Ewig
wo …«
»Ich hab gesagt, unterbrechen Sie mich nicht. Hören Sie zu. Pater Johannes ist weg, von einer professionellen Truppe aus der Sicherheitsverwahrung im Allgemeinen Krankenhaus einfach auf einer Bahre rausgerollt. Dieser verdammte Orden ist überall und es würde mich nicht wundern, wenn er den jungen Pater auch auf dem Gewissen hat und mich auch gleich mit einem Schlag loswerden wollte. Aber da müssen sie tiefer in die Trickkiste greifen. Hier laufen alle wie in einem aufgescheuchten Ameisenhaufen herum und haben keine Ahnung, worum es überhaupt geht. Und glauben Sie mir eines, Wagner, von mir werden sie die Antworten auch nicht bekommen.« Die Leitung war kurz stumm und Wagner glaubte schon, Berner habe aufgelegt. Aber dann war er wieder da.
»Friedrich zieht die Fäden, Wagner, auch wenn er schon fünfhundert Jahre lang tot ist. Wir stehen da, wo er will und wir laufen dann, wenn er uns lässt. Alles, was sich in den letzten Tagen ereignet hat, geschah nur wegen ihm und seinem Geheimnis. Und noch etwas, ich habe den Verdacht, dass dieses Geheimnis etwas sehr Aktuelles ist, etwas, das diese Welt aus den Angeln heben könnte. Ich war heute bei den Chinesen und ich sage Ihnen, die sind bis über ihre gelben Ohren …« Im Hintergrund wurden Stimmen laut und dann war die Leitung tot. Berner hatte aufgelegt.
Als Wagner sich nach Georg Sina umdrehte, hörte er leises Schnarchen vom Fußboden. Er ließ seinen Freund schlafen, warf den Laptop an und stellte schließlich seufzend den Wecker auf 04:00 Uhr früh, bevor er sich auf dem Sofa ausstreckte und Sekunden später eingeschlafen war.
Kapitel 8 – 15.3.2008
Eurocity 358 Wien–Dresden
D er Schnellzug war pünktlich um 5:58 Uhr aus dem Wiener Südbahnhof gerollt und kaum eine Minute früher hatten Sina und Wagner es in ihr Abteil geschafft. Es war leer, überheizt und roch nach Bremsstaub und süßer Limonade. Sina schnüffelte und verzog das Gesicht.
»So etwas schlägt sich bei mir immer sofort auf den Magen«, meinte der Wissenschaftler schlecht gelaunt.
Wagner seufzte theatralisch und ließ sich in den weichen Sitz fallen. »Zusätzlich zu dem, was sich gestern auch noch auf deinen Kopf geschlagen hat, ergibt das eine explosive Mischung, Herr Professor. Du hast gestern drei Flaschen Rotwein vernichtet.«
»Wir haben«, korrigierte Sina nachsichtig.
»Falsch, du hast«, erwiderte Wagner beharrlich, »meine drei hab ich gar nicht mitgezählt.«
Georg Sina schaute seinen Freund erschrocken an. »Kaum bin ich wieder mit dir zusammen, reißen die alten Gewohnheiten ein. Kein Wunder, dass es mir so schlecht geht. Mit unserem Restalkohol könnten wir noch eine Party schmeißen.«
»Dafür habe ich uns eigentlich ganz gut zum Bahnhof gebracht«, gab Wagner zu bedenken, »abgesehen von den paar Randsteinen und Straßenbegrenzungen, an denen wir entlanggeschrammt sind.« Er musste über Georgs entsetztes Gesicht lachen. »Ach was, glaub nicht alles, was ich am frühen Morgen erzähle. Du hast jedenfalls während der Fahrt noch tief geschlafen.«
Sina nickte. »Und genau das werde ich jetzt fortsetzen, und zwar hingebungsvoll.« Der Wissenschaftler sah sich im leeren Abteil um. »Kann man die Schiebetür absperren? Wenn nicht, dann sollten wir abwechselnd wach bleiben. Ich möchte gerne auch wieder aufwachen … Hast du eigentlich eine Waffe aus deinem Safe mitgenommen?«
Wagner schüttelte den Kopf. »Wir fahren ins Ausland, Georg. Das wäre eher kontraproduktiv, weil höchst illegal.«
»Lieber illegal als tot«, grummelte Sina, verschränkte die Arme und lehnte sich genussvoll in die Polster zurück.
»Sollten wir nicht zuerst das Pergament entziffern und dann schlafen?«, gab Wagner zu bedenken.
Sina winkte ab und öffnete nicht einmal die Augen. »Das machen wir, bevor wir ankommen oder überhaupt erst an Ort und Stelle, das wird schon nicht so schwer sein«, beschloss er lässig.
»Das klingt aber ganz anders als gestern Abend, als ein mir bekannter Professor nach dem Lesen feststellte, er verstehe kein Wort«, erinnerte ihn Wagner.
»Da war der dir bekannte Professor auch voll wie eine Haubitze und seine grauen Zellen lagen im Koma«, feixte Sina, »und jetzt lass mich bitte schlafen. Wenn wir das Rätsel heute lösen wollen, dann brauche ich einen klaren Verstand und keine Alkoholnebel.«
Wagner schaute aus dem Fenster auf die vorbeiziehende niederösterreichische Hügellandschaft, über der langsam der Morgen dämmerte. Er fragte sich, ob
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