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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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gelassen, wie üblich. Das ist ihre Art. Das Einzige, was Nikki interessiert, ist ihre Arbeit, oder genauer gesagt, ihr Ehrgeiz … Sie will die beste Reporterin der ganzen Stadt sein, und sie ist jedes Mal stinkig, wenn sie über irgendwelche Bürgerschaftsversammlungen berichten muss oder was auch immer. Und jetzt ist sie diesem Grabräuber auf der Spur, ähnlich wie im letzten Sommer, als dieser andere Serienmörder herumlief. Ich sag Ihnen, wenn sie so weitermacht, ist sie eines Tages selbst tot. Gott, sie ist einfach so … sie ist eben Nikki!«
    Reed wartete, bis sie ihre Tirade beendet hatte, dann fragte er: »Und was ist mit Ihren Eltern? Haben Sie heute mit Ihrer Mutter gesprochen?«
    »Nein … Warum?« Plötzlich klang ihre Stimme sehr besorgt. »Ihre Mutter hat Nikki mehrere Nachrichten aufs Band gesprochen. Sie wirkte konfus. Aber sie hat Sie nicht angerufen?«
    »Das ist sonderbar«, sagte Lily, und ihr Zorn war plötzlich verraucht. »Wissen Sie, normalerweise, wenn Mom was braucht – egal, was –, ruft sie mich an. Nikki hat meine Eltern davon überzeugt, dass sie stets viel zu tun hat, und deshalb verlassen sie sich nicht auf sie. Aber ich war den ganzen Tag lang hier, und Mom hat sich kein einziges Mal bei mir gemeldet.«
    Reeds Nackenmuskeln spannten sich an. »Und sie waren wirklich die ganze Zeit über zu Hause?«
    »Ja. Ich rufe meine Mutter jetzt gleich an.«
    »Gut. Versuchen Sie es immer wieder. Ich habe es bereits probiert und eine Nachricht hinterlassen. Bisher hat sich niemand zurückgemeldet.«
    »O mein Gott, Sie glauben doch nicht, dass etwas passiert ist?«
    »Wahrscheinlich nicht«, beruhigte er sie, obwohl er anderer Meinung war.
    »Ich fahre zu ihnen.«
    »Es wäre besser, wenn Sie in der Nähe Ihres Telefons bleiben würden. Ich verständige gleich meine Kollegen und schicke sie dorthin.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Ja. Außerdem bin ich selbst schon auf dem Weg.«
    »Und Sie sagen Mom, dass sie mich anrufen soll, oder Sie tun es selbst, ja?«
    »Ja.« Er beendete das Gespräch und trat kräftig aufs Gas. Er hatte die vornehme Wohngegend mit den riesigen Grundstücken, wo Richter Ronald Gillette wohnte, schon fast erreicht. Der Verkehr floss nur spärlich, die Straßen waren düster. Der heftige Regen klatschte gegen die Windschutzscheibe und verwischte das rote Glühen der Heckleuchten vor ihm.
    Er bog in die Zufahrt ein, und als er Nikkis Mietwagen vor der Garage parken sah, deren Tor weit offen stand, krampfte sich sein Herz zusammen. Im Strahl seiner Scheinwerfer erkannte er zwei Fahrzeuge in der Garage, einen Mercedes älteren Baujahrs und ein schnittiges BMW-Cabrio. Doch Haus und Garage waren nicht beleuchtet. Aus keinem Fenster des schönen alten Hauses drang ein Lichtschein, nicht einmal die Lampe auf der Veranda brannte. Die übrigen Häuser an dieser Straße waren durch Zäune, Hecken, dichtes Gebüsch und weite Rasenflächen voneinander getrennt.
    Was er sah, behagte Reed nicht. Ganz und gar nicht. Er wählte Morrisettes Handynummer und erklärte, was er vorgefunden hatte. Blitze zuckten am Himmel, der Donner grollte.
    »Um Himmels willen, Reed, warte auf Verstärkung«, befahl Morrisette. »Das könnte eine Falle sein. Wahrscheinlich weiß Chevalier, dass wir ihm auf den Fersen sind.«
    »Ich gehe ins Haus.«
    »Ausgeschlossen. Tu’s nicht. Wir sind in knapp zehn Minuten zur Stelle.«
    »Besser in fünf Minuten.« Er legte auf. Im krassen Gegensatz zu dem, was er in der Ausbildung gelernt hatte, folgte er seinem Instinkt. Immerhin bestand die Chance, dass sich Nikki im Haus befand. Er war entschlossen, sie zu finden. Als er sich dem Gebäude näherte, flammten keine Bewegungsmelder auf. Kein Gesicht erschien hinter einem Fenster. Nicht ein Geräusch ertönte aus dem dreistöckigen weißen Haus mit den grünen Fensterläden. Reed straffte die Schultern, schlich durch die Garage und stieß die Tür zum Vorraum der Küche auf. »Polizei!«, brüllte er. »Lassen Sie die Waffen fallen!«
    Aus der Ferne hörte er das Heulen einer Polizeisirene, doch im Haus blieb es still wie in einer Gruft. Und absolut finster.
    Das Blut rauschte ihm in den Ohren, er betätigte den Lichtschalter. Der Vorraum zur Küche war plötzlich hell erleuchtet. Kein Mensch. Kein Geräusch. Er atmete tief durch, dann bewegte er sich schnell. Und leise. Zwei Schritte bis zur Wand. Er griff um den Rahmen der offenen Tür herum und knipste eine weitere Lampe an. Jetzt lag auch die Küche in

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