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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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den Deutschen konfisziert, in Jungfern-Breschan umbenannt und zum Wohnsitz des Reichsprotektors von Böhmen und Mähren umgewidmet. Der Name Heydrich wird Ihnen nach der Lektüre unserer Unterlagen bestimmt etwas sagen.«
    Berner nickte.
    »Nach dem Krieg fiel es wieder an den tschechischen Staat zurück und wir konnten es erwerben. Seitdem gehört es zu den Besitzungen des Ordens.«
    »Wie auch die Villa in der Agnesgasse in Wien?«, fragte der Kommissar und verwünschte sich dafür, Wagner und Sina nicht von seinem kleinen Besuch bei den Tempelherren informiert zu haben. Niemand würde auch nur die geringste Ahnung haben, wo er die Nacht verbracht hatte und wohin er verschwunden war.
    »Wie eine Anzahl von anderen Stützpunkten in ganz Europa, Kommissar. Im Laufe der Jahre sind unsere Aktivitäten international geworden, wir sind mit der Zeit gegangen und das Geld, das Friedrich uns hinterlassen hat, musste angelegt und verwaltet werden, damit wir unserer Aufgabe nachkommen konnten. Es hat uns unsere Unabhängigkeit garantiert, die Vielzahl von karitativen Projekten in der ganzen Welt ermöglicht und nicht zuletzt hat es das geschützt, wozu es von Anfang an bestimmt war: des Kaisers Geheimnis.«
    Schwester Agnes ging voran über die weitläufige Terrasse und öffnete die Gartentüre des Barockschlosses. »Und was den Hubschrauber betrifft, so borgen wir ihn uns bei Bedarf vom Hersteller aus, der hier in unmittelbarer Nähe seinen eigenen Flughafen hat und dessen Hauptaktionäre wir sind. Sie sehen, wir vergeuden keine Mittel.«
    Die zierliche Frau nahm Berner die Handschellen ab und wies auf eine kleine Sitzgruppe, die nahe am Fenster einen Blick über den Park bot.
    »Nehmen Sie bitte Platz, Kommissar, und genießen Sie die Aussicht. Ich werde uns Kaffee und ein kleines Frühstück bringen lassen, wenn es Ihnen recht ist. Und versuchen Sie nicht zu fliehen, das Schloss ist gut bewacht und Sie würden nicht weit kommen, glauben Sie mir.«
    Berner nickte resigniert und sah sich in dem großzügigen Gartenzimmer um, dessen Wände mit Tapisserien und Jagdszenen aus allen Epochen geschmückt waren.
    Schwester Agnes bemerkte seinen Blick. »Dieses Haus hat eine sehr wechselhafte Geschichte, aber die Jagd stand dabei meist im Vordergrund. Im Jahr 1909 kaufte es der österreichische ›Zuckerbaron‹ Ferdinand Bloch-Bauer und brachte seine Kunst- und Jagdtrophäensammlung hier unter. Was Sie sehen, sind die Stücke, die nach der deutschen Besetzung noch da waren. Schauen Sie sich die Bilder in aller Ruhe an, ich bin gleich wieder zurück.«
    Damit verließ sie den Raum und Berner war allein. Als er ans Fenster trat, um den Blick über den Park zu bewundern, sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung. Ein Mann in Schwarz mit einem Schnellfeuergewehr im Arm war auf die Terrasse getreten und überwachte die Vorderfront des Schlosses. Der Kommissar zündete sich eine Zigarette an und suchte vergeblich nach einem Aschenbecher. Schließlich versenkte er das Streichholz in einer Blumenvase, die übervoll mit Tulpen und Narzissen den Frühling heraufbeschwor.
    Keine zwanzig Minuten oder drei Zigaretten später betrat Schwester Agnes wieder den Salon, gefolgt von einem weiteren Mann in Schwarz, der auf einem silbernen Tablett Kaffee, Butter, Marmelade und ein Sortiment von Brot und Gebäck servierte. Lediglich die Pistole im Schulterhalfter wollte nicht ganz zu seiner Rolle als Butler passen. Agnes wirkte wie eine Gastgeberin, die es ihrem Besucher an nichts fehlen lassen wollte.
    »Ihr Zimmer ist vorbereitet, wenn Sie sich nach dem Frühstück zurückziehen wollen, dann darf ich Sie nach oben begleiten. Es gibt genug Lesestoff und einen Fernseher, Sie werden sich also bestimmt nicht langweilen. Ich muss leider wieder nach Wien zurück und kann Ihnen nicht Gesellschaft leisten.«
    »Wie lange wollen Sie mich hier festhalten?«, fragte Berner Schwester Agnes.
    »Das kann ich Ihnen ganz genau sagen, Kommissar. Bis übermorgen Mittag, da haben wir den Austausch geplant.«
    Berner runzelte die Stirn. »Und gegen wen oder was soll ich ausgetauscht werden? Ich bin nicht so berühmt, dass Sie eine große Summe Lösegeld oder wirklich wichtige Leute für mich bekommen werden«, meinte der Kommissar und wies mit einer umfassenden Handbewegung auf die reich dekorierten Wände. »Außerdem sieht es nicht so aus, als würden Sie noch ein paar Geldscheine mehr brauchen.«
    Schwester Agnes lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein, Kommissar,

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