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Ewig sollst du bueßen

Ewig sollst du bueßen

Titel: Ewig sollst du bueßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Leotta
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schrecklich wie möglich aussehen. Wegen des Lochs in seiner
Jeansjacke und all dem Blut sah es hoffentlich so aus, als ob man ihn in die
Brust geschossen hätte.
    Nur ein Letztes war noch nötig. Er hob seinen blutenden Oberarm vor
sein Gesicht und ließ Blut in seinen Mund laufen. Er behielt es dort, schluckte
nicht, sondern atmete durch die Nase. Es schmeckte widerlich – warm, salzig und
war ekelhaft dick – und D’marco musste sich zwingen, nicht zu würgen. Er musste
es einfach nur im Mund behalten, bis die Wärter kamen.
    Schon bald waren die Gefangenen weggeschafft und der Platz war
still. D’marco stierte in den grauen Novemberhimmel. Er fragte sich, ob er
erfrieren könne, wenn sie ihn hier länger liegen lassen würden. Doch einen Augenblick
später hörte er das Knirschen von Schritten auf dem Asphalt und war erleichtert.
D’marco schloss die Augen, als sich die Wärter um ihn herum versammelten.
    Â»Herrje«, sagte einer. »Ist er tot?«
    Jemand kniete sich neben ihn und legte die Finger auf D’marcos
Handgelenk.
    Â»Nein, sein Puls ist da.«
    D’marco nutzte die Gelegenheit, um das Blut in seinem Mund
hochzugurgeln und auszuspucken. Er merkte, wie es auf seine Stirn spritzte und
aus seinen Mundwinkeln tropfte.
    Â»Mein Gott!«, schrie ein jüngerer Wärter und sprang auf.
    Â»Ruft einen Krankenwagen!«, rief ein anderer.
    Wenige Minuten später trotteten Sanitäter auf den Platz. D’marco
hörte, wie Gummihandschuhe übergezogen wurden, und dann kniete ein Notarzt über
ihm und überprüfte seine Lebenszeichen. D’marco ließ seine Augen geschlossen
und stöhnte leise, wobei das restliche Blut aus seinem Mund lief.
    Er wurde vorsichtig auf eine Trage gehoben. Er lag völlig
bewegungslos, als die Sanitäter ihn zur Parkbucht trugen, wo der Krankenwagen
wartete.
    Als die Trage in den Krankenwagen geschoben wurde, murmelten die
Wärter nervös miteinander. Die Stadt war erst kürzlich verklagt worden, weil
ein Gefangener im Gefängnis gestorben war. Würde man sie dafür verantwortlich
machen, dass dieser Gefangene angeschossen worden war? Würden sie sich Anwälte
besorgen müssen, wenn sie verklagt werden sollten? Als die Türen zugeschlagen
wurden, entrollte einer der Sanitäter einen Tropf, während der andere den Wagen
anließ. Ein einziger Sicherheitsbeamter fuhr vorne als Bewachung mit. Und
niemand hatte ihm Handschellen angelegt.
    D’marco musste sich zwingen, nicht zu lächeln. Das lief alles
reibungsloser, als er es sich vorgestellt hatte.

KAPITEL 22
    Anna joggte den Pfad entlang, ihr Atem ging schnell und
sie stieß kleine Wölkchen aus. Die Tage wurden kürzer und es war bereits dunkel.
Trotzdem war der Rock Creek Park voll von Läufern, die den asphaltierten Weg
entlang des Bachs durch den bewaldeten Park nahmen. Autos sausten auf der
Straße vorbei, die parallel zum Weg verlief. Ihre Scheinwerfer streiften die
kahlen Äste der Bäume und das Wasser, das durch das Bachbett strömte. Die kalte
Luft brannte in Annas Kehle und malte rosige Kreise auf ihre Wangen und Nase.
Es tat gut nach der trockenen staubigen Hitze in ihrem Büro. Sie fühlte, wie
ihr Kopf klar wurde und ihre Gedanken sich schärften, als die kalte Luft durch
ihre Lungen zirkulierte.
    Die Taft Bridge kam in Sicht und damit das Ende ihres Laufs. Sie
nahm all ihre Kräfte zusammen und sprintete los, ihre Arme fuhren durch die
Abendluft, ihre Beine flogen über den Weg, als sie den Hügel hochrannte, der
aus dem Park zu der vielbefahrenen Straße führte. Es war ein Vergnügen, ihren
Körper zu bewegen, ihre Füße auf dem Boden zu spüren, auf physische Art und
Weise mit der Welt in Kontakt zu stehen, was ihr als Anwältin fehlte. Sie brachte
ihre Lungen und Beine ans Limit, bis sie spürte, dass sie nicht mehr weiter
konnte – und sich dann noch zu ein wenig mehr zwang.
    Als sie die Connecticut Avenue erreicht hatte, wurde sie langsamer,
schnappte nach Luft und ihr Herz raste. Mit den Händen auf den Hüften und
gesenktem Kopf kam sie an den steinernen Löwen vorbei, die die Brücke
bewachten, auf der sie über den Rock Creek Park wieder zurückkehrte. Anna
achtete nicht auf die vorüberflitzenden Autos und die Leute, die auf dem Gehweg
an ihr vorbeigingen – sie verlor langsam ihre Angewohnheit aus dem Mittleren
Westen, jeden zu

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