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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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ich ihr siebentausend Dollar geliehen.
    »Ich kann mein Haus selber saubermachen, vielen Dank. Und du brauchst deine Ruhe.«
    »Nein, das stimmt nicht. Mir fehlt nichts«, redete ich auf sie ein.
    Und das stimmte auch, in physischer Hinsicht. Ich hatte nur einen Schock erlitten. Aber das Schlimme daran war, dass ich Ruhe wirklich nötig hatte. Ich verbrachte viel Zeit auf dem Sofa, wo ich die paar Taschenbücher las, die Arthur zurückgelassen hatte. Eskapistische Macho-Phantasien. Renegaten und Ex- KGB -Mist. Und eine dicke fette historische Liebesgeschichte, Die Liebenden von Leningrad , die mich zwei volle Tage lang fesselte und fast zum Heulen brachte. Ich fragte Annette, ob sie das Buch gelesen hätte, aber sie erwiderte, es gehöre ›einer seiner Huren‹, und schmiss es in den Müll, als ich es ausgelesen hatte. Es widerte sie an, dass es mir auch noch gefallen hatte. Ich saß den ganzen Nachmittag am Pool und trank Bier. Sie trank nicht, schwamm nicht, hasste die Sonne. Sie beklagte sich über die Hitze und die Stille. Sie hatte hier draußen keine Freunde.
    »Hast du je mit jemandem darüber gesprochen?«, fragte ich eines Abends nach dem Essen. »Über Arthur?« Sie hob den Blick nicht von ihrem Teller mit Rippchen und Kolbenmais. »Ich ging nach Stacey ein paar Monate lang zum Arzt«, fügte ich hinzu. »Damals kam es mir nicht sehr hilfreich vor, aber im Rückblick war es das vielleicht.«
    Annette schob ihren Stuhl zurück. Sie funkelte mich an und warf dann ihren Teller an die Wand. Er ging zu Bruch, und Barbecuesauce sickerte auf den Teppich. Sie blinzelte mit rot angelaufenem Gesicht, dann marschierte sie nach oben und knallte die Schlafzimmertür hinter sich zu.
    Ich putzte die Sauerei weg und fing an, in Gedanken eine Abschiedsrede zu entwerfen. Wenn sich bis morgen nichts geändert hat, dann Adios  …
    In der Frühe weckte sie mich auf der Couch und entschuldigte sich. Sie wisse nicht, was mit ihr los sei, ob ich ihr verzeihen könne? Keine große Sache, sagte ich. Ich hatte ja auch meinen Anteil daran.
    »Möchtest du, dass ich dir mehr Freiraum lasse?«, fragte ich.
    »Nein. Ich brauche dich hier.«
    »Bist du sicher?«
    »Es ist seltsam, aber hier fühle ich mich dir näher als je zuvor.« Sie legte sich auf mich und küsste mich. Wir teilten einen Moment stummer Nähe. »Wenn wir ein paar Möbel hätten, könnten wir den ganzen Sommer hier verbummeln.«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Langsam glaube ich, dass es dir in West Adams leichter fallen würde.«
    »Es spielt keine Rolle, wo wir sind«, erwiderte sie. »Es muss uns erst innerlich bessergehen.«
    »Da ist was dran«, sagte ich.
    »Ich habe eine Kreditkarte in Arthurs Schreibtisch gefunden. Ich finde, wir sollten sie ausprobieren.«
    Wir gingen Möbel einkaufen. Bis zu dem Tag hatte ich tatsächlich gedacht, sie litt unter ihrer Trauer.

23
    Etwa dreißig Minuten entfernt von Sheltering Palms, noch vor der nächsten Ortschaft (Palm Dester, glaube ich, obwohl ich selbst nicht hingefunden hätte), erreichten wir einen weitläufigen, leeren Parkplatz mit drei riesigen Läden – Möbel, Bodenbeläge und Badeinrichtungen –, die sich zu einem einzigen Supermarkt zusammengeschlossen hatten, der jedem Gesetz der Ökonomie durch die Tatsache spottete, dass er geöffnet hatte. Ich zählte vier Autos auf dem gesamten Parkplatz. Die gehörten wahrscheinlich den Angestellten. Ich hatte keinen Schimmer, wer oder was dieses Unternehmen über Wasser hielt. Bis zum Winter würden die Läden dichtgemacht haben.
    Im Möbel-Outlet suchten wir uns einen neuen Esstisch aus, eine Ledercouch und ein kleines Zweisitzersofa, außerdem ein paar Accessoires, um die Zwischenräume zu füllen. Annette wurde immer lebhafter, je länger wir uns im Laden umsahen. Der Duft von frisch gepolsterten Möbeln schien ihre Lebensgeister zu wecken. Die Verkäuferin, eine alte Vettel, auf deren Namensschild Suzanne stand, stellte sich als Su- Zahn vor. Man meinte fast, die Knochen durch die pergamentartige Haut zählen zu können. Ihre Fingerknöchel waren groß wie Walnüsse und von blauen Venen durchzogen. Sie war ausgesprochen verkaufstüchtig und überrollte uns wie eine Dampfwalze, die straffen Raucherlippen geschürzt. Als ich mich gegen noch ein passendes Beistelltischchen sträubte und über Sinn oder Unsinn der zusätzlichen 149 $ für die Imprägnierung des Lesesessels und der Ottomane debattierte, begann sie, mit der Kette ihrer Lesebrille zu

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