Ewig sollst du bueßen
getan?
Sie hörte, wie sich die Eingangstür öffnete und unten gedämpfte
Schritte erklangen. Ihn bei hellem Tageslicht zu sehen, würde peinlich werden.
Sie sollte es einfach hinter sich bringen. Sie schwang ihre Beine aus dem Bett.
Ihr ganzer Körper schmerzte und sie konnte ihre Kleider nirgendwo entdecken.
Verdammt. Auf einem Stuhl am Bett lag ein weicher weiÃer Bademantel. Anna zog
ihn sich über und schlurfte zum Badezimmer.
Es war gröÃer als ihr Wohnzimmer und mit hellbraunem Stein gefliest.
Ein riesiger Jacuzzi stand unter einem Oberlicht. Neben dem Waschbecken fand
sie eine Tube mit Zahnpasta, drückte sich etwas auf ihren Finger und fuhr sich
damit über ihre Zähne. Dann beugte sie sich zum Wasserhahn und spülte ihren
Mund aus. Ihre Zunge fühlte sich immer noch irgendwie benommen an, aber
wenigstens schmeckte sie nun nach Minze. Sie fuhr sich mit den Fingern durch
ihre wirren Haare. Mehr konnte sie im Augenblick nicht tun. Tief durchatmend
trat sie aus dem Badezimmer auf den Treppenabsatz oben auf der Empore.
Nick stellte unten gerade Tüten auf dem Küchentresen ab und blickte
nach oben.
»Guten Morgen, Dornröschen«, rief er vergnügt. Er trug Khakishorts,
ein orangefarbenes T-Shirt und Flipflops und war ganz offensichtlich nicht so
verkatert wie Anna.
»Hi.« Plötzlich fühlte sie sich schüchtern.
»Komm herunter.« Nick lächelte. »Das Alpaka vermisst dich, wenn du
da oben bist.«
Anna stieg die Stahltreppe herunter. »Das Alpaka würde ich nur
ungern verstimmen.«
Nick zog einen Barhocker hervor und bedeutete ihr, sich an den
Küchentresen aus schwarzem Granit zu setzen. »Ich dachte, dass du das brauchen
könntest.«
Er stellte einen Starbucks-Becher vor sie hin. Sie lächelte und nahm
kleine Schlucke von dem Milchkaffee und fühlte, wie ihre Kopfschmerzen besser
wurden, sobald das Koffein in ihren Blutkreislauf gelangte. Das war genau das,
was sie brauchte. Sie schaute sich in der Küche um. Sie war groÃartig, überall
dunkles Holz und Stahl und Granit. Der Kamin, der vom Boden bis zur Decke ging,
befand sich hinter ihr.
Aus einer seiner Einkaufstüten zog Nick eine Schachtel mit der
Aufschrift »Julias Empanadas«. Sie stammte von einem kleinen salvadorianischen
Laden unten an der StraÃe. Anna lächelte erfreut, als sie nach einer der kleinen
Fleischpasteten griff.
»Die mag ich gern«, sagte sie.
»Ich auch.«
Nick beobachtete, wie sie einen Bissen nahm. Dann setzte er sich
neben sie an den Tresen und futterte zusammen mit ihr die Empanadas aus der
Schachtel. Anna lehnte sich zurück, satt und zufrieden, und ein Gefühl von
Glück verdrängte ihren Kater. Sie betrachtete Nick. Er sah mit seinem
zerzausten Haar und seinem unrasierten Gesicht so gar nicht wie ein Anwalt aus.
»Also«, meinte Nick. »Was ist nun aus dem Typen geworden, mit dem du
in der Law School zusammen warst?«
»Josh? Wir wollten zusammenziehen, sobald wir beide in D.C.
angekommen waren.«
»Ich habe ihn schon immer für einen smarten Typ gehalten.«
»Aber er hat ein Referendariat in Atlanta bekommen. Nun ist er
dort.«
»Ich habe schon immer gewusst, dass er ein Idiot ist.«
Anna lachte. »Nein, er ist ein guter Kerl. Es hat sich eben nur
herausgestellt, dass es mit uns nicht ernst genug war, um für den anderen die
Stadt zu wechseln.«
Tatsächlich war Josh einer der nettesten Männer, die Anna jemals
getroffen hatte â weshalb es mit ihm auf lange Sicht nicht geklappt hätte. Anna
hatte auf dem College erkannt â als sie auf der Bestenliste stand und ihr
Freund von der Schule verwiesen wurde â, dass sie einen Hang zu schlechten
Jungs hatte. Seitdem hatte sie versucht, sich bessere Männer auszusuchen. Mit
Josh hatte sie dabei etwas übertrieben. Er war so nett, dass er langweilig
wurde. Sie gingen so auseinander, wie sie sich immer getroffen hatten â in
Freundschaft und ohne Leidenschaft.
»Und bei dir?«, fragte Anna. »Ich kann mich noch daran erinnern,
dass dir in der Law School das weibliche Interesse sicher war. All diese
Groupies, wenn du mit deiner Gitarre im Hark aufgetreten bist. Gab es da seitdem
eine Besondere?«
»Nicht seit letzter Nacht.«
Sie schaute ihn neugierig an und fragte sich, ob das ein
Standardspruch war, genau wie der mit der »Führung«. Nick stand neben ihrem
Barhocker und
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