen in der versenkten Mitte neu und schuf ein Schachbrettmuster aus alten, gebürsteten italienischen Marmorplatten, von denen in hundert Jahren Hochzeitstänzen kleine Stücke abgesplittert waren. Staceys Onkel Steve war ein Renovierungspirat aus New Jersey. Er hatte einhundertsechzig Marmorfliesen aus dem Haus eines Möchtegern-Gangsters in Newark herausgestemmt und sie uns zum Hochzeitsgeschenk gemacht. Stacey hatte sie mühsam verlegt, bis ihr die Knie bluteten. Sie konnte zwei Tage lang nicht richtig laufen, und ich bin ziemlich sicher, dass noch Tropfen vom Blut meiner Frau in der Fugenmasse sind.
    Am hinteren Ende, gegenüber dem Eingang, befand sich die lange Mahagonibar mit einer Fußreling aus Messing und einem riesigen Spiegel dahinter.
    Der Spiegel bestand aus einem einzigen, dreieinhalb Meter langen und einen Meter zwanzig hohen Stück. Das goldgeätzte Glas war vom Alter rauchgrau und dadurch umso attraktiver, darum ließen wir ihn, wie er war.
    Stacey versäumte keine Wohnungsauflösung und brachte fast ein Jahr und zehntausend Dollar damit durch, die passenden Bänke, Ottomanen, Gläser und anderes formvollendetes Zubehör zusammenzukaufen. Ich ließ die Art-déco-Muschelwandleuchten neu verkabeln und einen antiken Plattenspieler anschließen, der die B&W-Lautsprechertürme mit Dory Previn, Glenn Miller, Edith Piaf, manchmal auch Neil Diamond oder den Chili Peppers und gelegentlich sogar Ghost versorgte. Wir hatten dort schon mit fünfzig Freunden getanzt, und manchmal allein.
    An unserem fünften Hochzeitstag hatte Stacey mich mit nichts als schwarzen Stöckelschuhen und

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