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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Auge.« Ich versuchte, es launig klingen zu lassen. Funktionierte nicht.
    Eine Minute verging schweigend. Ich fragte mich, wie ihr Mann ausgesehen hatte. Ich stellte ihn mir kahlköpfig, dünn und ungepflegt vor. Verschwitzt.
    »Sie klingen nicht, als wären Sie aus Los Angeles«, sagte sie.
    Ich wurde nicht gern an meinen Prä-Ghost-Akzent erinnert, diesen leicht gedehnten Oklahoma-Tonfall, der zu einem Drittel aus dem Süden und einem Drittel aus dem Westen stammte, während das letzte Drittel eine Art gedämpfte Surfer-Variante war, die von meinem langsamen Stoffwechsel und der lässigen Ausstrahlung kam.
    »Wir sind aus Tulsa hergezogen.«
    »Auf der Suche nach Arbeit?« Sie sprach vorsichtig, ihre Schultern waren angespannt.
    »Mehr oder weniger.«
    »Sind Sie Schauspieler?«
    »Nah dran. Ich war Double.«
    »Ich verstehe nicht viel vom Filmgeschäft. Ist das so etwas wie ein Stuntman?«
    »Eher ein Doppelgänger.«
    Sie rang sich ein schwaches Lächeln ab. »Sie meinen für Nacktaufnahmen und so?«
    »Nee. Ich sah mal so aus wie eine prominente Persönlichkeit. Er hat mich zum Beispiel für Autogrammauftritte bezahlt, um sich nicht selbst exponieren zu müssen. Ich war der Lockvogel, der die Öffentlichkeit an der Nase herumführte.«
    »Sie kommen mir tatsächlich ein bisschen bekannt vor«, meinte sie und studierte meine Gesichtszüge. Ich wartete, hoffte, sie würde nicht draufkommen. Sie schüttelte den Kopf und lächelte angesichts meiner Verlegenheit. »Kommen Sie. Jetzt müssen Sie es mir schon sagen.«
    Ach, sei’s drum. »Hören Sie gern Rap? Hip-Hop?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Muss es nicht. Hab’ ich damals auch nicht. Aber Sie wissen, wer Ghost ist, oder?«
    Annette blinzelte und schluckte mühsam. Ich sah, wie es klick machte, und wünschte, ich hätte ihr gesagt, ich sei lediglich ein aufstrebender Schauspieler.
    »Sie meinen diesen Serienkiller-Typen?«
    Und schon geht’s wieder los. »Er ist kein Serienkiller. Er rappt nur über Leute, die Serienkiller sind.«
    »Mann! Sie arbeiten wirklich für ihn?«
    »Früher mal.«
    Sie starrte mich an, versuchte, Ghost in mir zu sehen.
    »Stellen Sie sich mich mit blondem Cäsarenschnitt und Jogginganzug vor«, gab ich Hilfestellung.
    »Ein ehemaliger Freund von mir stand auf seine Musik. Ist das ganze Zeug wahr, das mit ihm und seiner Frau?«
    »Alles nur Show«, erwiderte ich. »Er hat sie nie geschlagen.« So genau wusste ich das nicht, aber ich zweifelte wirklich daran. »Er hat Drea-Jenna geliebt. Eine Tragödie.«
    Ihr war meine Rolle dabei offenbar nicht ganz einsichtig. Ich erklärte: »Na schön, stellen Sie sich eine Bühne vor. Sie wollen einen Zaubertrick à la David Copperfield aufführen. Vor Live-Publikum. Ghost rappt, macht seine Mätzchen. Die bösen Jungs kommen auf die Bühne und tun so, als würden sie ihn als Geisel nehmen, fesseln und knebeln ihn. Ja?«
    »Okay.«
    »Plötzlich ist da eine Falltür, und Ghost verschwindet durch das Loch. Die Bösen sind überrascht, wie ist er entkommen? Ein lauter Knall. Schüsse, Bomben, Rauch. Die Bösewichter sehen nach oben – und hier kommt Ghost, angezogen wie Jason aus Freitag der 13. , und schwebt von der Decke herunter, in jeder Hand eine Machete schwingend.«
    »In einem Film?«, fragte Annette.
    »Nein, eine Live-Vorstellung. Alles choreographiert.«
    »Oh.«
    »Aber Ghost ist da oben, künstliche Köpfe rollen über die Bühne, Blut fließt in Strömen. Wie ist er da raufgekommen? Wo kam er her?«
    »Nachdem er durch den Boden gefallen ist«, meinte sie.
    »Genau. Aber nur ein paar Sekunden später ist er zurück, in einem anderen Kostüm, und veranstaltet ein Höllenspektakel.«
    »Sie waren zu zweit.«
    »Eben«, sagte ich.
    Annette lächelte schwach. »Ich bin sicher, es war eine interessante Erfahrung.«
    »Anfangs ja. Aber dann wurde es lästig, immer provozieren zu müssen. Sehr ermüdend. Ständig gab es Krach mit erbosten Eltern und Gruppen, die nach Zensur schrien. Es wurde alles ziemlich aufgebauscht. Die Menschen sind so …«
    Ich redete zu viel. Sie wirkte uninteressiert.
    »Wie gesagt, das ist jetzt vorbei.«
    Annette schien zu merken, dass es Zeit wurde, das Thema zu wechseln. »Verstehen Sie etwas vom Klempnern?«
    »Eigentlich nicht. Warum?«
    »Ich habe kein heißes Wasser.«
    Ich stand auf und ging zur Spüle, ließ das Warmwasser eine Minute lang laufen. Es blieb kalt.
    »Wasser ist jedenfalls da«, sagte ich. Offensichtlich. »Haben Sie das Gas auf Ihren

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