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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Natürlich ginge es auch über die 10th, aber obwohl das in beide Richtungen eine fünfspurige Interstate ist, herrscht um die Zeit derart dichter Verkehr, dass man sich schon den Weg freischießen müsste.
    Stacey mochte die Gasse nicht. Aber ich sagte ihr, sie sollte den Wagen aus Sicherheitsgründen in der Garage abstellen, und das ging nun mal nur dort.
    In der Nacht zuvor hatten wir uns gestritten. Kein richtiger Streit. Eher so etwas wie ausgedehnte Schweigephasen. Zwischen uns hatte sich über Monate hinweg eine kalte, tiefe Kluft aufgetan. Los Angeles war Stacey zu viel geworden. Der Lärm, die Luftverschmutzung, die üblichen Probleme. Für Kinder, die in der »Stadt der Engel« aufwachsen, sind sie wie eine zweite Haut, ein natürlicher Lebensraum. Sie lernen, durch die Stadt zu surfen wie diese bekifften Schildkröten aus Nemo . Aber Stacey und ich kamen vom Land. Bäume, Hügel, der Arkansas-River. Tulsa war die Großstadt gewesen. Stacey wirkte deprimiert, aber ich dachte, sie hätte einfach Launen, Langeweile.
    Die Phase der Abkühlung zwischen uns war eine Nachwirkung von Ghosts letztem Studioalbum, Snuffed , und der Tour, die ich nicht mitmachen durfte, und die er auf halber Strecke abbrach, um sich wegen »Erschöpfung« behandeln zu lassen. Ich musste in Los Angeles bleiben, um die Medien auf falsche Fährten zu locken. Mein Job war, sie glauben zu lassen, er machte hier die Stadt unsicher, statt in Brighton zu sein, oder wo immer er in diesem Jahr kurte und sich therapieren ließ.
    Wenn ich nicht gerade unterwegs war, um in den Clubs meine Auftritte hinzulegen oder mich von den Kiddies mit ihren iPhones in den Einkaufszentren von Topanga oder Long Beach fotografieren zu lassen, schrieb ich an einem Theaterstück, das ich inszenieren wollte (ein Haufen Scheiße). Ich wusste, dass meine Zeit mit Ghost sich dem Ende zuneigte, und Trigger, mein Manager, hatte die Fühler ausgestreckt und versuchte, alle möglichen Besetzungsbüros davon zu überzeugen, dass ich mehr konnte als einen fiesen Gesichtsausdruck aufzusetzen und mich mit Fans herumzuärgern, die Ghost und mich nicht auseinanderhalten konnten. Ich sehnte mich nach einer Rolle als Bösewicht in der Kultserie Law & Order und hätte sogar in diesem Werbespot die blaue Pisse in die Windeln gegossen.
    Normalerweise konnte ich erst gegen vier oder fünf Uhr morgens einschlafen und nahm dann die Couch, um Stacey nicht zu wecken. Ich bekam nur selten mit, wenn sie aus dem Haus ging. Um elf stand ich auf, trank Kaffee, sah meine E-Mails durch und checkte die Besetzungsboards und -newsletter. Nachmittags arbeitete ich an meinem Stück, bis Stacey von der Arbeit oder ihren Freundinnen drüben in Los Feliz zurückkam.
    Wahrscheinlich war es meine Schuld, dass sie bei solchen Freundinnen gelandet war. Ich hatte sie schließlich dazu ermutigt. In Tulsa war es ein bunter Haufen gewesen, Kellnerinnen, Barmädchen, Musiker, Möchtegern-Künstler und Schulfreundinnen, die erste Raubzüge in die große Welt der Firmen unternahmen, bevor sie sich ohne dicke Beute in eine frühe Mutterschaft flüchteten. Die Freundinnen, die sie in L. A. über die Kunstgalerie und meinen Beruf kennenlernte, waren Zugezogene, genau wie wir, die mit einem Ehrgeiz nach oben strebten, der Stacey abstieß. Sie waren aufdringlich, laut und überschäumend und begierig darauf, Es zu schaffen – und wenn Es erforderte, zu der Art von Clublebewesen zu werden, das sich auf dem Klo von fremden Männer illegale Pülverchen von den Brustwarzen schniefen ließ, nun, dann gehörte das eben dazu.
    Während Stacey zurückhaltend war und sich nie in dem turbulenten Cocktail der Szene zu verlieren schien, in der sie sich tummelte, taten ihre neuen Freundinnen aus L. A. so, als läge das Geheimnis, vom Alpha-Set wahrgenommen zu werden, darin, serienweise Martinis zu kippen und Kellnerinnen anzugiften. Sie warfen Pillen ein, machten verheiratete Männer an, klauten aus reiner Langeweile wie die Raben und rammten sich sozusagen wöchentlich gegenseitig das Messer in den Rücken. Ich denke, sie adoptierten Stacey, weil sie sie für ein korrumpierbares Mädel vom Land hielten, vielleicht auch, weil sie sie daran erinnerte, wie sie selbst früher einmal gewesen waren, bevor sie aus dem Bus aus Tacoma, Denver oder Boise gestiegen sind. Und nach und nach kriegten sie sie klein. Rowina Daniels, eine Kleptomanin aus North Carolina, verführte Stacey zum Ladendiebstahl. Die Polizei hatte mich in diesem Jahr

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