Ewig
letzter Zeit schwierig zu erreichen«, sagte eine Stimme und Paul erkannte sofort einen seiner wichtigsten Informanten. Er schwieg und wartete.
»Es hat gestern Mittag eine Explosion gegeben, ganz in der Nähe Ihrer Remise. Ein Mercedes mit tschechischem Kennzeichen wurde gesprengt, die ersten Untersuchungsergebnisse deuten auf eine Handgranate hin. Aber die Spurensicherung hat noch etwas anderes gefunden. Nicht weit von dem ausgebrannten Wagen waren Blutspritzer auf einer der Betonplatten.« Der Mann schwieg und Paul überlegte.
»Wie weit weg von meiner Remise?«, fragte er dann.
»In Sichtweite. Ich dachte, das würde Sie interessieren«, schloss der Informant und legte auf.
»Probleme?«, fragte Valerie und bemühte sich, die Geschwindigkeitsbegrenzung auf der schnurgeraden Landstraße einzuhalten.
»Soll ich ehrlich sein?«, fragte Wagner und lächelte gequält. »Seit wir der Geschichte mit dem Geheimnis nachgehen, hören die Probleme nicht auf. Dabei sind wir erst ganz am Anfang.« Er spürte das Kuvert von Mertens mit seinem Vermächtnis in der Brusttasche seiner Lederjacke. »Chemnitz hätte einen schnellen Erfolg bedeuten können, aber es war ein jähes Ende, wie du ja weißt. Und jetzt sind wir wieder da, wo wir vor zwei Tagen aufgehört haben.« Er schaute Goldmann an, die mit einer Hand das Lenkrad festhielt und mit der anderen in ihrer Reisetasche kramte, die auf der Rückbank stand. »Ich möchte wissen, warum du genau zum richtigen Zeitpunkt in dieser Eisarena warst, um unsere Haut zu retten.«
»Vielleicht habe ich einen Tipp bekommen«, versuchte es Valerie lahm.
»Suchst du den?«, fragte Wagner und hielt ein kleines rotes Buch hoch. »Ein Diplomatenpass ausgestellt vor vier Tagen in Tel Aviv auf Major Valerie Goldmann. Ich habe ihn neben dem Sitz gefunden, als ich die Patronenhülsen aufgesammelt und im Wagen klar Schiff gemacht habe. Lass mich raten. Mossad?«
Valerie nickte stumm. »Eigentlich israelische Armee, abkommandiert.« Sie nahm Paul den Pass ab und steckte ihn in die Reisetasche.
»Kein Wunder, dass du mit einer Uzi so gut umgehen kannst. Sie haben dich als Ein-Mann-Armee geschickt, um uns …« Paul verstummte. »Ja, um uns was, Major Goldmann?«
Valerie schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir nicht sagen, Paul, ich weiß es selbst nicht genau.«
Wagner hörte die Unsicherheit und die Ehrlichkeit in ihrer Stimme. »Ich will es dir sagen, Valerie. Sie haben dich ausgesucht, weil du wie Clara aussiehst, weil du deshalb an uns herankommen kannst, näher als alle anderen. Sie wollten jemanden direkt im Herzen des Geschehens. Nicht von außen beobachten, sondern Informationen aus erster Hand. Deshalb haben sie dich geschickt. Sie sind hinter dem Geheimnis Friedrichs her, wie alle anderen auch. Und du bist ihre beste Waffe in dem Kampf, Major Goldmann.« Valerie schaute geradeaus.
Nach einer Weile bot er ihr an: »Aber du hast uns gestern das Leben gerettet und nachdem ich nicht weiß, was dir deine Vorgesetzten alles gesagt haben, bekommst du jetzt meine Version der Geschichte, von Anfang an.« Er lächelte und lehnte sich im Sitz zurück. »Dann hast du wenigstens etwas nach Hause zu berichten, sollten wir uns nie wiedersehen.«
Der »Pizza-Expresss« bog auf den Parkplatz des Südbahnhofs ein, als Wagner mit seiner Erzählung fertig war. Goldmann hatte nur wenige Fragen gestellt, meist zugehört und war nun in Gedanken versunken. Sie ließ ihn neben seinem Golf aussteigen und Wagner zog seufzend das Strafmandat für Falschparken in der Kurzparkzone hinter dem Scheibenwischer heraus.
»Meine Handynummer hast du, Georg besitzt keine«, meinte Paul zum Abschied. »Aber du weißt auch sonst, wo du uns finden kannst, oder?« Goldmann nickte geistesabwesend, stieg aufs Gas und war auch schon um die Ecke verschwunden, kaum hatte Wagner die Autotür zugeworfen.
In seiner Bibliothek hatte Georg Sina nach kurzer Zeit immer höher werdende Bücherstapel aufgetürmt. Auf der Suche nach den Einzelheiten über Friedrichs Leben, über den ersten Kaiser von China und Oderich von Portenau, der das mögliche Bindeglied zwischen den beiden darstellen könnte, gab es zwar viele Einzelhinweise, aber keine offensichtlichen Verbindungen. Die Historiker hatten bisher den Kometen, den beide Kaiser gesehen hatten, ihr Wissen um das Geheimnis oder die Reise Oderichs in keinerlei Zusammenhang gebracht.
»Wir müssen dort anschließen, wo wir vor Chemnitz aufgehört haben und die Informationen von
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