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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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einer der neueren Anwältinnen vertieft, die auf
häusliche Gewalt spezialisiert war, und schaute ihr lächelnd tief in die Augen.
    Â»Officer Green, haben Sie Laprea Johnson gesehen?« Anna hatte keine
Zeit für Höflichkeiten.
    Er schüttelte den Kopf. Weil sie so ertappt wirkten, ging Anna davon
aus, dass sich der Officer und die Anwältin nicht über einen Fall unterhalten
hatten. Sie seufzte. Anna hatte in den drei Monaten, seit sie ihm das erste Mal
begegnet war, festgestellt, dass Green etwas von einem Player an sich hatte,
der die Aufmerksamkeit genoss, die seine Uniform mit sich brachte. Okay, er konnte
so viel flirten, wie er wollte – in seiner Freizeit.
    Anna lief zu den Schreibtischen hinter dem Schalter, um bei den
Johnsons zu Hause anzurufen, als sie Rose auf dem Flur entdeckte. Ihre
Erleichterung schlug schnell in Besorgnis um, als sie sah, dass Rose rote Augen
hatte und ein Taschentuch umklammert hielt. Anna lief den Flur entlang, um sie
zu begrüßen.
    Â»Hallo! Was ist passiert, Mrs. Johnson?«
    Â«Laprea wird nicht kommen. Ich habe sie angefleht. Sie sagt, dass
sie nicht gegen den Vater ihrer Kinder aussagen wird. Sie will nicht dafür
verantwortlich sein, dass er fünf oder sechs Jahre ins Gefängnis wandert.«
    Â»Er würde doch für nichts, was sie getan
hat, hinter Gitter wandern. Er ist es doch, der sie geschlagen hat.«
    Â» Ich weiß das«, blaffte Rose durch ihre
Tränen. »Ich bin hier.«
    Natürlich. Es war nicht Rose, die sie überzeugen musste. Anna
nickte.
    Â»Kann ich denn nicht sagen, was passiert
ist?«, fragte Rose. »Laprea hat es mir erzählt. Ich kann aussagen.«
    Â»Wenn es nur so einfach wäre. Aber Sie haben nicht mit eigenen Augen
gesehen, was passiert ist. Alles, was Laprea Ihnen erzählt hat, wäre
Hörensagen.« Anna wandte sich an Green. »Officer, Sie müssen zum Haus von
Laprea Johnson und sie herholen. Wenn sie nicht da ist, fahren Sie zur
Cafeteria im Arbeitsministerium. Dort arbeitet sie. Erinnern Sie sie daran,
dass sie eine Vorladung hat. Das ist ein amtlicher Bescheid. Sie muss vor
Gericht erscheinen, sonst wird sie festgenommen und als wichtige Zeugin
vorgeführt.«
    Â»Ja, Ma’am«, antwortete Green fröhlich. Andere Cops hätten gemurrt,
doch er schien froh zu sein, das Gericht mit einem offiziellen Auftrag
verlassen zu können.
    Anna schaute Rose an. »Ich drohe ihr zwar nicht gerne mit einer
    Festnahme, Mrs. Johnson, doch es könnte die einzige Möglichkeit sein, sie heute
hierher zu bekommen. Sollte sie nicht erscheinen, wird die Klage abgewiesen.«
    Rose holte tief Luft und nickte. »Ich danke Ihnen, Miss Curtis.«
    Die Reihen begannen sich zu füllen, als Anna und Grace in
den Gerichtssaal kamen. Anna konnte nicht widerstehen, sich nach Nick Wagner umzusehen.
Seit ihrem gemeinsamen Abendessen hatte sie ihn im Gericht bewusst ignoriert,
einmal abgesehen von dem höflichen Minimum an Kontakt, der im täglichen
Geschäft notwendig war. Trotzdem hatte sie ständig über ihn nachgedacht und
wusste, dass ihre Nervosität heute Morgen zum Teil auch daher stammte, dass sie
ihm gleich direkt gegenüberstehen würde. Doch sie konnte ihn in dem überfüllten
Gerichtssaal noch nicht ausmachen.
    Freunde und Familien der verschiedenen Angeklagten musterten Anna
und Grace feindselig oder hoffnungsvoll, als die Staatsanwälte ihre Aktenkoffer
durch die Zuschauerreihen rollten. Die Männer trugen Baggy Pants und T-Shirts.
Die Frauen hatten – egal, ob dick oder dünn – hautenge Hosen an, ihre Frisuren
waren kunstvoll und ihre Fingernägel bunt und aus Acryl. Alle stellten ihre
Tattoos zur Schau. Die Tage, an denen man vor Gericht seine beste Kleidung
trug, waren lange vorbei. Vor dem Superior Court präsentierte man sich jeden
Tag in lässiger Freizeitkleidung.
    Zwischen den Freunden und den Angehörigen saßen eine Menge
Polizisten in Uniform, für die Familienmitglieder waren keine speziellen Reihen
vorgesehen. Eine Handvoll Bewährungshelfer und Strafverteidiger saßen ganz vorn
und blätterten ihre Akten durch, bevor der Richter erschien.
    Obwohl der Superior Court von D.C. die Probebühne für einige von
Amerikas renommiertesten Prozessanwälten war, hatte der fensterlose
Gerichtssaal schon bessere Tage gesehen. Gelbe Schaumdämmung blitzte durch
Risse im abgewetzten beigen Stoff, mit

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