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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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Gillettes Subaru. Sehr gut. Der Adrenalinstoß, der sein Blut bei dem Gedanken an sie in Wallung brachte, war ihm nicht angenehm, doch er redete sich ein, es läge an etwas anderem. Immerhin war er im Begriff, etwas zu tun, wovon er selbst nicht viel hielt, nämlich seinen Job aufs Spiel zu setzen.
    Er öffnete die Tür des Cadillac und trat hinaus in den Wind, der kalt vom Atlantik her blies. Die Brise, die nach Brackwasser roch und das Sumpfgras und die Sanddünen am Rand des Parkplatzes aufwühlte, peitschte ihm den Mantel um die Beine herum.
    Nikki parkte gerade unter aufspritzendem Kies ein und öffnete die Wagentür, noch bevor der Motor aus war. Offensichtlich war sie in Eile. Wie immer. Er erinnerte sich an den letzten Sommer, als sie ihm im Zuge der Ermittlungen zum Montgomery-Fall unablässig im Weg gestanden hatte und ihm gewaltig auf die Nerven gegangen war. Die aufdringliche kleine Person hatte etwas an sich, was ihn mächtig störte. Weil sie ihm im Kopf herumspukte, hatte er bedeutend öfter als gewöhnlich nachts wach gelegen, was er sich natürlich nur ungern eingestehen wollte. Er mochte gar nicht daran denken, wie oft sie ihm im Traum erschienen war. Manchmal als freche, lästige Reporterin, dann wieder als sexy Nymphomanin, die ihn mit ihren festen Brüsten, der schmalen Taille, den athletischen Beinen und dem provokanten Hintern verführen wollte. Diese Träume ärgerten ihn am meisten deshalb, weil sie nicht einmal eine Frau war, die er bewunderte, für die er zärtliche Gefühle hegte, die er gern näher kennen gelernt hätte. Nein, sie war die Sorte Frau, der er besser aus dem Weg ging. Und damit basta.
    Und nun hatte er seit einer halben Ewigkeit hier gehockt und auf sie gewartet. Zum Schutz gegen den Wind schlug er den Kragen hoch. Währenddessen nahm sie ihre Tasche vom Rücksitz, schloss den Subaru ab und strebte schnellen Schrittes der Treppe zum Eingang des Restaurants zu, die direkt hinter seinem Cadillac lag.
    »Nikki. Hier bin ich«, rief er. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Sie trug einen schmalen schwarzen, in der Taille gebundenen Mantel, und der Wind blies ihr die Haare über die Augen. Sie spähte in die Dunkelheit. Er ging auf sie zu; seine Schritte knirschten auf dem Kies.
    Sie fuhr herum, schnappte nach Luft, mit einer Hand fasste sie sich an die Kehle. »Oh! Reed! Sie haben mir einen Mordsschrecken eingejagt.«
    »Ach ja?« Er konnte nicht verhindern, dass sich ein leises Lächeln in seine Mundwinkel stahl. Ausnahmsweise einmal hatte er sie überrumpelt.
    »Ja, wirklich. Und ich finde das nicht lustig.«
    »Sie haben Recht. Hören Sie, ich halte es für besser, wenn man uns nicht zusammen sieht. Fahren wir lieber ein wenig durch die Gegend.«
    »Durch die Gegend? Jetzt?« Sie sah sich auf dem Parkplatz um.
    »Ja.«
    »Was soll das? Wollen Sie irgendeinen verrückten Mantel-und-Degen-Film nachspielen, oder was?«, fauchte sie, folgte ihm aber dennoch zu seinem Wagen. Sie öffnete die Beifahrertür.
    »Vorsicht. Unser Essen liegt auf dem Beifahrersitz.«
    »Sie meinen das da?« Sie betrachtete die fettigen braunen Tüten. Er schwang sich hinters Steuer. »Menschenskind, Reed, Sie wissen wirklich, wie man einem Mädchen den Hof macht.« Sie warf die Tüten nach hinten und ließ sich widerwillig auf dem Sitz nieder.
    »Dank jahrelanger Übung.« Er manövrierte den großen Wagen aus der Parklücke. »Ich halte es wirklich für nicht klug, wenn man uns zusammen sieht.« Als er auf die US 80 in Richtung Osten fuhr, beruhigte sie sich ein wenig. Die Reifen summten auf dem Pflaster, dunkle Wolken zogen über den Nachthimmel. Scheinwerfer näherten sich, schossen an ihnen vorbei, und Reed vergewisserte sich, dass niemand ihnen folgte. Er hatte Nikki keineswegs angelogen. Falls jemand ihn mit Nikki Gillette erwischte, war er womöglich seinen Job los. »Entschuldigen Sie meine Verspätung«, sagte sie. »Zehn Minuten hatte ich Ihnen noch zugestanden«, erwiderte er und bremste vor einer roten Ampel ab. »Und dann? Wären Sie nach Hause gefahren?«
    »Wahrscheinlich.« Die Ampel schaltete auf Grün, und er fuhr weiter, hinter den Heckleuchten anderer Wagen her in Richtung Tybee Island.
    »Ist ja reizend«, spöttelte sie und fügte dann hinzu: »Sie waren nicht auf der Pressekonferenz.« Aber damit haben Sie ja wohl auch nicht gerechnet.« Obwohl er unentwegt durch die Windschutzscheibe spähte, spürte er ihren Blick. Als Nieselregen das Glas trübte, schaltete er die

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