Ewig sollst du schlafen
dass durch die neuen Schlösser »unerwünschte Freunde garantiert draußen« blieben.
»Danke«, sagte sie, schenkte dem Mann ein Lächeln und hastete die Treppe hinauf. Bevor sie den Schlüssel in das neue Schloss schob, zögerte sie kurz, doch dann machte sie die Tür auf, und ihre gemütliche kleine Wohnung war so, wie sie sie verlassen hatte. Das glaubte sie zumindest. Jennings sprang behände vom Küchentresen und strich ihr um die Beine. Sie nahm sich noch etwas Zeit, um ihn zu streicheln, ihm frisches Futter zu geben und sich umzuziehen. Dann rief sie Cliff Siebert auf seinem Handy an und erklärte ihm, dass sie sich ein wenig verspäten könnte. Sie hatte leichte Gewissensbisse, weil sie die Katze schon wieder allein ließ, aber das war nun mal nicht zu ändern. Sie schloss die Tür sorgfältig hinter sich ab und lief die Treppe hinunter. In fünf Minuten begann der Kurs in der Sporthalle. Unglücklicherweise dauerte die Fahrt zwanzig Minuten.
14. Kapitel
D as war’s für heute Abend. Danke.« Jake Vaughn verbeugte sich, klatschte in die Hände, richtete sich auf und lächelte die Kursteilnehmer an. Nikki, schweißüberströmt, spürte Muskeln, von denen sie gar nicht gewusst hatte, dass es sie gab. Sie war mit zehn Minuten Verspätung zum Kickboxen gekommen und hatte die Dehnübungen versäumt, trotzdem aber noch einen Platz neben Simone ergattert, die während des Trainings unablässig den Kursleiter beäugte.
»Du bist echt peinlich«, sagte Nikki und wischte sich mit einem Handtuch das Gesicht ab. Die übrigen Kursteilnehmer sammelten ihre Sachen ein und verließen die Sporthalle mit dem glänzenden Holzfußboden, der hohen Decke und den Basketballkörben. »Findest du?« Simone lachte. Sie hatte ihr Haar auf dem Kopf zu einem lockeren, scheinbar lässigen Knoten zusammengefasst, der, um ihn so perfekt hinzukriegen, nach Nikkis Meinung mindestens eine halbe Stunde Zeitaufwand erforderte. Ihre Haut hatte einen natürlichen Goldton, ihre Wangen waren gerötet vom harten Training oder aufgrund von Jakes Nähe – da war sich Nikki nicht ganz sicher. »Ich hätte nie gedacht, dass dir irgendwas peinlich sein könnte«, fügte sie hinzu und tupfte sich mit den Zipfeln des Handtuchs, das sie sich um den Nacken gelegt hatte, die Stirn ab. »Da irrst du dich.«
»Dann mach dich auf eine weitere Peinlichkeit gefasst.«
Nach einem herausfordernden Blick in Nikkis Richtung ging Simone kühn auf Jake zu, der seine Sportausrüstung gerade in einer Nike-Nylontasche verstaute. Nikki hörte nicht, was die beiden redeten, vermutete jedoch, dass Simone Jake einlud. Er lächelte breit, nickte, schüttelte dann den Kopf. Gab Simone einen Korb. Was war los mit dem Kerl? Simone sah einfach umwerfend aus in ihrem Trikot und den knappen Shorts. Jake
musste
einfach schwul sein. Und genau deshalb interessierte sich Simone für ihn. Sie fühlte sich immer zu unerreichbaren Männern hingezogen – entweder verheiratet, frisch geschieden oder sonst irgendwie emotional gestört. Doch dies war das erste Mal, dass sich Simone für jemanden erwärmte, den sie körperlich kalt ließ. Ein böser Dämpfer für ihr Ego. Dabei hatte der Kerl vermutlich einfach kein Interesse an Frauen. Nikki legte sich das Handtuch um den Nacken, und Simone kam auf sie zu. »Er hat schon was vor«, berichtete sie. Ihre gute Laune hatte einer gewissen Verwirrung Platz gemacht. Sie zog die dunklen Brauen zusammen und presste die Lippen aufeinander. »Er ist schwul.«
»Das weißt du doch gar nicht.«
»Wetten?«
Simone seufzte theatralisch. »Nein! Die Wette ist mir zu doof. Aber wenn Jake schon nicht mitkommt, wie wär’s mit dir? Gehen wir essen?«
»Ich liebe es, die zweite Wahl zu sein«, spöttelte Nikki. »Also wirklich, Nikki, das ist unfair. Du lässt mich ständig wegen irgendwelcher Leute sitzen, und meistens handelt es sich dabei nicht mal um einen süßen Typen, sondern nur um« – sie zeichnete Gänsefüßchen in die Luft – »irgendeinen total wichtigen Auftrag.«
»Ja, ja, ich habe verstanden. Ich bin eine Lusche.« Nikki warf einen Blick auf die Uhr. In knapp einer Stunde war sie mit Cliff verabredet.
»Genau. Aber du kannst es wieder gutmachen. Und beschwer dich nicht darüber, dass du meine zweite Wahl bist. Außerdem musst du ohnehin was essen. Bei Schrimps und Pommes kannst du mich davon überzeugen, dass Jake nichts für mich ist.«
»Ich dachte, du wolltest was vom Grill.«
»Ja, aber ich dachte auch, dass ich Jake
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