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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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überheblichen Blick. Seine Mundwinkel zuckten leicht, als wäre er sehr zufrieden mit sich selbst. Weil er klüger war als sie?
    Oder weil er erwartet hatte, dass sie nach ihm suchen würde? »Nein, nein. Der funktioniert prima. Aber ich möchte dich um einen Gefallen bitten«, hob sie an, ausnahmsweise einmal froh, ihn allein anzutreffen. Er nahm den Kopfhörer ab. »Schon wieder?« Eine Tüte M&M’s-Erdnüsse Sei in den Ausgabeschacht. Kevin griff hastig danach, als hätte er Angst, sie könnte sie ihm wegnehmen. »Ja.«
    »Das kostet«, sagte er, und sein Lächeln wirkte beinahe anzüglich.
    »Ja, schon gut… Sieh mal!« Sie zeigte ihm das Blatt mit der E-Mail-Adresse. »Kannst du herausfinden, wer der Absender ist?«
    »Vielleicht.« Er überflog die Zeilen und zog nachdenklich die Brauen zusammen. »Warum?«
    »Weil es wichtig ist, okay? Jemand hat mir eine merkwürdige Mail geschickt, und als ich antwortete, kam meine Nachricht postwendend zurück.«
    »Geht es um den Serienmörder? Diesen Grabräuber?« Sie wollte nicht lügen.
    »Ja«, entgegnete sie widerwillig. Wie immer fand sie es äußerst unangenehm, auf Kevins Hilfe angewiesen zu sein.
    »Was springt für mich dabei heraus?«
    »Das ist dein Job!«
    »Ich habe wahnsinnig viel zu tun.« Sie sah ihn frustriert an. »Was willst du, Kevin?« Er zögerte, und ihr Herz krampfte sich vor Schreck zusammen. Himmel, er würde sie doch nicht um ein Date bitten? Oder um irgendeine perverse sexuelle Gefälligkeit, als Scherz verpackt? »Sag schon.«
    »Anerkennung, okay? Du und deine Kollegen, ihr meint, ich wäre zu nichts nutze … Oder ihr tut so, als würde ich gar nicht existieren … oder als wäre ich blöd … oder als hätte ich diesen Job nur, weil Tom mein Onkel ist. Aber im Grunde ist es doch so, dass du und Trina und Norm und alle anderen in diesem verfluchten Haus mich braucht.« Er wies nachdrücklich mit dem Daumen auf seine Brust, und die M&M’s rasselten in seiner Tasche. »Anerkennung?«
    »Ja.«
    »Gut …«, sagte sie verunsichert. Sein Zorn war so heftig hochgekocht, als hätte er seit Jahren auf diesen Ausbruch gewartet. »Sollst du haben.«
    »Es ist mein Ernst, Nikki.« Er riss ihr das Blatt Papier aus der Hand und betrachtete es. »Ich melde mich bei dir.«
    »Bitte schnell. Es ist äußerst wichtig.« Seine Augen blitzten. »Du meinst, ich hätte es nicht begriffen? Ich weiß Bescheid.« Wieder spielte dieses undefinierbare Lächeln um seine Lippen. Er ließ Nikki einfach stehen, und in diesem Moment wurde ihr bewusst, dass er der Letzte gewesen war, der ihren Computer benutzt hatte. Er kannte das System in- und auswendig. Er hätte die E-Mail schicken und zwischen die restlichen schmuggeln können … Heiliger Strohsack, was war los mit ihr? Neuerdings war in ihren Augen jeder Mann ein potenzieller Mörder. Sie eilte zurück an ihren Schreibtisch und begann mit der Ausarbeitung der Fragen für ein Interview mit Reed. Das war ihre Chance. Eine zweite bekam sie vielleicht nicht.

18. Kapitel
    D er Herr im Himmel duldet es nicht, wenn jemand die Grabruhe stört«, sagte Bea Massey. Sie war eine kleine, gebeugte Schwarze mit viel zu großen Zähnen. Bislang hatte Morrisette keinerlei Informationen aus ihr herausbekommen, die den Ermittlungen hätten dienlich sein können. Bea Massey war fast blind. Unentwegt streichelte sie einen struppigen alten Hund, der ihr zu Füßen am Küchentisch hockte. »Wenn ein Mensch zur letzten Ruhe gebettet wurde, sollte er in Frieden gelassen werden.« Amen, Schwester, dachte Reed, enthielt sich jedoch eines Kommentars. Morrisette fuhr mit der Vernehmung von Thomas Masseys Witwe fort. Von seinem Fensterplatz aus betrachtete Reed das Grundstück. Einige Hühner dösten auf der hinteren Veranda. Ein nicht mehr genutzter Gemüsegarten lag hinter einer windschiefen Garage, die einen 1967er Buick Skylark beherbergte. Selbst gefertigte Spitze lag im Haus auf jedem Tisch und hing vor allen Fenstern.
    Mrs. Massey schwor, dass sie Jerome Marx noch nie gesehen und auch noch nie von ihm gehört hatte. »Aber ich habe Thomas gesagt, dass es ihm nicht ansteht, sich in der Stadt begraben zu lassen. Er gehört hierher, aufs Land, aber er ließ sich nicht umstimmen. Wollte bei seiner Familie in Savannah liegen … Und jetzt sieht man ja, was er davon hat.« Als sie das Haus verließen, waren sie nicht viel klüger als zu vor. Bea Massey war die Zweite auf ihrer Besuchsliste gewesen. Vorher hatten sie bereits

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