Ewig Böse
an den Schauplatz ihrer eigenen Tragödie. Ich war zu müde zum Streiten. Ich betete zu Allah, dass sie kaltes Bier im Haus hatte.
Endlich setzte Annette den Blinker. Wir bogen rechts ab und fuhren in eine kurze Sackgasse. An ihrem Ende stand ein einzelnes Haus, die phantasielose Interpretation einer toskanischen Villa, groß und gelb, mit einem freistehenden Pförtnerhaus, einem Garten und einem Pool hinter Gitterstäben. Annette richtete ihren Zauberstab auf das Garagentor, es glitt auf, und sie lenkte unser treues Ross mit geübter Präzision hinein. Ein grünes Haro-Freestyler- BMX -Rad für Kinder lehnte an der hinteren Wand.
»Uff, endlich zu Hause.« Annette patschte halbherzig in die Hände wie ein Seehund.
Ich hatte vergessen, dass das der Ort war, an dem Arthur sich umgebracht hatte, in der Garage. Aber ich hielt nicht nach Blutflecken Ausschau. Ich betrachtete das Fahrrad. Mit zwölf hatte ich genau so eines gehabt.
»James?« Annette wartete in der Tür.
»Wem gehört das Rad?«, fragte ich.
»Was? Ach, der Nachbarsjunge hat es letzten Herbst auf dem Rasen liegen lassen. Arthur hat es untergestellt, aber die Familie zog weg, bevor wir es zurückgeben konnten.«
Ich sagte nichts dazu.
»Sie haben keine Nachsendeadresse hinterlassen. Vielleicht kannst du es bei eBay anbieten und herausfinden, ob es noch was wert ist.«
Ich nickte und folgte ihr ins Haus.
22
Annette veranstaltete eine kurze Führung durch das weitgehend leere Haus. Sie hatte noch ihr Bett und ein paar Möbelstücke, aber es sah aus wie am Umzugstag, die Jalousien hingen schief, geometrische Staubflecken und tote Insekten bedeckten den hellen Teppichboden. Die Badezimmer waren hübsch, mit massenhaft bunten mexikanischen Fliesen, aber sie rochen feucht, dampfig, wie in Florida. Annette öffnete die Fenster.
In der oberen Diele deutete sie auf eine geschlossene Tür und sagte: »Arthur hat das Zimmer von Zeit zu Zeit benutzt. Ich bin noch nicht zum Aufräumen gekommen. Es ist mir wichtig, dass du seine Sachen nicht durcheinanderbringst, bitte.«
»Alles klar.« Dachte dabei: Das ist ihre Version des Stacey-Lagerraums .
Sie rüttelte am Türknauf, um sich zu überzeugen, dass er verschlossen war (jawoll, immer noch). Ich war nicht scharf darauf, den Raum zu betreten, fragte mich aber, ob das eine Art Blaubart-Trick war, mich so übertrieben zu warnen, dass das Zimmer off-limits sei.
Ich wollte schwimmen gehen. Als ich meine Koffer ins Wohnzimmer schleifte und einen Blick durch die Glasschiebetüren warf, sah ich mich schon als richtigen Sommerfrischler, der sich am Pool braten ließ und Bierchen aus dem Kühler neben dem Sprungbrett schlürfte, während Annette dreieckige Sandwichs bereitete und ich bei Sonnenuntergang den Grill anwarf. Später würden wir uns in einem Liegestuhl im Garten verlustieren, bevor um neun der Vorhang fiel. Aber der nierenförmige Pool war algenverschleimt und voller Blätter, daher verbrachte ich den größten Teil des nächsten Tages damit, nach einem Poolpfleger herumzutelefonieren (sie hatte sich vor sechs Monaten gezwungen gesehen, ›Amani freizustellen‹).
Mein Goldlöckchen hatte nicht einmal eine Schale Müsli im Haus. Sie meinte, einkaufen könnten wir morgen noch, und in der Zwischenzeit bestellten wir Pizzas, deren Lieferung anderthalb Stunden dauerte. Sie hatte kein Bier, nur eine Flasche Weißwein, die sauer geworden war. Ich tat so, als würde es mir nichts ausmachen. Das ganze Obergeschoss war kahl, bis auf ein paar Sofas und die Vorhänge. Nicht einmal einen Fernseher gab es, um sich die Zeit zu vertreiben.
»Ich musste alles verkaufen«, sagte sie mit hängenden Schultern und brüchiger Stimme.
»He.« Ich ging zu ihr und nahm sie in die Arme. »Ich kann uns neue Sachen besorgen. Das ist schon in Ordnung.«
»Es ist nicht in Ordnung. Ich bin pleite, verdammt noch mal!« Sie brach in Tränen aus.
Nach einer Weile ließ ich sie los. »Wie viel?«
»Wie viel was?«
»Um die Zwangsversteigerung abzuwenden.«
»Ich nehme kein Geld von dir.«
»Sieh es einfach so, als würde ich mir einen Urlaub gönnen. Als wäre das ein Ferienhaus für mich. Ich will nicht, dass die ganze Zeit eine dunkle Wolke über uns hängt, und du kannst es mir zurückzahlen, wenn du das Haus verkaufst. Ich möchte nur für ein oder zwei Wochen Ruhe und Frieden, ja? Also, wie viel Geld brauchst du, um ruhig schlafen zu können?«
Sie wollte nichts von meinem Angebot hören, aber ich bestand darauf. Wir
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