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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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recht jetzt, da Tom Fink ihr grünes Licht gegeben hatte. Wer wusste schon, wie lange ihre Glückssträhne anhielt? Sie ignorierte das Schild, das die Gäste aufforderte zu warten, bis ihnen ein Platz zugewiesen wurde. Sie steuerte einfach auf Reeds Nische zu und nahm ihm gegenüber Platz. Er hob nicht einmal den Kopf. »Detective Reed?« Sein Blick wanderte von der aufgeschlagenen Zeitung herauf zu ihrem Gesicht. Er verzog keine Miene. Der Blick seiner hellbraunen Augen war abschätzend. »Ich kann mich nicht erinnern, Sie hierher eingeladen zu haben.«
    »Ich weiß. Ich habe versucht, Sie auf der Wache zu erreichen, aber Sie haben mich nicht zurückgerufen.«
    »Ich hatte zu tun.«
    »Natürlich. Aber ich will Ihnen nur ein paar Fragen stellen.« Sie griff in ihre Handtasche und suchte nach ihrem Rekorder und dem Notizblock. Sie drückte die Aufnahmetaste und rechnete fast damit, dass Reed die Hand ausstreckte und das Gerät wieder ausschaltete.
    Er zog eine dunkle Braue hoch. »Sie wollen ständig Fragen stellen.«
    Sie überging die Bemerkung und preschte vor. »Sie sind nach Dahlonega gefahren.«
    »Sie auch.«
    Also hatte er sie gesehen. Damit hatte sie nicht gerechnet. »Ja, ich arbeite an der Story.«
    »Tatsächlich?« Seine Stimme war fest, enthielt nicht die Spur von Belustigung. »Ja, und –« Die Kellnerin, eine große, schlanke, knapp über Zwanzigjährige mit Locken wie Nicole Kidman und einem Namens schildchen, das sie als Jo auswies, kam an den Tisch und wollte ihre Bestellung aufnehmen. »Haben Sie schon gewählt?«, fragte sie und lächelte strahlend. Rasch zupfte Nikki die Speisekarte aus ihrem Versteck zwischen einem Ketchupbehälter aus Plastik und einem Sirupspender aus Metall.
    Jo hob die dampfende Kaffeekanne in ihrer Hand ein Stückchen hoch. »Normal oder ohne Koffein?«
    »Normal«, antwortete Nikki automatisch. Jo stülpte eine von den bereitstehenden Tassen um und füllte sie.
    »Das Übliche«, sagte Reed. Eine Zornesfalte stand auf seiner Stirn. »Nummer vier. Schinken, die Eier weich, Weizentoast und Haferbrei. Scharfe Soße bitte.«
    »Hab alles notiert. Und Sie?« Jo richtete ihre rehbraunen Augen auf Nikki.
    »Nur Kaffee, ach ja, und ein Stück Pecannusskuchen.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    »Wollen Sie Eis zum Kuchen?«
    »Nein, danke.« Nikki hatte eigentlich gar keinen Hunger, wollte nichts außer einem starken Kaffee, doch sie benötigte dringend einen Grund zu bleiben. Sonst würde Reed sie mit Sicherheit in die Wüste schicken, und zwar schnell. Dass er sie in den ersten dreißig Sekunden ihrer Unterhaltung noch nicht angeschnauzt hatte, war ein Rekord. »Bin gleich zurück«, versprach Jo, ohne sich etwas zu notieren, und ging geschäftig weiter zum nächsten Tisch. »Also.« Nikki stellte ihren Rekorder auf den Tisch. Reed warf einen spöttischen Blick auf das Gerät. »Ich erzähle Ihnen nichts über den Fall in Lumpkin County oder über irgendwelche anderen Ermüdungen, die gerade anliegen, nur damit Sie Bescheid wissen.« Er hob seine Tasse und bückte Nikki über den Rand hinweg an. »Sie sollten sich den Kuchen gleich für unterwegs einpacken lassen.«
    »Ich möchte nur ein paar Hintergrundinformationen.«
    »Hab ich nicht.«
    »Aber –«
    »Die Polizeibehörde gibt Statements für die Presse ab. Das Büro des Sheriffs in Lumpkin County und der FBI womöglich ebenfalls. Darauf sollten Sie warten, wie alle anderen auch.«
    »Der FBI ist hinzugezogen worden?«, fragte sie, und ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Wenn das der Fall war … »Noch nicht.« Er trank einen großen Schluck Kaffee. »Aber es ist abzusehen.«
    »Ich habe gesagt ›womöglich‹.«
    Sie ließ sich nicht überzeugen. »Vielleicht wollten Sie mir einen Tipp geben.«
    Er lachte hämisch, und in seinen Augenwinkeln erschienen Fältchen, die seine kantigen Züge jedoch kein bisschen weicher machten. »O ja, genau das wollte ich.« Er sah sie direkt an. »Aber nicht nur einen. Ich möchte unbedingt die durchlässige Stelle in der Behörde sein und alles, was wir finden, gleich an Sie weitergeben, damit es dann in der Zeitung steht und der Mörder immer genau weiß, was wir gegen ihn in der Hand haben. Und jeder andere Spinner, der mal groß rauskommen und sich mit einem Verbrechen brüsten will, das er nicht begangen hat, weiß es dann auch. Sie würden staunen, wenn Sie auch nur ahnten, wie viele Schwachköpfe nach dieser Art von Beachtung lechzen. Sie alle auszusortieren würde die Polizei

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