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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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darunter befand, auf keinen Fall zu verfehlen. Während er grub und ein kleines Loch aushob, fuhr die Klinge tief in die Erde, bis über das Heft hinaus, so tief, dass sich McFee vorbeugen und mit einem Knie auf dem Erdhaufen abstützen musste. Während der Junge weiter von einem Fuß auf den anderen trat, sich mit dem Handrücken die laufende Nase abwischte und mit den Schlüsseln in seiner Tasche klimperte, bohrte er das Messer immer tiefer in die Erde. »Läuft dein Hund öfter weg?«
    »Was? Nein, Sir. Der olle Red läuft nie weit weg.«
    »Was meinst du, wo er steckt?«
    »Keine Ahnung.« Er zog finster die Augenbrauen zusammen und sog die Lippen ein, als machte er sich Sorgen. Er biss sich auf die Unterlippe und schniefte. »Pa zieht mir das Fell über die Ohren, wenn ihm was passiert sein sollte.«
    »Mal nicht den Teufel an die Wand«, sagte McFee. Er war sicher, dass sie ohnehin schon genug Probleme hatten.
    Reeds Magen rumorte. Es stieg ihm sauer in die Speiseröhre. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Seit er und Morrisette am Vormittag vom Friedhof zurückgekommen waren, kümmerte er sich um den Papierkram, nahm Anrufe entgegen, beantwortete E-Mails und erledigte alles Liegengebliebene. Das Frühstück hatte aus Kaffee bestanden, das Mittagessen war ausgefallen, und er war seit sechs Uhr morgens auf den Beinen. Zeit für eine Pause. Er bewegte den Kopf und ließ die Schultern kreisen, um die verspannten Muskeln zu lockern. Wie lange war er schon nicht mehr im Fitnesscenter gewesen? Seit einer Woche? Seit zehn Tagen? Himmel, vielleicht sogar noch länger. Aber heute Abend, egal, was kommen mochte, würde er in seinen Trainingsanzug schlüpfen und rüber zum alten Sportclub laufen, wo die Boxer trainierten, Gewichte schepperten und der Geruch von Moschus und Schweiß zur alten Tribüne hinaufstieg. Es war kein typischer Club der modernen Sorte mit schicken computergesteuerten Laufbändern und Treppenmaschinen, die den Pulsschlag, den Kalorienverbrauch und die zurückgelegte Strecke berechneten. Nein, dieser Club war alte Schule. Gewichte, Gewichte und nochmals Gewichte. Wenn man laufen wollte, ging man joggen. Wenn man den Oberkörper trainieren wollte, tat man das an der Boxbirne, bearbeitete sie mit den Fäusten, um Aggressionen abzubauen, und für schnellere, flinkere Bewegungen nahm man den Punchingball.
    Die echten Macho-Typen konnten Boxhandschuhe und Mundschutz anlegen und sich im Ring versuchen. Währenddessen sahen die anderen Clubmitglieder zu und schlossen hier und da auch mal Wetten ab, wer gewinnen würde. Nicht ganz legal, aber was war schon legal? Wenn gewettet wurde, schauten Reed und ein paar von seinen Kollegen weg. Er vermutete, dass hinter einer Reihe zerbeulter Spinde auch mit Drogen gehandelt wurde, doch er hatte nie beobachtet, dass Geld für Methadon, Koks oder Steroide den Besitzer wechselte. Bis jetzt nicht. Er hoffte, dass es nie dazu kam. Er reckte sich auf seinem Stuhl und dachte an den Brief, den er am Morgen erhalten hatte. Wahrscheinlich hatte wirklich irgendein Spinner ihn abgeschickt, den es aufgeilte, wenn er die Polizeibehörde in Aufruhr versetzen konnte und womöglich dadurch fragwürdigen Ruhm erlangte. Der Brief war an ihn adressiert, weil er eine gute Zielscheibe war, dank des Montgomery-Falls vor ein paar Monaten der berühmteste Detective in der gesamten Dienststelle. Was ihn ziemlich ärgerte.
    Er griff in seine oberste Schreibtischschublade, entnahm ihr ein Fläschchen mit Magentabletten, schob zwei in den Mund und schluckte sie mit dem Rest Kaffee. Da klingelte das Telefon wohl zum hundertsten Mal an diesem Tag. Er hob den Hörer ans Ohr. »Detective Reed.«
    »Sheriff Baldwin, Lumpkin County.«
    Reed straffte sich. Kein gewöhnlicher Anruf. Lumpkin County lag über dreihundert Meilen entfernt weiter nördlich. Aber die Gegend war ihm vertraut. Zu vertraut. »Was kann ich für Sie tun, Sheriff?«
    »Sie sollten auf dem schnellsten Weg hierher kommen.«
    »Ich?«, fragte Reed, und sein Magen krampfte sich zusammen, wie immer, wenn er das Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte.
    »Ich denke, das wäre das Beste.«
    »Und wieso?«
    »ZweiJungen waren mit ihrem Hund in der Nähe von Blood Mountain auf der Jagd. Einer der Jungen, Billy Dean Delacroix, hat Glück gehabt und einen Bock angeschossen. Die Jungs haben ihn bis in eine Schlucht verfolgt. Der Bock lag verendet am Rand einer Lichtung. Aber das war nicht alles. Sie entdeckten einen frischen Erdhügel

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