Ewig sollst du schlafen
darüber. Sie schrie auf vor Schreck. In einer Hand hielt er eine Spritze. In der anderen ein blutiges Jagdmesser. Der Grabräuber!
Als sie ihn erkannte, wurde sie von Panik ergriffen. »Wo ist meine Mutter?«, fragte sie und wich zurück. Ihr Puls raste. Keine Antwort. Nur ein befriedigtes Glimmen in seinen Augen.
»Wenn du ihr was angetan hast, bringe ich dich um, du elender Dreckskerl«, zischte sie und trat noch weiter zurück. Im Waffenschrank standen geladene Gewehre, in der Küche befanden sich Tranchiermesser. Das Telefon lag nahezu in Reichweite auf dem Tisch. Nur noch drei Schritte.
»Du bist dran, Nikki«, sagte er mit einem kalten, höhnischen Lächeln.
Ihr Blick fiel erneut auf das Blut. So viel Blut… Stammte es wirklich von ihrer Mutter? Sie konnte nicht vor ihm davonlaufen. Er würde sie packen, noch bevor sie zwei Schritte getan hatte. Irgendwie musste sie ihn besiegen, ihn überlisten. Sie wandte sich um, als wollte sie flüchten. Er sprang sie an, die beiden Waffen fest in den Fäusten. Unverzüglich duckte sie sich, drehte sich auf einem Fuß und riss den anderen hoch. Ihr Stiefel traf ihn in den Weichteilen. »Uuuuh!« Aufheulend ging er in die Knie. Klappernd fiel das Messer zu Boden, doch er hob es flink wieder auf und ließ die Spritze nicht los. Nikki trat erneut zu, zielte auf seine Nase, doch er bog blitzschnell den Kopf zurück, und der Absatz ihres Stiefels erwischte seine Wange. »Miststück!«, brüllte er, ließ die Spritze fallen und haschte nach ihrem Fuß. Als sie schnell loslief, kratzten seine Finger über das Leder. Im Vorbeieilen schnappte sie sich das Telefon.
Im nächsten Augenblick war er wieder auf den Beinen und stürzte sich auf sie. Sie drückte die Taste mit der ersten Ziffer des Notrufs, riss ein gerahmtes Foto von der Wand und schleuderte es ihrem Verfolger entgegen. Sie drückte die zweite Ziffer und die dritte, hastete aus dem Haus und die zwei Stufen zur Garage hinunter. »Hilfe!«, schrie sie keuchend in den Hörer. »Ich werde verfolgt! Vom Grabräuber.
Meine Mutter ist verletzt. Das Schwein hat meinen Vater umgebracht. Schicken Sie jemanden nach …« Doch das Telefon war tot, war zu weit von der Basisstation entfernt. Verflucht! Ihre Schlüssel! Wo zum Teufel waren ihre Schlüssel? Sie kramte wild in ihrer Tasche und fand den einzelnen Schlüssel für ihren Mietwagen. Der Kerl war in der Garage, mit wutverzerrtem Gesicht rannte er taumelnd hinter ihr her. Nikki warf sich auf den Fahrersitz des Mietwagens, schlug die Tür zu und verriegelte sie mit zitternden Fingern. Dir Handy, wo war es?
Er sprang vor und hämmerte gegen die Scheibe. Sie sah sein blutverschmiertes Gesicht durch das Glas und schob verzweifelt den Schlüssel ins Zündschloss. Der Motor sprang an.
Er war nur Zentimeter von ihr entfernt. Lediglich eine dünne Glasschicht trennte sie von ihm.
Sie legte den Rückwärtsgang ein, gab Gas, blickte in den Rückspiegel und sah einen Pick-up, einen riesigen Lastwagen, der ihr im Weg stand. Nein! Sie trat auf die Bremse. Offenbar hatte er in der nächsten Gasse auf sie gewartet, mit abgedunkelten Scheinwerfern. Während sie das Haus ihrer Eltern inspizierte, war er dann beinahe geräuschlos hinter ihren Wagen gerollt.
Sie fand ihr Handy und ergriff es. Vielleicht war noch ein letztes Restchen vom Akku übrig. Sie hörte ein Klirren!
Nachdem die Scheibe an der Fahrerseite geborsten war, regneten die Glassplitter auf sie herab.
Nikki schrie und fuhr hoch, doch es war zu spät. Sie bemerkte die Nadel erst einen Sekundenbruchteil, bevor sie erbarmungslos ihre Schulter traf. »Du kommst nicht davon«, sagte er mit eisiger Ruhe. Ein boshaftes Lächeln trat auf sein blutverschmiertes Gesicht, und seine Augen glitzerten grausam. Sie schrie aus Leibeskräften.
Versuchte, sich durch das zersplitterte Fensterglas zu wehren.
Doch es war sinnlos.
Sie konnte sich kaum noch rühren. Die Wagentür wurde geöffnet, und dann war er neben ihr, fuchtelte bedrohlich mit dem blutigen Messer vor ihrem Gesicht herum, dem Zeugnis für seinen soeben begangenen Mord. Flüchtig dachte sie an ihre Mutter, an ihren Vater, an ihre Geschwister und an Pierce Reed. Dann wurde es dunkel um sie herum.
29. Kapitel
R eeds Panik steigerte sich mit jeder Minute, die verstrich. Er war zu Nikkis Wohnung gefahren: keine Spur von ihr. Auch nachdem er den schwerfälligen Vermieter Fred Cooper überredet hatte, ihn in ihre Wohnung zu lassen, war er keinen Schritt weiter. Alles sah
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