Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
was wir unter ihren Fingernägeln gefunden haben.« Der Gerichtsmediziner legte eine Pause ein, doch Reed spürte, dass noch etwas folgen würde. »Sonst noch was?«
    »Ja. Da ist noch eine Sache, diese Marx betreffend, die Sie meines Erachtens wissen sollten.«
    »Ich höre.« Reed ahnte, dass ihm schlechte Nachrichten bevorstanden. Sehr schlechte. Seine Finger umklammerten den Hörer.
    »Sie war schwanger.«
    Reed sog scharf den Atem ein. »Schwanger?«
Nein!
    »In der elften, vielleicht zwölften Woche.«
    Reed rührte sich nicht. Sein Atem setzte einen Herzschlag lang aus.
    »Könnte als Motiv infrage kommen.«
    »Aha«, stieß er mühsam hervor, und das Blut rauschte ihm in den Ohren. Bobbi schwanger? Im dritten Monat? Sein Mund war wie ausgedörrt. Seine Gedanken schweiften ab. Er sah sie vor sich, in dem Hotelzimmer auf der Insel. Durchsichtige Vorhänge bauschten sich in der Brise, die nach Meer roch. Sah ihr zerzaustes Haar, ihre Stupsnase, die Augen verhangen vor Verlangen. »War es schön für dich?«, gurrte sie, und ihr Körper glänzte noch vor Schweiß. »Denn wenn nicht, Schätzchen, können wir es noch einmal versuchen.« Sie knabberte an seinem Ohr. Verspielt wie immer und unverhohlen sinnlich. Das alles war ihm unter die Haut gegangen. Es war noch früh im September … ein freies Wochenende. Er hatte durchs offene Fenster über die Bucht hinweg blicken können, auf der Segelboote übers ruhige Wasser schossen, mit bunten Segeln vor einem unglaublich blauen Himmel.
    »Wir werden die Leichen röntgen und öffnen, während die Laborarbeit erledigt wird«, sagte St. Claire und riss ihn aus seinen Erinnerungen. »Und wir versuchen, die andere Leiche zu identifizieren.«
    »Gut.« Reed hörte kaum noch zu. »Schicken Sie mir den Bericht.«
    »Mach ich.« St. Claire beendete das Gespräch, und Reed legte den Hörer auf die Gabel. Er drehte den Kopf und blickte aus dem Fenster, wo eine Straßenlaterne gespenstisches Licht verströmte. Er bemerkte, dass es angefangen hatte zu regnen, die Straße glänzte nass. Eine dunkle Gestalt – kaum mehr als ein Schatten – huschte über die Straße. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, und der Schatten war fort. Vielleicht hatte er ihn sich nur eingebildet. Oder jemand hatte es eilig, dem Regen zu entkommen, der jetzt in dicken Tropfen fiel. Zum Teufel noch mal, es bestand durchaus die Möglichkeit, dass Bobbi Marx’ Ungeborenes sein Kind war. Irgendein perverses Schwein hatte nicht nur Bobbi umgebracht, sondern auch den Fötus. Warum? Und wer?
    Hatte derjenige sie getötet, weil sie schwanger war, oder war das Zufall?
    Zwei in eins, eins und zwei.
    Zwei in eins
 – Himmel, hatte der Mörder das gemeint? Dass er zwei Leben mit einem Streich ausgelöscht hatte? Reed biss so fest die Zähne zusammen, dass es wehtat. Er warf einen Blick auf seine Digitaluhr. Rote Ziffern leuchteten an seinem Handgelenk.
Ticktack, der Zeiger geht weiter.
    Ein Hinweis. Das musste ein Hinweis sein. Ein Wettlauf gegen die Zeit … und der andere Brief…
Eins, zwei, die ersten paar. Hör sie schreien, horch, wie sie sterben.
Offenbar spielte das widerliche Schwein auf die Opfer an. Dass diese nur die ersten … die ersten paar waren. Wie viele würden noch folgen? Würde er sie kennen? Hirn war übel, und ihm wurde klar, dass dies eine Verhöhnung war, wahrscheinlich geschrieben, als Bobbi noch lebte.
    Der Mörder war stolz auf seine Tat. Wollte sich damit brüsten. Reed fragte sich, ob noch Zeit gewesen wäre, Bobbi vor diesem höllischen Tod zu retten. Vielleicht wenn er, Reed, klüger gewesen wäre …
    Nein, das war ausgeschlossen … Als er den Brief bekam, war sie bereits lebendig begraben. Im Bewusstsein seiner Machtlosigkeit ballte er die Hände zu Fäusten. Der Brief war an ihn adressiert. Was immer hier vorging, es war eine persönliche Angelegenheit. Zwischen dem Mörder und ihm. Plötzlich überkam Reed das Verlangen nach einem Drink. Einem starken Drink.
Zwei in eins, eins und zwei.
Was zum Teufel sollte das genau bedeuten? Was es auch heißen mochte, es war bestimmt nichts Gutes.

5. Kapitel
    R eed hatte nicht auf ihre Anrufe reagiert. Nikki hatte im Laufe von drei Tagen vier Nachrichten für Reed auf der Polizeiwache hinterlassen. Der Detective hatte es nicht für nötig gehalten zurückzurufen. Sie hatte sogar ein paar E-Mails geschickt, ohne Ergebnis. Der Mann ging ihr aus dem Weg, so viel war klar. Sie trank ihren Kaffee aus und goss den Satz in die

Weitere Kostenlose Bücher