Ewig sollst du schlafen
ihren Nachwuchs.
Von Geburt an privilegiert, hübsch und sportlich, hatte Nikki nie kämpfen müssen. »Fotze«, knurrte er und klappte das Album zu.
Du hast erwartet, dass sie zur Polizei geht, wenn sie die Nachricht findet, nicht wahr? Alles ist gut… Bleib ruhig … Behalte dein Ziel im Auge.
Er griff in seine Tasche, zückte ein Taschentuch und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. Er durfte jetzt nicht die Nerven verlieren. Auf ihn wartete viel Arbeit. Doch letztlich würde sich alles fügen. Abermals schob er die Finger in die Tasche und holte ein winziges Handy heraus. Schick. Kompakt. Zum Aufklappen. Irgendwie sexy. Wie die Besitzerin.
22. Kapitel
B itte sag, dass du nicht der verdammte Informant bist!« Morrisette stapfte am späten Vormittag in Reeds Büro. Sie war stinksauer und offenbar mit dem falschen Fuß aufgestanden.
»Du kennst mich doch.«
»Ach ja?«, fragte sie und schlug die Tür hinter sich zu. »Im Grunde genommen weiß ich gar nichts von dir. Naja, das stimmt nicht ganz. Ich weiß, dass du vom Grabräuber-Fall abgezogen bist, und trotzdem bist du gestern Abend zusammen mit Nikki Gillette aufgetaucht. Du und ich, wir stecken beide in der Scheiße, wenn du nicht zu Verstand kommst. Also sag’s mir, sprich mir langsam nach: ›Ich bin nicht der Informant, Sylvie.‹« Er musterte sie. »Hattest du eine schlimme Nacht?«
»Allerdings. Und du warst dabei.« Sie fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar, sodass es noch stacheliger zu Berge stand. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte sie sich, dass die Tür auch wirklich geschlossen war, dann stützte sie sich mit beiden Händen auf Reeds Schreibtisch, beugte sich zu ihm hinunter und sagte mit gesenkter Stimme: »Wir wissen beide, dass du dich bedeckt halten musst, wenn du an diesem Fall mitarbeiten willst, und zwar gründlich. Kann ja sein, dass du deinen Job riskieren willst, ich will es jedenfalls nicht. Ich muss zwei Kinder ernähren, Reed, also funk mir nicht dazwischen!«
»Das hier führt doch zu nichts.«
Sie hielt inne. »Okay. Du hast Recht. Ich will dieses Schwein einfach kriegen.«
»Ich auch.«
»Na, dann mach’s aus dem Hintergrund, ja? Nein, noch besser, tu gar nichts. Überlass es mir. Ich brauche diesen Job, wenn ich auch manchmal am liebsten alles hinschmeißen und wegrennen würde, das kann ich dir sagen. Mein Leben spielt sich auch noch außerhalb dieses Gebäudes ab, weißt du?«
»Und wie läuft’s?«
»Einfach super. Bart hat beschlossen, keinen Cent zu bezahlen. Keinen Cent! Also gehen wir vor Gericht. Aber das weißt du ja schon. Priscilla faselt was davon, dass sie bei Daddy wohnen will, und mein Sohn … Naja, ein paar Kids in der Vorschule machen ihm das Leben schwer. Und obendrein noch dieser verfluchte Grabräuber-Fall, den ich knacken soll.« Sie pochte mit dem Finger auf das Papier auf Reeds Schreibtisch. »Du weißt schon, dieser Fall, in dem eins der Opfer schwanger war und ein Verhältnis mit meinem Partner hatte und …« Offenbar hatte sie etwas in seinem Blick gelesen, denn sie unterbrach sich. »Gott! Ich brauche Kaffee. Mindestens zwei Liter. Wenn nicht drei.«
»Willst du gar nicht wissen, was ich herausgefunden habe?«
»Du bist nicht an den Ermittlungen beteiligt. Hast du das schon wieder vergessen?«
»Gestern Abend hat Sheriff Jed Baldwin den Jungen besucht, der vom Felsen gestürzt ist, Prescott Jones. Baldwin hat mir eine Kopie des Verhörprotokolls gefaxt. Es besagt nicht viel mehr, als wir ohnehin schon wussten, aber immerhin etwas.« Reed schob drei gefaxte Seiten über den Schreib tisch. »Außerdem habe ich Angelina aufgespürt, Roberta Peters’ Hausmädchen. Hier ist die Adresse.« Er legte ein weiteres Blatt Papier zu den übrigen. »Und ich habe die Anschriften der meisten Leute, die Zugang zu Nikki Gillettes Wohnung hatten – habe die Adressen ausfindig gemacht, an die sie sich nicht erinnern konnte. Von ein paar habe ich auch die Telefonnummer.« Ein weiterer Bogen wanderte auf den Stapel. »Und es ist mir endlich gelungen, einen Draht zu Reverend Joe zu bekommen. Ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, und er hat mich zurückgerufen, wenn auch nicht eben glücklich darüber, dass er um fünf Uhr morgens gestört wurde – zur Morgengebetsstunde oder ähnlichem Quatsch. Mit einiger Mühe konnte ich seinem Gefasel entnehmen, dass die Mission auf Roberta Peters’ Vermögen gebaut hat, doch Begünstigte ihrer Lebensversicherung ist jemand
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