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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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rasseln.
    »Wenn Sie eine Familie gründen wollen, sollten Sie in haltbare Möbel investieren«, sagte sie mit ihrer von braunen Moore-Zigaretten gefärbten Stimme. »Wir führen hier keine Wegwerfartikel. Ein Haus mit Möbeln vollstellen kann jeder. Wir dagegen möblieren Ihr Zuhause , und wir liefern ohne Aufpreis.«
    Annette nickte lächelnd alles ab. Sie hatten mich in der Zange.
    »Ich lasse die Sachen von Derek zusammenschreiben«, sagte Suzanne. »Und dann kommt er zu Ihnen in die Schrankwandabteilung. Alle einheimischen Hölzer sind bis morgen um fünfzig Prozent heruntergesetzt.«
    »Ooh, vielen Dank«, sagte Annette und zog mich hinter sich her durch einen Hindernisparcours aus Liegesesseln. Zwei gleich angezogene Jungs mit identischem Haarschnitt, der eine einen Kopf größer als der andere, spielten Fangen und benutzten die Sessel als Deckung.
    »Sind wir wirklich schon bereit für eine Schrankwand?«, fragte ich. »Ich dachte, Schrankwandstatus erlangt man erst mit Enkelkindern.«
    Annette warf mir über die Schulter ein Lächeln zu. Der kleinere der beiden Jungs – ein quietschiges, zahnlückiges Strichmännchen mit Triefnase – umrundete gerade einen kastanienbraunen Fernsehsessel, während sein größerer Bruder ihn kreischend vor Vergnügen verfolgte. Der Kleine warf beim Rennen den Kopf von einer Seite auf die andere, uns nahm er gar nicht wahr. Als hätte sie die Kollision vorausgeahnt, fuhr Annette gerade noch herum, bevor er frontal mit ihr zusammenstieß. Er gab ein Uff von sich, prallte ab wie ein Pingpongball, schien einen Moment in der Luft zu schweben und landete platt auf dem Rücken. Annette krümmte sich vor Schmerz, taumelte ein wenig und beugte sich dann besorgt über den Jungen.
    Ich warf einen Blick zu dem größeren Burschen, der wie erstarrt neben einem karierten Sessel stehen geblieben war und sich auf einen Anpfiff gefasst machte. Achselzuckend sah ich mich nach den Eltern um. Das einzige andere Pärchen auf der anderen Seite des Ausstellungsraums kehrte uns den Rücken zu und bewunderte die Standuhren. Ich hörte ein drängendes Flüstern hinter mir, und Annette sagte: »Autsch!« Dann folgte ein Klatschen. Der brüderliche Komplize und ich starrten uns verblüfft an. Als ich mich umwandte, beugte Annette sich über den Jungen und schüttelte ihn.
    »Atme, so atme doch«, sagte sie.
    Der Junge lag flach auf dem Rücken, den Mund weit aufgerissen, und gab eigenartige Laute von sich. Ich wurde ein Opfer des Zuschauersyndroms und versuchte zu begreifen, wie ein simpler Zusammenstoß so ausarten konnte. Er erstickte, bekam keine Luft, krampfte vielleicht.
    »Atme!«, sagte Annette und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie schüttelte ihn fester, aber immer noch rang er um den nächsten Atemzug. Wieder ohrfeigte sie ihn, diesmal mit dem Handrücken. Die eine Hälfte seines Gesichts lief rot an.
    »Geh weg von ihm!« Ich eilte hin und schob sie beiseite.
    Sie ließ ihn brummend los. Ich verstand nichts von Reanimation. Ich legte meine Handflächen auf seine Brust. Sein Herz schlug im Stakkato, und sein Mund stand weit offen, daher kippte ich seinen Kopf nach hinten, während er immer blauer anlief. Seine Augen fanden meine, und ich nickte ihm zu. »Wird schon, Kumpel«, sagte ich. »Entspann dich, entspann dich!«
    Ich sah mich nach Hilfe um. Annette marschierte auf den Empfangstisch zu. Der ältere Junge blickte starr vor Entsetzen zwischen mir und seinem Bruder hin und her.
    Ich rieb dem Kleinen die Backen und schob ihm zwei Finger in den Hals. Seine Zunge war da, wo sie sein sollte, aber seine Kehle war voller Flüssigkeit. Ich stemmte ihn hoch in sitzende Position und kniete mich neben ihn. Ich versetzte ihm einen Schlag auf den Rücken, und er hustete Blut. Es färbte seine Lippen rot und tropfte auf sein Hemd. Ich zuckte angeekelt zurück. Wild um sich fuchtelnd sog er einen enormen Atemzug ein und kam auf die Füße. Ein Zwillingsfaden Blut lief ihm aus der Nase und hinterließ eine Schlangenlinie auf dem Boden, während er davonlief. Er rannte zur Vordertür hinaus und stieß einen jaulenden Schluchzer aus, als er draußen ankam. Sein großer Bruder lief ihm nach und drängte ihn an die Schaufensterscheibe, wo er ihn zu verhören schien. Beide Jungs warfen uns immer wieder mit verzerrten Gesichtern ängstliche Blicke zu.
    Die beiden Finger, die ich ihm in den Hals geschoben hatte, waren an den Spitzen rot, als hätte ich sie in Farbe getaucht. Ich wischte sie an

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