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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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versammelt, in Schach gehalten von mehreren Polizisten in Uniform. Minuten später kreuzten Norm Metzger und Jim Levitt auf. Norm, jetzt in Trenchcoat und Wollmütze, drängte sich in die vorderste Reihe der Menschenansammlung vor. Jim stellte seine Kamera ein und folgte ihm. Wie ein verdammtes Schoßhündchen, dachte Nikki, ausnahmsweise einmal zufrieden damit, am äußeren Rand der Reporterschar zu stehen. Sie dachte an die E-Mail, die der Grabräuber ihr geschickt hatte, und lächelte. Das war das Ass, das sie im Ärmel hatte. Auch wenn die Botschaft mehr als gruselig war. Ganz gleich, was die Polizei bekannt gab, es war nichts im Vergleich zu der direkt an sie gerichteten Nachricht des Mörders. Sie wollte sie den Bullen nicht vorenthalten. Im richtigen Moment würden sie davon erfahren – aus der Zeitung.
    Der Wind war eisig, und sie zog ihren Mantel fester um sich. Endlich ging es los. Nikki schaltete das Aufnahmegerät ein. Eine Polizeisprecherin namens Abbey Marlowe berichtete kurz über die bisherigen Geschehnisse. Sie führte ein paar allgemeine Fakten bezüglich der Morde an und ließ durchscheinen, dass der Mörder vermutlich noch einmal zuschlagen würde und sich möglicherweise in der Umgebung von Savannah aufhielt. Sie bat Presse und Öffentlichkeit um Unterstützung der Polizeiarbeit, und falls jemand etwas Außergewöhnliches oder Verdächtiges beobachte, möge er die Polizei benachrichtigen, vornehmlich das hier anwesende Sonderkommando. Sie gab die Namen der Opfer preis und erklärte sich bereit, ein paar Fragen zu beantworten. »Besteht irgendeine Verbindung zwischen den Opfern, oder haben sie etwas gemeinsam?«, fragte eine dunkelhaarige Frau von einem Lokalsender. »Nicht, dass wir wüssten.«
    »Stimmt es, dass jeweils zwei Leichen in einen Sarg gezwängt waren?« Das war Norm. »Wir haben zwei Särge gefunden, jeweils mit dem Toten, der darin bestattet worden war, und einem Opfer des Killers.«
    »Und die Opfer wurden lebendig begraben?« Wieder Norm. »Ja.«
    »Verfolgen Sie irgendwelche Spuren?« Endlich konnte Max O’Dell von WKAM seine Frage anbringen. »Die Ermittlungen laufen, und wir bitten jeden, der sachdienliche Hinweise liefern kann, um seine Mithilfe.« Schuldbewusst dachte Nikki an die Botschaft in ihrer Handtasche. Schnell schüttelte sie ihre Gewissensbisse ab und notierte die restlichen Fragen und Antworten.
    »Verfährt der Mörder nach einem bestimmten System?«, forschte O’Dell weiter. »Ich meine, abgesehen davon, dass er seine Opfer lebendig begräbt?«
    Ein paar sarkastische Lacher waren zu hören, verklangen jedoch rasch wieder. Der auffrischende Wind wehte Abbey eine Locke ihres rötlichen Haars in die Augen. »Dazu kann ich mich natürlich nicht äußern, denn ich will die Ermittlungen nicht gefährden.«
    »Hat der Mörder versucht, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen?«, fragte Nikki, und Abbey Marlowe wirkte plötzlich leicht verkrampft.
    »Auch dazu darf ich keinen Kommentar abgeben.«
    »Aber ist es nicht üblich, dass Serienmörder versuchen, die Polizei herauszufordern, ein Spiel mit ihnen zu treiben, sie in die Irre zu führen?«
    »In manchen Fällen«, bestätigte Abbey. Die übrigen Reporter, die verborgene Informationen witterten, ließen ein paar weitere Fragen auf sie niederprasseln, bis sie lächelnd verkündete, dass die Polizei nichts weiter zu vermelden habe. Doch Abbey Marlowes Reaktion auf ihre Fragen bestätigte Nikki, was Cliff ihr versehentlich verraten hatte: dass sich der Grabräuber an die Polizei von Savannah gewandt hatte, genauer gesagt, an Reed. Genauso, wie der Mörder eine Nachricht an sie geschickt hatte. Er hatte sie ausgewählt. Höchstwahrscheinlich wegen ihres ersten Artikels über ihn. Aus Erfahrung wusste sie, dass Mörder oftmals hinter der Maske hilfreicher Mitbürger vorgaben, mit der Polizei zusammenarbeiten zu wollen, dass sie manchmal versuchten, sich bei den Ermittlern beliebt zu machen, dass es ihnen Befriedigung verschaffte, sich gegenüber den Beamten überle gen zu fühlen, die doch dazu ausgebildet waren, ihresgleichen zu überführen, dass es ihnen regelrecht Spaß machte, an den Aktionen beteiligt zu sein … Eisige Finger schienen über ihren Nacken zu streichen. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass der Mörder hier war … ganz in ihrer Nähe … verschmolzen mit der Masse … sie beobachtete … seine Überlegenheit auskostete …
    Sie meinte seine Anwesenheit zu spüren … Nein, das bildete sie sich

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