Ewig Böse
Wänden entlang gestapelt und in der Mitte einen Durchgang freigelassen, damit ich nicht jedes Mal alles ausräumen musste, um beispielsweise an ihre alten, selbst zusammengestellten CD s zu kommen, ein Foto von uns beiden am Seehaus, das Rugbytrikot, das sie mir auf dem College geklaut hatte, was auch immer. Als würde ich hier eine Version ihres Grabes pflegen, war alles säuberlich beschriftet. Ich hatte sogar einen kleinen, handgeknüpften Teppich ausgelegt, der Stacey sehr gefallen hatte, und ein halbes Dutzend Duftkerzen in einem Metallkäfig aufgestellt. Die sauberen Blockbuchstaben meines Markerstifts auf den Kartons – STACEYS PULLIS , STACEYS BADEZIMMERSACHEN , STACEYS JACKEN ( FRÜHLING ) – schienen mich zu verspotten, oder jenes Ich, das ich gewesen war, als ich beschloss, diesen Schrein anzulegen, anstatt das Zeug der Heilsarmee zu spenden. Jemand hätte mich beiseitenehmen und mir ein dickes ZERBRECHLICH auf die Stirn stempeln sollen.
Problem: Es war nur ein Karton mit der Aufschrift STACEYS SCHUHE da. Ich zog ihn heraus und inspizierte ihn. Das Paketband war unversehrt. Der Karton war weder aufgerissen noch sonst wie geöffnet worden. Doch ich erinnerte mich an drei Kartons. Stacey war keine Imelda Marcos gewesen, aber sie mochte Schuhe. Und das hieß, dass zwei Kartons fehlten. Jemand war hier eingebrochen.
»He«, sagte ich zu den Staubflusen. »Ich war’s nicht.«
Ich stellte den Karton oben auf die anderen, durchsuchte alles ein zweites Mal, wandte mich dann ab und wollte das Rolltor herunterziehen. Aber hatte ich nicht etwas vergessen? Ich ließ die Arme sinken und drehte mich um. Ich versuchte, mich zu erinnern, was in jeder einzelnen Schachtel war. Wie viel noch übrig war, und was ich weggeworfen oder weggegeben hatte. Irgendwie zog es mich zu einer Schachtel in der rechten unteren Ecke hin, einem kleinen Karton mit einem blauen Saum aus kräftigem Packband um den unteren Rand. Ohne zu wissen, warum, kniete ich mich hin und begann, ihn unter dem Stapel herauszuruckeln. Er scharrte über den Betonboden und kam plötzlich frei, und der schwere Stapel von Kartons darüber kippte, so dass die Schachteln in merkwürdigen Winkeln herunterkrachten. Ich zog den Karton in die Mitte des Raums, kauerte mich hin und zog das Klebeband ab.
Drinnen waren drei Schuhkartons, aber keine Schuhe, und ich erinnerte mich daran, dass Stacey sie gerne für andere Zwecke recycelt hatte: für Briefe und Briefpapier, abgelegte Parfums, Strickmützen und Fäustlinge, die sie nur zweimal im Jahr anzog. Ich öffnete den obersten Schuhkarton, ein glänzendes Nine West -Ding, das inzwischen an den Kanten auseinanderplatzte. Darin befand sich ein kleines Weihnachtsgeschenk, eingewickelt in einer winterblauen Hologrammfolie mit Eiskristallen. Die Schleife war ein silbernes Ringelband. Ich wusste, dass Stacey es eingepackt hatte; sie liebte es, mit der Schere über das Band zu fahren, damit es sich zu einer elastischen Schleife zusammenkräuselte. Sie genoss den Klang, dieses Zuuu-rück und dann Schnapp der Enden. An dem Geschenk, dem Schenki, wie Stacey es genannt hätte, hing keine Karte, kein ›Für: – Von: –‹-Schildchen.
Hatte ich das weggepackt? Ich konnte mich nicht daran erinnern. Wahrscheinlich hatte es in irgendeinem Schrank gelegen, dessen Inhalt ich einfach zusammengeworfen hatte. Vielleicht war ich betrunken gewesen, wütend, in Eile, wollte es hinter mich bringen, was weiß ich.
Ich packte das Geschenk aus und knüllte das Papier zusammen.
Drinnen war eine weitere Schachtel (langsam kam es mir vor wie eine russische Puppe), die ich ebenfalls aufriss, bis unter Lagen von zitronengelbem Geschenkpapier endlich ein silberner Bilderrahmen zum Vorschein kam. Hinter dem Glas war ein Foto von Stacey in Cabo San Lucas zu sehen, wo sie an einem Holzschild vor unserem Lieblings-Tacostand lehnte, in einer Hand ein kaltes Corona, in der anderen ein Taco mit frittierten Shrimps, während sie mir zulächelte, dem Fotografen. Dann, zu meiner Verblüffung (und einen Moment lang zu meinem Entsetzen), veränderte sich das Foto.
Jetzt sah mich Stacey zu Hause vor der Spüle stehend über die Schulter an, eine Hand ins Spülwasser getaucht, während sie mir mit der anderen den Stinkefinger zeigte. Ihr Haar war zerzaust, sie wollte nicht fotografiert werden. Wieder wechselte das Bild, und dann noch einmal, bis ich begriff, dass ich einen dieser digitalen Bilderrahmen in der Hand hielt, der Dutzende oder Hunderte
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