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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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Schwarze Solarzellen saugten die Sonnenenergie auf, um die Kosten für die Klimaanlagen zu reduzieren, die hier draußen immens sein mussten.
    Nach ungefähr dreißig Metern kamen wir an ein Rondell mit einem Marmorbecken in der Mitte, gekrönt von einem Schwan aus grün angelaufenem Kupfer, dessen Federn von Kalkflecken bedeckt waren. Der Kopf dieser abscheulichen Skulptur lag mindestens vier Meter über dem fetten Körper, ein groteskes Missverhältnis von Hals und Schnabel, das sicher Stoff für die Alpträume der Kinder lieferte, die hier wohnten. Keine Wasserfontänen glitzerten in der Sonne, aber aus dem bizarren Schnabel des Schwans blubberte ein Rinnsal und ernährte einen Bart aus Moos, der in fettigen Strähnen herabbaumelte. Als Annette den Mustang in die Kurve lenkte, senkte sich ein Gifthauch aus Sumpfschlamm, heißem Metall und verfaultem Lachs über uns.
    »Ich glaube, das Ding braucht mal eine neue Pumpe«, sagte ich.
    »Ach, das ist es?« Annette rümpfte die Nase. »Ich habe mich schon immer gewundert.«
    »Und im Bassin schwimmt ein totes Pferd.«
    »Jetzt mach dir nicht in die Hose. Ich habe dir doch gesagt, dass noch nicht alles fertig ist, aber es wird sehr nett hier. Man kann unglaublich viel unternehmen. Warte, bis du den Boccia-Platz gesehen hast.«
    Ich wusste ihren Optimismus zu schätzen.
    Die Höchstgeschwindigkeit war mit vierzig Kilometer ausgeschildert, doch Annette beließ ihr Pony im zweiten Gang und bewegte sich kaum schneller als im Schritttempo vorwärts. Es lag nicht daran, dass hier irgendwo Kinder gespielt hätten; sie ließ mir einfach Zeit, alles in mich aufzunehmen. Die Rasenflächen bestanden aus festgebackener brauner Erde. Neben einem Hydranten lehnte ein Plastikdreirad, das einmal rot gewesen sein musste, jetzt aber die sonnengebleichte Farbe einer Meeresmuschel angenommen hatte. Ich zählte fünfzehn leere Einfahrten, bevor ich ein anderes Auto entdeckte. Es war ein blauer Grand Cherokee, mehr oder weniger fabrikneu, bis auf die Reifen. Alle vier waren platt. Nicht zerstochen, einfach von der Hitze.
    Annette hatte nicht übertrieben. Das hier war kein noch teilweise unverkauftes Wohngebiet oder eine ins Stocken geratene Erschließung. Es war eine verlassene Vorstadt, ein entvölkertes Paradies, ein ›Geister-Projekt‹.
    Die Grundstücksgrößen lagen zwischen vierhundert und zweitausend Quadratmetern, mit weniger als drei Meter Abstandsfläche aus weißem Schotter oder ausgedörrter Erde. Die meisten Häuser hatten drei-, vier-, sechshundert Quadratmeter Wohnfläche. Zweigeschossige Villen in mediterranem und spanischem Stil. Jede Menge Terrassen und Torbögen und Balkone zum Sonnenbaden, für Martinipartys oder das gute alte Teleskop. An einigen Balkonen bröckelten Putz und Stuckverzierungen und verschandelten die Einfahrten. Metallgitter und Armierungseisen lagen frei wie abgerissene Sehnen.
    »He, sieh mal«, deutete ich. »Benz bei zwei Uhr. Jemand ist zu Hause.« Ein schwarzer E-Klasse-Mercedes stand vor einem beeindruckenden, himbeerfarbenen Domizil, dessen Rasen noch grün war, wenn auch fünfzig Zentimeter hoch und kurz vor dem Verwelken.
    »Das ist Dr. Sewells Haus«, sagte Annette. »Der Wagen gehört seiner Ex. Ich glaube, er verbringt jetzt den größten Teil des Jahres in Vail. Sein Sohn studiert an der Arizona State.«
    An dem Basketballbrett, das über der mittleren Tür von Dr. Sewells Dreiergarage montiert war, fehlte der Korb. Wo einst der Ring befestigt gewesen war, gähnte ein ausgefranstes Loch im Fiberglas. Auf dem Brett selbst prangte in schwarzem Sprühlack eine relativ genaue Wiedergabe der männlichen Genitalien. Darüber hatte der Graffitikünstler als Kontrast in leuchtendem Pink gesprayt: DR SCHWANZLUTSCH FIKT KIDER und einen Smiley hinzugefügt.
    Ich trank einen Schluck aus der Wasserflasche. »Anscheinend steht Dr. Sewell nicht auf bestem Fuß mit der eher künstlerisch veranlagten Jugend von Sheltering Palms.«
    »Arschlöcher«, sagte Annette. »Das sollte schon längst gereinigt sein.«
    »Die Instandhaltung lässt ein bisschen zu wünschen übrig, was?«
    Der Wagen machte einen Satz und fuhr gleich zehn, zwanzig Kilometer schneller.
    »Der Wartungsdienst ist bis August bezahlt. Der Sicherheitsdienst bis Jahresende. Ich rufe morgen die Verwaltung an.«
    Annettes Kopfschmerzen schienen schlimmer zu werden. Sie massierte sich immer wieder die Schläfen. Ich konnte ihr rechtes Auge hinter dem Brillenglas sehen. Es blinkerte in

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