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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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Dachboden meiner Großeltern gelegen, haben irgendeinem Vorfahren von mir gehört. Mein Großvater hat erzählt, irgendein Wagner hatte sie in grauer Vorzeit von seinem Ziehvater geschenkt bekommen. Ich hab sie behalten, weil ich mir dachte, die machen sich gut in einem Glasschrank.« Paul war ganz und gar nicht beeindruckt. »Willst du sie haben? Ich häng nicht dran, ich schenk sie dir gerne!«
    »Nein, die gehören dir. Aber lass uns das ausfechten! Ich fordere dich hiermit zum Duell!«, rief Sina und drückte dem Reporter eine Figur in die Hand.
    »Bitte, was willst du von mir?«
    »Lass uns ein Turnier mit Lanzen austragen! Der Staub des Bodens und die Schande der Niederlage für den Verlierer!«, tönte Sina theatralisch und gab seiner Figur einen Stoß, dass sie laut gegen Pauls Ritter knallte. Beide Statuen blieben im Sattel. Der Wissenschaftler seufzte enttäuscht.
    »Das, mein Freund, war mehr als unfair gekämpft!«, entrüstete sich Wagner und packte seinen Ritter. »Los! Ich fordere Revanche und Genugtuung für erlittene Schmach, Sir Hinterhältig!«
    Beide nahmen ihre Figuren in die Hand und knieten sich gegenüber auf den Boden. »Bereit?«, knurrte Paul.
    »Bereit, Sir Dümpelfried!«
    Gleichzeitig schnellten diesmal die Ritter aufeinander zu. Sie stießen so hart aufeinander, dass eine der Figuren zerbrach. Paul warf beide Arme in die Luft und rief: »Ha! Gewonnen! Hab ich dich erledigt, mein Großer! Die Feder ist mächtiger als das Schwert! Friss den Staub, Sir Hinterhältig!«
    »Moment!«, unterbrach Sina Wagners Freudentaumel. »Da guckt etwas heraus. Es ist … Es ist ein Zettel. Vielleicht eine Botschaft?«
    »O nein. Vielen Dank! Mit Rätseln sind wir bedient bis ins nächste Jahrzehnt. Wirf den Wisch einfach weg, ich will ihn gar nicht sehen«, rief Wagner und hielt sich verzweifelt die Augen zu. Aber Sina hatte das winzige Pergament schon entrollt und las laut vor:
     
    »Wo in Chemnitz einst das trutz’ge Schloss gestanden,
    Wo nunmehr auch die schwarzen Brüder schweigen,
    Sich an der Pforte Rosen um St. Mariens Bildnis wanden,
    Sollst Du vor Kaiser Lothar Dich verneigen,
    So viel gerühmt in unsren Sachsen-Landen.
    Dann sollst Du frech der Kaiserin den Rücken zeigen.
    So blickst Du wohin niemals Phoebus Wagen fährt,
    Nun geh nach Leipzig wohl tausend Schritte,
    Nicht am Grund, sondern wie’s der Rabe lehrt,
    Dort findest Du in des Dornenstrauches Mitte,
    Dr. Fausti Hoellenzwang ganz unversehrt.
     
    Doch gib nur Acht, der Preis ist hoch,
    Was Engel zeugt, das bringt den Tod.
    Am End ist oben unten.
    Da die Engel herrschend, und dort die Himmel leer.«
    Georg Sina kratzte sich am Kopf, dann grummelte er: »Ich versteh kein Wort. Ist da wirklich der berühmte Faust gemeint?«
    Wagner verdrehte die Augen und versuchte in einer der Flaschen noch etwas Rotwein aufzutreiben. »Ich sag dir ja, tu den Zettel weg. Verstecke ihn irgendwo, wo ich ihn nicht finde. Und wenn ich dich danach frage, dann weißt du gefälligst nicht, wovon ich spreche, bis wir unser aktuelles Rätsel gelöst haben. Dann erst darfst du mir damit kommen … Nicht früher!«, drohte Wagner mit erhobenem Zeigefinger, richtete sich schwankend auf, trottete zum Küchenblock, überlegte es sich und bog ab zu seiner Lederjacke. Er suchte und fand den weißen Umschlag, den Berner ihm gegeben hatte. »Nachdem die Stimmung jetzt sowieso beim Teufel ist, können wir auch gleich lesen, was der gute Mertens uns geschrieben hat, oder nicht?«
    Georg nickte und steckte das kleine Pergament in seine Hosentasche. Wagner riss das weiße Kuvert auf und begann vorzutragen:
    »Vermächtnis … Mein Gott, der trägt aber dick auf.«
    »Ohne Kommentare bitte, wenn es recht ist«, brummte Sina, streckte sich auf dem Boden aus und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    Wagner murmelte etwas Unverständliches, dann begann er zu lesen:
     
    »Vermächtnis
    Wer immer dieses, mein Vermächtnis, finden sollte, der sei hier und jetzt gewarnt, sei drei Mal gewarnt, wie es die Tradition verlangt: Einmal vor der Macht, die korrumpiert und uns vergiftet, einmal vor der Gier, die uns von innen heraus zerfrisst und einmal vor der Sucht, die uns noch dann weitertreibt, wenn alles verloren scheint. Du wirst auf diesem Weg allen dreien begegnen und sie werden Dich vernichten, wenn Du nicht umkehrst.
    Ich war immer ein Suchender, ein Reisender durch die Zeit und Forscher in den Tiefen des Unerforschlichen. Mit dem neuen Jahr hat der Himmel sich über mir

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