Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
Vom Netzwerk:
der an dem Navigator lehnte. »Der Nigga da sieht aus wie Ghost.«
    »Das sagen alle«, sagte ich. Ich wollte damals nicht erklären, was mein Job war, obwohl sich das später als nützlich erweisen sollte. Die Schwarzen respektierten Ghost, und ein wenig von diesem Respekt färbte auch auf mich ab, selbst als sie wussten, dass ich für ihn bloß den Fußabstreifer machte.
    »Seid ihr die mit dem jaulenden Hundsköter?«, fragte einer der anderen. Er war klein, und sein Lakers-Trikot hing ihm bis zu den Knien.
    »Das ist Jaysun«, stellte Hermes vor.
    »Das ist Staceys Beagle«, sagte ich, »er heißt Henry.«
    »Jau-uuul, jau-uuul!«, machte Jaysun, und wir lachten alle.
    Ein paar Wochen später kamen Hermes und Jaysun vorbei und tranken mit uns ein Bier auf der Veranda, brachten ein bisschen Lokalkolorit mit. Ich gestand meine Rolle als Ghosts talentloser Zwilling und versorgte sie mit Karten für die zehnte Reihe in einer Show im Hollywood Bowl. Alles war gut. Niemand – ob aus unserer zusammengewürfelten Nachbarschaft oder ein Wilderer aus einem anderen Stadtteil – machte sich je an unserem Haus oder Auto zu schaffen. Das war schon was, wenn man bedenkt, dass ich Stacey gerade einen S5 mit Turbolader gekauft hatte. Die Anzahlung dazu stammte von dem Skit, den Ghost und ich für MTV gedreht hatten. Das ist der, in dem es so aussieht, als würde Ghost eine Autopsie an sich selbst durchführen, bevor er mit einer Machete aus dem Himmel zurückkehrt, um alle zu tranchieren, die es wagen, seinen Platz einzunehmen. Der Skit wurde später von einem »trendigen« Getränkehersteller in Lizenz genommen und in Japan zum Hit. Bonuszahlung für Hastings.
    Als ich dann beschloss, dass ich eine Waffe brauchte – einfach aus Sicherheitsgründen –, war es keine Frage, an wen ich mich wenden würde. Ich machte einen kleinen Spaziergang zur Ecke, wo ich beim Hydranten wartete und in seine Richtung schielte. Hermes’ Fahrer, ein ewig grinsender Kerl, der mindestens hundertfünfzig Kilo auf die Waage brachte und auf den Namen Salaucey oder einfach Sal hörte, beugte sich aus dem Fenster und winkte mich heran.
    Ich trat zu ihnen. Wir machten eine Weile Smalltalk. Dann merkten sie, dass es um etwas anderes ging.
    Hermes lehnte sich über die Navi-Konsole und fragte: »Was brauchste, G?«
    Ich brachte meine Bitte vor. Hermes fragte nicht nach dem Warum und weigerte sich, meine vierhundert Dollar anzunehmen.
    »Du tust was für unseren Block, Hastings. Scheiße, mein Haus ist um sechzig Mille gestiegen, seit du hier bist.«
    »Du willst verkaufen?«, fragte ich. »Du wirst uns doch jetzt nicht im Stich lassen, Herm. Nicht jetzt.«
    »Nee, Mann. Ich geh nirgendwo hin. Hier bin ich zu Hause. Aber ich red’ mit Maklern wie jeder andere auch. Ich weiß, was mein Zeugs wert is’.«
    »Und was soll ich jetzt machen?«
    »Jetzt gehste nach Hause und chillst ab. Wart ’ne Stunde, und kuck dann in deine Recyclingtonne. Und komm wieder, wenn’s irgendwelche Probleme gibt.«
    »Meine Recyclingtonne?«
    Hermes starrte mich an. »Der große grüne Bottich in deiner Einfahrt.«
    Salaucey berichtigte: »Der blaue is’ für Recycling, schwarz is’ Müll und grün für Gras und so Baumscheiß.«
    »Ach so«, sagte ich. »Ihr meint die Biotonne.«
    »Echt, Herm«, sagte Salaucey, »wenn ich die grüne nehm, kriegt der Junge lauter Gras in seine Kanone.«
    »Dann die blaue, du Arsch«, sagte Hermes zu Salaucey.
    »Blau«, sagte Salaucey zu mir.
    Hermes richtete den Zeigefinger auf mich, als wollte er mir auf die Brust tippen. »Aber lass den Scheiß nich in der Tonne, bisse geleert wird, ja? Morgen is’ Müllabfuhr.«
    »Alles klar. Danke, Herm.«
    Ich ging nach Hause und wartete. Nervös. Überdreht. Später gelangweilt. Eine Stunde verging, und ich döste auf dem Sofa ein.
    Ruckartig schreckte ich hoch und sah auf die Uhr. Ich hatte fünf Stunden verschlafen. Ich ging durch die Küchentür zu den Tonnen in der Einfahrt. In der blauen lag eine zusammengerollte braune Papiertüte. Ich nahm sie mit in die Küche. Sie enthielt eine Schachtel mit Smith-&-Wesson-Patronen Kaliber .40, zwei Magazine für je neun Geschosse und eine Glock 27. Ich hatte Ghost natürlich oft mit Pistolen herumspielen sehen. Aber wenn er und seine Jungs anfingen, mit den Kanonen zu hantieren, ging ich raus. Ich hatte immer befürchtet, einer von ihnen würde mich mal mit ihm verwechseln. Ein Streit eskaliert, und ich krieg die Scheiße ab, während ihm nichts

Weitere Kostenlose Bücher