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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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im Moment nicht sagen, James.«
    »Die Geschichte stimmt also«, meinte ich.
    »Sieht so aus.«
    Wir saßen auf der Veranda bei Johnny’s , einer Bar mit Blick auf den Strand von Venice, wo durchtrainierte, barfüßige Serviererinnen mit strähnigen Zöpfen mir inzwischen ungefragt billiges Bier und billige Austern hinstellten. Am Morgen nach Annettes überraschendem Auftauchen hatte ich Bergen angerufen und ihm ihre Geschichte erzählt. Er wirkte nicht überrascht. Ich nehme an, er hatte schon seltsamere Dinge gehört. Zwei Stunden später sah ich durchs Fenster, wie er unangekündigt nebenan vorfuhr, um mit ihr zu sprechen. Sie kam auf die Veranda heraus. Er zeigte ihr seine Dienstmarke. Sie bat ihn herein, und danach konnte ich nichts mehr sehen. Die Jalousien waren heruntergelassen. Er blieb anderthalb Stunden lang im Haus. Als er wieder herauskam und auf seinen Wagen zusteuerte, blieb er plötzlich stehen, als hätte er sich gerade an mich erinnert, und kam über meinen Rasen. Ich öffnete ihm die Tür. Er sagte, ich solle nichts unternehmen und nicht mit ihr sprechen, bis er alles überprüft hätte. Er meinte, nach ein bis zwei Tagen müsste er Bescheid wissen und würde sich wieder melden, und darum saßen wir jetzt hier.
    »Wie hat er es gemacht?«, fragte ich.
    »Den Unfall?«
    »Den Selbstmord.«
    »Hat sich in der Garage den Kopf weggeblasen. Besaß eine 44er, die er zum Zielschießen verwendete. Das war … ungewöhnlich, für einen so kleinen Mann. Eine 44er ist eine Kanone, die besser in große Pfoten passt. Arthur hatte kleine, weibliche Hände, aber die Ballistik hat Schmauchspuren gefunden, und die Waffe war auf ihn registriert. Die Unterschrift stimmte. Er trug einen hellblauen Anzug. Einen richtigen Beerdigungsanzug. Hat wohl nicht daran gedacht, was das für eine Sauerei gibt.«
    Ich verzog das Gesicht. »Sie hat ihn gefunden?«
    Bergen nickte. »Ganz, ganz üble Sache.«
    Wir widmeten uns eine Weile unserem Bier und starrten auf die Wellen hinaus. Der Himmel war bedeckt, und das Meer hatte die Farbe von flüssigem Zinn. Der Strand sah dreckig aus. Niemand lag im Sand. Ich sah, dass Bergen erleichtert war, auch wenn es mir nicht ebenso ging. Er konnte wieder einmal einen Fall abschließen, allerdings war es bei seiner Arbeitsbelastung wohl von Anfang an kein großer Fall gewesen.
    »Was soll ich jetzt machen?«
    »Das liegt bei Ihnen. Sie könnten sich einen Anwalt nehmen. Ich bin sicher, Sie finden mühelos einen, der eine Zivilklage anstrengt. Sie könnten zu beweisen versuchen, dass sie vor einem Jahr schon Bescheid wusste und geholfen hat, die Sache zu vertuschen. Oder seine Kfz-Versicherung verklagen. Ich weiß nichts über ihr Vermögen, aber eine Jury würde Ihnen vermutlich den Großteil davon zusprechen, plus Schmerzensgeld.«
    »Schmerzensgeld«, wiederholte ich.
    »Sie haben sich ein ganzes Jahr mit der Frage gequält, was passiert ist. Trauer, ohne einen Schlussstrich ziehen zu können. Ein Psychologe könnte sagen, dass Sie jetzt ganz von vorne anfangen müssen. Die Uhr ist zurückgedreht worden. Ich sage nicht, dass das so ist – ich bin kein Seelenklempner. Wie Sie damit umgehen, ist Ihre Sache. Aber soweit es eine Jury betreffen würde, ja, Sie sind hier das Opfer.«
    »Ich könnte aus Staceys Tod Profit schlagen.«
    Bergen schnaubte. »He, es war Ihre Frage.«
    »Tut mir leid.« Der Gedanke an Gerichtssäle und lange Verfahren bloß wegen Geld machte mich krank. »Ich meinte, was soll ich mit ihr anfangen, mit dieser Annette?«
    »Sie hat die Miete für einen Monat bezahlt. Sie schien sich nicht ganz im Klaren darüber zu sein, warum sie überhaupt eingezogen ist, aber es dürften Schuldgefühle sein. Nennen Sie es den Florence-Nightingale-Effekt. Wenn sie Ihnen helfen kann, geht es ihr anschließend selbst besser. Ich habe ihr gesagt, dass das nicht ihre Aufgabe ist und sie weitere Kontakte vermeiden soll. Ich habe mich sehr deutlich ausgedrückt.«
    Ich nickte. Das klang vernünftig.
    Bergen beugte sich verschwörerisch zu mir. »Wenn Sie sie nicht als Nachbarin haben wollen, können wir dafür sorgen, dass sie verschwindet. Gar kein Problem.«
    Das war, ich muss es zugeben, beruhigend. Ich malte mir aus, wie sie ihren U-Haul-Transporter wieder volllud und das LAPD sie aus West Adams hinauseskortierte.
    »Glauben Sie, sie ist übergeschnappt?«, fragte ich ihn. »Klingt doch so, oder?«
    Bergen grinste. »Nicht mehr als die meisten schönen Frauen in dieser Stadt.«
    »Ist

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