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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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General Li Feng hat heute beide Audis mit acht Mann nach Chemnitz mitgenommen. Es sieht ganz so aus, als ob Sina und Wagner noch in der Nacht einen genaueren Hinweis gefunden haben, was den Verbleib der so lange gesuchten Aufzeichnungen von Faust betrifft. Der General hat beschlossen, sich persönlich um die Sache zu kümmern und ist sofort beiden nach Chemnitz nachgereist. Er hat sich sehr früh heute Morgen auf den Weg gemacht.« Der Botschafter schien maliziös zu lächeln oder kam es Gavint nur so vor?
    Diese Ratte, dachte Gavint, als er den Hörer auflegte, diese kleine, miese, chinesische Ratte. Der Südafrikaner war wütend. Li Feng war so erpicht darauf, den gesamten Ruhm für sich zu ernten, dass er alle Vorsichtsmaßnahmen außer Acht ließ. Kein Wort hatte er heute früh gesagt, nicht einmal eine Nachricht für Gavint hinterlassen. Der General hatte sich einfach aus dem Staub gemacht, auf dem Weg zu seinem ganz persönlichen Kreuzzug.
    Gavint verließ den Frühstücksraum und ging auf sein Zimmer. Wenn Wagner und Sina tatsächlich das Buch finden würden, dann wäre Li Feng vor Ort und würde erst den beiden ihren Fund abnehmen und dann den Wissenschaftler und den Reporter einfach liquidieren, überlegte er. Der General käme im Triumphmarsch nach Wien zurück, mit dem »Höllenzwang« in einer Tasche und der sofortigen Beförderung ins Zentralbüro in der anderen. Deshalb war er aus Beijing gekommen, deshalb hatte er in Tibet versucht, im Alleingang das Geheimnis der Drachenkönige an sich zu reißen.
    Aber so leicht wollte es Gavint dem chinesischen Karrieristen nicht machen, ganz im Gegenteil. Li Feng wollte den Alleingang, er und seine Soldaten gegen Wagner und Sina. Viel zu leicht, dachte der Südafrikaner, lächelte und holte sein Notizbuch, das würde dir so passen, du Emporkömmling. Als er das kleine blaue Buch mit den goldenen Jahreszahlen in seiner Manteltasche gefunden hatte, blätterte er vor bis zum »T«.
    »Dann werde ich dafür sorgen, dass du nicht so alleine auf weiter Flur bist«, sagte er leise und suchte eine Nummer heraus, die er schon vor Monaten ausfindig gemacht hatte. Es war eine langjährige Angewohnheit des Südafrikaners, nichts dem Zufall zu überlassen. Er legte Wert darauf, seine Gegenspieler genau zu kennen, in ihre Psyche und ihre Gedanken einzudringen. Das hatte ihm in vergangenen Jahren schon oft das Leben gerettet. »Nur ein blinder Mann rannte in sein Verderben, ein sehender konnte immer noch ausweichen.« Dieser Satz war für ihn zu einem Credo geworden. Gavint wählte und wartete.
    Als nach dem zehnten Läuten endlich jemand den Hörer abnahm, war der Südafrikaner überrascht, dass die männliche Stimme einen leichten amerikanischen Akzent hatte. Trotzdem verlangte er nach Frank Kohout.
    »Am Apparat«, meinte die Stimme vorsichtig und setzte nach »Wer spricht?«
    »Das tut nichts zur Sache, Frank. Wir kennen uns von einer Begegnung vor vielen, vielen Jahren, in einer anderen Welt, auf einem anderen Kontinent und in einer anderen Geschichte. Sie werden sich nicht mehr an mich erinnern, aber das ist auch ganz gut so.« Gavint lachte und als Kohout nichts sagte, fuhr er fort: »Hören Sie mir einfach nur zu, Frank. Danken können Sie mir später. Wagner und Sina sind auf dem Weg nach Chemnitz und ich denke, sie werden bald dort eintreffen. Wann genau, das herauszufinden sollte für Sie nicht schwierig sein, wenn Sie den Fahrplan der Züge aus Wien durchschauen. Die beiden haben Hinweise auf das Buch von Faust, das sein Adlatus nördlich von Chemnitz vergraben hat. Vielleicht kennen sie auch bereits den exakten Platz, ich weiß es nicht. Wie auch immer, General Li Feng von der chinesischen Armee ist seit heute Morgen mit ein paar schwer bewaffneten Elitesoldaten auf dem Weg dorthin und es wäre doch schade, wenn er kampflos an dieses Werk der esoterischen Weltliteratur kommen sollte. Finden Sie nicht auch?«
    Gavint lachte wieder und diesmal war er sich der ungeteilten Aufmerksamkeit seines Gesprächspartners sicher. »Frank, Sie sollten sich schnellstens auf den Weg nach Chemnitz machen, oder Sie werden diesen denkwürdigen Augenblick verpassen …« Mit diesen Worten legte Gavint auf, bevor Kohout seine nächste Frage stellen konnte. Zufrieden steckte er sein kleines blaues Buch ein und beschloss, ein Taxi zu rufen. Es war an der Zeit, ein wenig Verwirrung zu stiften und den Gang der Ereignisse zu beschleunigen.
Auf der Autobahn A93 Regensburg–Hof/Deutschland
    V

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