Ewig sollst du schlafen
bieten haben.«
»Ich habe Informationen, die der Öffentlichkeit vorenthalten werden.«
»Und die würden Sie mir mitteilen?«, fragte sie skeptisch. Er hatte hin und her überlegt. »Unter der Bedingung, dass Sie es nicht veröffentlichen, bevor der Fall abgeschlossen ist.«
»Heißt das, sobald Sie jemanden verhaftet haben oder nachdem derjenige vor Gericht gestellt und für schuldig befunden wurde?«
»Eindeutig erst nach dem Prozess.«
»Was hätte ich davon? Dann könnte ich nicht mehr berichten als alle anderen Reporter in der Stadt.«
»Sie hätten nicht sofort etwas davon. Aber es könnte sich für Sie auszahlen, wenn alles vorbei ist.«
»Das reicht nicht, Reed. Ich will auf der Stelle ein Exklusivinterview.«
»Ich darf die Ermittlungen nicht behindern.«
»Dann stecken wir wohl in einer Sackgasse.« Sie biss in ihr Sandwich, kaute und tupfte sich die Mundwinkel mit der Serviette ab. »Das ist fantastisch. Schmeckt Ihnen Ihr Sandwich nicht?« Als er nicht antwortete, seufzte sie. »Ich verstehe nicht ganz, was Sie von mir wollen.«
»Das, was Sie wissen, und zwar zukünftig in dem Moment, wenn Sie es erfahren. Dafür tu ich Ihnen den gleichen Gefallen, aber ich darf entscheiden, was davon veröffentlicht wird und was nicht. Ich habe das letzte Wort darüber.« Wahrscheinlich besiegelte er damit seine Entlassung, aber das war ihm im Augenblick vollkommen egal. Er wollte nur schnellstens den Mörder fassen, der im Begriff war, noch einmal zuzuschlagen. »Sie müssen versprechen, kein sensibles Material zu veröffentlichen, bevor der Fall abgeschlossen ist. Basta.«
»In Ordnung«, sagte sie und wischte sich sorgfältig die Hände ab. »Da wir jetzt ein Abkommen haben, muss ich Ihnen etwas zeigen. Ich hätte es morgen früh sowieso der Polizei vorgelegt, aber …« Sie hob eine Schulter und griff in ihre Handtasche, der sie mehrere Bögen Papier in Plastikhüllen entnahm. »Die habe ich gekriegt.«
Reed schaltete die Innenbeleuchtung ein, und als er die erste Botschaft las, gefror ihm das Blut in den Adern.
HEUTE NACHT.
Er las die zweite:
ES IST VOLLBRACHT
Und schließlich die dritte:
WERDEN ES NOCH MEHR?
VOR NUMMER ZWÖLF KANN KEIN MENSCH SICHER SEIN.
Die Luft im Wagen erschien ihm plötzlich dünn und stickig. Die Botschaften stammten eindeutig vom Täter, daran bestand kein Zweifel. Die ersten zwei waren auf der gleichen Sorte Papier geschrieben. Er erkannte die Handschrift, in der auch die Briefe an ihn verfasst waren. Bei der dritten Botschaft handelte es sich offenbar um eine E-Mail. »Wann haben Sie die erhalten?«, wollte er wissen. Sein gesamter Körper war angespannt. Der Mörder hatte nicht nur mit ihm, sondern auch mit Nikki Gillette Kontakt aufgenommen. Warum?
»Vor ein paar Tagen.« Er hörte zu, wie Nikki berichtete, dass die erste Nachricht unter ihrem Scheibenwischer gesteckt und die zweite in ihrem Bett gelegen habe. Und die dritte war per E-Mail gekommen.
Reed war außer sich. Angst machte sich in ihm breit. »Der Irre war in Ihrer Wohnung, und Sie sind nicht zur Polizei gegangen?«
»Ich tu’s ja jetzt.«
»Aber der Mörder war in Ihrem Schlafzimmer!«
»Ich habe sämtliche Schlösser auswechseln lassen und werde einen Sicherheitsdienst anrufen, der soll ein Alarmsystem und Sensoren in der Wohnung anbringen.«
»Sie müssen da raus. Ziehen Sie woanders hin. Am besten verlassen Sie die Stadt.« Seine Gedanken rasten, von Panik getrieben. »Das hier ist kein Spiel, Nikki, der Typ ist gefährlich. Verdammt gefährlich. Wie ist er in Ihre Wohnung gelangt?«
Sie erzählte, dass die Tür nicht aufgebrochen worden war, dass das Törchen offen und die Katze nicht in der Wohnung gewesen war. Er fühlte sich unmittelbar an Roberta Peters’ Katze erinnert – Roberta Peters, die lebendig begraben worden war.
»Sie hätten sofort die Polizei rufen sollen«, knurrte er. »Dadurch, dass Sie die Schlösser auswechseln ließen, haben Sie womöglich ungewollt Beweismaterial vernichtet! Dieser Kerl hat es auf Sie abgesehen, um Himmels willen! Sie können auf gar keinen Fall zurück in Ihre Wohnung.«
»Dann bin ich auch in der Redaktion nicht sicher, eigentlich nirgends.«
»Wahrscheinlich nicht.«
»Und jetzt? Glauben Sie, ich brauchte Polizeischutz rund um die Uhr?«
»Unbedingt.«
»Langsam, Reed«, sagte sie und strich über seinen Ärmel. »Wollen Sie den Job freiwillig übernehmen?«
»Sie sind ein kluges Kind.« Er wickelte den Rest seines Sandwiches in das
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