Ewig sollst du bueßen
Poren.
Anna und Jody krochen unter den Tisch, wenn der Vater seinen Ledergürtel mit
der groÃen Metallschnalle zu einer Rolle aufwickelte.
Anna schüttelte das Bild ab.
Lapreas Kinder waren vier Jahre alt. Bald würden sie anfangen, die Gewalttätigkeit
ihres Vaters zu verinnerlichen â und höchstwahrscheinlich weiter mit ihr leben
müssen. Dameka stand in Gefahr, selbst eine misshandelte Frau zu werden;
Dâmontrae würde sich voraussichtlich zum Täter entwickeln. Anna wünschte,
jemand hätte ihre Mutter gegen ihren Vater aussagen lassen, als Anna vier Jahre
alt war. Damals, als es noch etwas bewirkt hätte.
Nein, sie würde die Klage nicht fallen lassen. Sie musste Laprea
beschützen, selbst wenn Laprea das im Augenblick nicht wollte. Anna glaubte zu
wissen, was am besten für Laprea war, besser als Laprea selbst.
Anna ging in den Raum zurück, wo Laprea und ihre Mutter in eisigem
Schweigen saÃen. Sie sank neben Lapreas Stuhl in die Hocke.
»Es tut mir leid«, sagte Anna sanft zu Laprea, »aber ich muss Sie in
den Zeugenstand rufen. Ich hasse diesen Teil meines Jobs, jemanden zu etwas zu
zwingen, was er nicht tun will. Aber ich habe gesehen, was er Ihnen angetan
hat. Ich kann es nicht zulassen, dass diese Klage abgewiesen wird.«
Laprea nickte resigniert. Sie würden beide tun, was sie für das
Richtige hielten. Doch nichts würde sich so entwickeln, wie sie es sich
vorgestellt hatten.
KAPITEL 6
»Miss Curtis, bitte rufen Sie Ihre erste Zeugin«, sagte
die Richterin.
Sie hatten schon die Eröffnungsplädoyers hinter sich, die bei einer
Hauptverhandlung ohne Geschworene immer kurz waren. In Vergehensfällen, in
denen der Richter über die Schuld des Angeklagten befand, waren die groÃen
Reden einer Verhandlung vor einer Jury fehl am Platze. Anna hatte gerade die
grundlegenden Fakten und Anschuldigungen dargelegt: Dâmarco wurde für seine
Attacke am Tag nach Valentin der Bedrohung und der Körperverletzung angeklagt
sowie der Missachtung des Gerichts wegen des Telefonats mit Laprea, das er aus
dem Gefängnis geführt hatte. Nick hatte sein Eröffnungsplädoyer zurückgehalten,
wollte seine Karten noch nicht aufdecken.
»Der Staat ruft Laprea Johnson auf«, sagte Anna. Grace saà neben
Anna am Tisch der Anklage. Sie wurde als zweite Staatsanwältin geführt, aber
eigentlich war sie nur zur moralischen Unterstützung dabei. Sie lächelte ihre
Freundin aufmunternd an.
Laprea setzte sich in den Zeugenstand, hob ihre Hand und schwor, die
Wahrheit zu sagen. Anna ging mit Laprea die einführenden Fragen durch. Ja,
Laprea kannte einen Mann mit Namen Dâmarco Davis. Er war der Vater ihrer vier
Jahre alten Zwillinge. Sie hatten während der vergangenen fünf Jahre eine
Beziehung geführt â mit Unterbrechungen. Ja, sie sah Mr. Davis im Gerichtssaal.
Ja, sie konnte ihn identifizieren: Da war er, saà in einem orangefarbenen
Overall neben seinem Anwalt. Laprea blickte Dâmarco direkt an, als sie gebeten
wurde, auf ihn zu weisen. Sie lächelten sich durch den Gerichtssaal an. Anna
hätte wissen müssen, was als Nächstes kam.
»Miss Johnson, ist dieses Jahr am Morgen nach Valentin etwas
Ungewöhnliches zwischen Ihnen und Mr. Davis vorgefallen?«
»Ja, so ist es.«
»Bitte beschreiben Sie, was passierte.«
Laprea hielt ein paar Sekunden inne, bevor sie antwortete. Sie
schaute auf das Mikrofon vor ihr. Dâmarco starrte sie eindringlich an. Nick
notierte sich etwas auf seinem Notizblock.
»Okay ⦠wir waren am Valentinstag verabredet gewesen, für den
Abend. Er wollte mit mir ausgehen, aber er ist nicht gekommen. Ich dachte, dass
er mit einer anderen Frau aus war. Deshalb war ich sauer, als er am nächsten
Morgen bei mir vorbeikam. Wir fingen an, miteinander zu streiten. Ich habe mir
ein Fleischermesser geschnappt und ihm gesagt, dass ich ihn umbringen würde. Er
rannte aus dem Haus und ich verfolgte ihn mit dem Messer. Ich holte ihn im
Vorgarten ein und versuchte, auf ihn einzustechen. Da schlug er mich, um mich
davon abzuhalten. Ich fiel auf den Boden, und dabei habe ich mir das Gesicht
zerschrammt.«
Anna stand fassungslos da. Obwohl sie nicht erwartet hatte, dass
alles glattlaufen würde, so hatte sie jedoch nicht gedacht, dass Laprea lügen
würde. Anna starrte Laprea an. Die junge Frau konnte ihr nicht in die Augen
schauen.
Anna
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