Ewig
Eddy wieder der Glastüre, die keine fünf Sekunden später offen war. Sofort zog er Berner am Ärmel hinter sich ins Haus, schloss die Tür wieder und klebte eine kleine, grüne Halbleiterplatte mit den Kontakten auf einen der Signalgeber der Alarmanlage.
»Das wäre erledigt, und nun zum Bewegungssensor«, flüsterte Eddy zufrieden und verschwand im Dunkel. Kommissar Berner wagte es nicht, sich zu rühren und erwartete jeden Moment den schrillen Klang eines Alarms, der die Bewohner der umliegenden Häuser aus ihren Betten katapultieren würde. Doch zu seiner Überraschung blieb alles ruhig.
Eine Uhr läutete mit einem Westminster-Gong und Berner schaute aus Gewohnheit auf seine Armbanduhr. Es war genau 22:30 Uhr und der Klang eines vorbeifahrenden Autos wurde lauter und wieder leiser. Dann war es still und nur mehr das Ticken der Uhr war zu hören.
»Schon wieder da, alles erledigt, Sie können gefahrlos auf die Suche nach Ihren Informationen gehen«, kicherte Eddy, als er plötzlich wieder neben Berner stand.
»Die Leute haben nicht übertrieben, du bist wirklich der Beste«, murmelte der Kommissar anerkennend und Eddy lächelte bescheiden in der Dunkelheit. »Ich suche Akten, Aufzeichnungen, Dokumente oder alte Chroniken über den Orden, ich möchte wissen, wer dahintersteckt, was die Aufgabe der Todesengel ist und ich will Namen«, präzisierte Berner. »Schauen wir zuerst, ob es einen Safe gibt. Wenn nicht, dann verschwindest du so schnell wie möglich wieder von hier, Eddy. Es genügt, wenn ich mich in Schwierigkeiten bringe.«
Berner knipste seine Taschenlampe an und schirmte den Strahl mit seiner rechten Hand ab, dann ließ er den dünnen Lichtstrahl über die Wände wandern und pfiff leise durch die Zähne. Wertvolle Antiquitäten füllten den Raum und der Perserteppich, auf dem Berner stand, war mindestens zweihundert Jahre alt. Porträts und große, gezeichnete und kolorierte Stammbäume der Habsburger bedeckten fast den gesamten Platz an den Wänden.
»Das ist nicht gerade, was ich unter einem Bettelorden verstehe«, flüsterte Eddy anerkennend und blieb vor einem barocken goldenen Kelch stehen, der verschwenderisch mit großen Farbedelsteinen besetzt war. Dann begann er hinter jedes Bild zu schauen, fand aber keinen Wandsafe und ging weiter in die nächsten Räume. Berner folgte ihm. Die Villa hatte zwei Geschosse, die durch eine große geschwungene Treppe in der Halle miteinander verbunden waren.
»Schauen wir, ob es ein Arbeitszimmer gibt«, meinte Berner und schickte Eddy nach oben, während er selbst die Räume im Erdgeschoss durchsuchte. Neben der Küche und einem Speisezimmer gab es den Salon, durch den Berner ins Haus gekommen war und eine Bibliothek, die an drei Wänden Platz für hunderte von Büchern bot. Der Kommissar ließ das Licht seiner Taschenlampe über die ledernen Buchrücken gleiten. Neben französischen, italienischen und englischen Titeln standen wertvolle Erstausgaben von Goethe und Schiller. Bevor sich Berner entscheiden konnte, wo er hier mit seiner Suche beginnen sollte, hörte er einen leisen Pfiff. Schnell verließ er die Bibliothek und stieg die Treppe hinauf zu Eddy, der ihn in ein großes Zimmer winkte. Durch die zugezogenen Vorhänge fiel nur ein schmaler Lichtstreifen, aber der Kommissar erkannte einen großen, weißen Teppich mit einem roten sechszackigen Stern. Hinter einem der Ölgemälde, das Eddy abgehängt hatte, war der Safe. Und er stand zur Überraschung Berners weit offen.
»Ich nehme an, es war in Ihrem Sinne, Herr Kommissar«, meinte Eddy leise und deutete auf die Stapel von Dokumenten, die sich in vier Fächern übereinander türmten.
Berner nickte. »So, und jetzt raus hier, Eddy, alles andere ist meine Aufgabe. Wenn ich gehe, ziehe ich einfach nur die Türen zu. Danke für alles, du bist draußen.«
»Wie Sie wollen, Herr Kommissar, der letzte löscht das Licht …« Eddy kicherte und war auch schon in der Dunkelheit verschwunden. Berner zog die Vorhänge ganz zu und knipste eine kleine Lampe mit grünem Glasschirm auf dem Schreibtisch an. Dann nahm er den ersten Stapel Dokumente aus dem Safe und begann zu lesen.
Zwei Stunden später war Berner klar geworden, was für ein unbeugsamer Gegner ihnen gegenüberstand. Die Tempelherren waren mit ausreichend finanziellen Mitteln ausgestattet, die sich seit Jahrhunderten ununterbrochen vermehrt hatten. Kaiser Friedrich hatte gut für den Schutz seines Geheimnisses gesorgt. Er hatte von Anfang an eine
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