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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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einem Zerstäuber mit Jasminwasser besprühte, bevor wir ins Bett krochen, um Den Sex zu haben (das war jetzt ein Jamesismus, »Der Sex«), und versuchte, unser ganz gewöhnliches Schlafzimmer von Crate & Barrel in ein Boudoir zu verwandeln. Dann hob sie das Kinn, sah zur Seite und sagte: »So ist es hübscher.«
    Plötzlich fiel mir auf, dass ich eine meiner Boxershorts in der Hand hielt, aus orangefarbenem Paisley, die ich erst vor ein paar Tagen getragen und in den Plastikbehälter gelegt hatte, der mir unten als Wäschekorb diente. Ich merkte, dass ich weinte. Irgendwie hatte sie in den vergangenen drei Tagen die Reise von der Waschküche in diese Kommode zurückgelegt, wo sie zu Dritteln und dann zur Hälfte zusammengefaltet lag, ein perfektes Quadrat. Das war Magie, ein Trick, der mir das Herz brach, während ich gleichzeitig vor Furcht zu zittern begann.
    Sie hatte recht gehabt. Immer.
    So war es hübscher.

5
    Am Samstag kaufte ich eine Waffe.
    Genau genommen kaufte ich sie gar nicht. Mein Nachbar Hermes schenkte sie mir. Er vertickte dies und jenes aus seinem Lincoln Navigator eine Ecke weiter, vor einem grünen Schindelhaus, das auf den Namen seiner Mutter lief, jedoch Hermes gehörte. Ein Typ namens Jaysun bemannte eine Art Büro mit Aussicht in einem Türmchen im dritten Stock, wo er auf sechs Häuserblocks Entfernung sehen konnte, wenn die Bullen kamen. Der Rest der Mannschaft stand normalerweise auf der Straße im Kreis herum, dealte, textete, chillte, wartete auf Action und debattierte über Sport.
    Bevor wir die Einfahrt pflastern und die Garage renovieren ließen, mussten Stacey und ich den Wagen auf der Straße stehen lassen. Wenn wir spätabends zurückkamen, damals, als wir noch am Sunset Boulevard ausgingen und uns vormachten, wir gehörten dazu, hieß das, dass wir oft zwei oder drei Straßen entfernt parken mussten. Dabei waren uns Hermes und seine Mannschaft aufgefallen. Autos, die langsamer wurden, unauffälliges Händeschütteln durchs Fenster, bevor sie wieder davonbeschleunigten.
    »Glaubst du, das sind Dealer?«, hatte Stacey gefragt.
    »Chorknaben sind sie jedenfalls nicht«, antwortete ich.
    Wir waren zwei ängstliche weiße Kids aus Tulsa, progressiv, aber durch und durch Mittelschicht. Doch der Gedanke, in unserem eigenen Viertel auf die andere Straßenseite zu gehen, um uns nicht durch eine Bande von sechs Schwarzen durchschlängeln zu müssen, die den Bürgersteig blockierten, passte uns nicht. Das erste Mal, als wir auf Hermes trafen, war es nach Mitternacht, und der Häuserblock lag totenstill. Tau benetzte das Gras, ein zäher Dunst hing in der Luft. Als wir noch drei Meter entfernt waren, räusperte ich mich.
    »Eh, Jungs, schöne Nacht, was?«
    »Schon spät, Alter«, sagte einer von ihnen sehr langsam und stieß einen Schwall Rauch aus seinem Blunt, eine Art Joint, für dessen Herstellung eine Zigarre aufgebrochen und mit Marihuana gefüllt wird, über unseren Köpfen aus.
    »Abendessen, ein paar Drinks«, meinte ich, während wir anhielten und zu ihnen traten. »Wir wohnen in dem weißen Haus auf der linken Seite. Sind erst vor ein paar Monaten eingezogen.«
    »Ich bin Stacey, und das ist mein Mann James«, fiel Stacey ein. »Warum kommt ihr Jungs nicht einmal zu einem Cocktail rüber, wir sind noch beim Renovieren, aber ihr seid jederzeit willkommen.«
    Ich versuchte, meine Unruhe angesichts dieser Einladung zu überspielen.
    »Gemacht«, sagte der größte von ihnen, während seine Augen rauf und runter über Staceys einteiliges Adidas-Kleid wanderten. Er war gebaut wie ein NFL -Linebacker und gut aussehend genug, um in seinem schwarzen Hemd und den Jogginghosen elegant gekleidet auszusehen. Er trug lange Dreadlocks, und seine Augen waren von derselben Farbe wie die eines Drachens. »Hermes«, sagte er und bot mir den Blunt an, der die Runde machte.
    »Für mich nicht«, sagte ich. »Aber danke.«
    Stacey trat vor, nahm einen Zug und reichte den Blunt weiter. Hermes grinste anerkennend, erst in ihre Richtung, dann in meine. So war mein Mädchen. Keiner von uns rauchte gerne Pot. Wir waren Barfliegen, klebten am Schnaps. Später kam Stacey zu den Pillen, wenn auch aus anderen Gründen. Sie verausgabte sich, wenn es darum ging, mit den Nachbarn Freundschaft zu schließen. Für sie unterschied sich diese kleine Geste in nichts von dem Kuchen mit Schokoladenguss, den sie zwei Wochen zuvor für die Gomez gebacken hatte. Es war einfach das Richtige.
    »Ey, Herm«, sagte ein Mann,

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